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Thorsten Becker (Bildmitte)

Ein Bild aus vielen Puzzleteilen

28. Februar 2019

Thorsten Becker Agelidis war einer der ersten Studierenden im Modell-Studiengang Physiotherapie der Hochschule für Gesundheit (hsg Bochum). Das Studium hat ihm einen ganz neuen Weg eröffnet: den in die evidenzbasierte Praxis und in die Wissenschaft. Heute arbeitet, studiert, lehrt und forscht Becker Agelidis parallel.

Was willst du denn im Ruhrgebiet? Da ist doch alles voller Ruß. Und das Wetter ist so schlecht! – Aufbauend klang es nicht, was Thorsten Becker Agelidis von Freunden und Familie hörte, als er sagte, er gehe nach Bochum an die neu gegründete Hochschule für Gesundheit und studiere den Modell-Studiengang Physiotherapie. Im ersten Jahrgang überhaupt. Und auch, was er danach immer wieder gefragt wurde, hätte ihn zweifeln lassen können: Warum er denn einen praktischen Beruf wie Physiotherapie studiere. Doch Becker Agelidis zweifelte nicht. Er machte einfach. Ging positiv an die Sache heran. Und sagt heute, nachdem er im Frühjahr 2014 sein Studium mit dem Bachelor of Science abschlossen hat: „Ich habe die Zeit an der hsg genossen, hänge am Ruhrgebiet. Und meine Entscheidung, in meinem Fach den akademischen Weg zu gehen, habe ich nie bereut!“

Physiotherapeut Thorsten Becker
privat Der Physiotherapeut Thorsten Becker Agelidis arbeitet, studiert, lehrt und forscht. Foto: hsg-Bochum

Heute lebt Thorsten Becker Agelidis in Koblenz, ist verheiratet und Vater eines kleinen Sohnes. Er arbeitet 30 Stunden pro Woche in einer Praxis als Physiotherapeut und unterrichtet ‚Wissenschaftliches Arbeiten‘ und ‚Orthopädie‘ an einer Physiotherapie-Schule. Außerdem fährt er zweimal pro Woche nach Gießen, wo er an der Justus-Liebig-Universität seinen Master in Biomechanik absolviert. Seine Promotion will er auch bald beginnen. – Vier Baustellen. Vier Themen, die zueinander passen. Die sich nahtlos an die Hochschule anschließen. Zusammenfügen. Wie ein Puzzle, das zu einem Ganzen wird.

„Die Begeisterung für die wissenschaftliche Auseinandersetzung mit klinischen Inhalten hat mein Studium ausgemacht, denn die ist immer mitgeschwungen. Der Drang zu forschen kam gleich in den ersten Semestern. Durch die Professoren, die mich dafür begeistern konnten. Seit Ende des zweiten Semesters hatte ich den inneren Drang, die klinische Tätigkeit unbedingt noch mit einem Master-Studium und einer Promotion zu kombinieren.“ Das setze sich nun auch in seinem Master-Studium fort: „Es ist ein interdisziplinärer Master-Studiengang. Bei uns studieren auch Medizintechniker, Biologen….“

"Begeisterung für wissenschaftliche Auseinandersetzung mit klinischen Inhalten"

Auch jetzt hat sich wieder ein Puzzleteil ins andere gefügt: „Im Zuge meiner Stelle als Dozent für ‚Wissenschaftliches Arbeiten’ bin ich mit zwei Kollegen bekanntgeworden, einem Chirurgen und einem anderen Physiotherapeuten, die eine Studie erstellen. „Wir arbeiten gemeinsam an einem RCT (Anmerkung der Redaktion: Kurzfassung für ‚randomized controlled trial‘, RCT ist eine randomisierte kontrollierte Studie) und untersuchen eine neue Rehabilitationsmaßnahme in der postoperativen Nachbehandlung von Knievollprothesen. Geplant war eine Poster-Präsentation Mitte November 2018 im Rahmen des Forschungssymposiums Physiotherapie (FSPT) an der Universität zu Lübeck, allerdings konnte ich die Reise nach Lübeck nicht antreten, da meine Frau und ich ein zweites Kind erwarten. Es war also ein sehr positiver Grund, weshalb ich nicht dort sein konnte.“ Er fügt hinzu: „Ich unterrichte momentan an einer Physiotherapie-Schule ‚Wissenschaftliches Arbeiten’. Da ist dieses Thema losgelöst von den anderen Fächern, hat etwas mit Zahlen zu tun und ist deshalb ein bisschen mystifiziert. In meinem Studium war das anders. Da war jedes Modul von wissenschaftlichem Arbeiten und deren klinischen Nutzwert durchwoben. Das hat meine Denkweise geprägt.“

Wenn ihn heute jemand fragt, warum er Physiotherapie studiert hat, klingt seine Antwort präzise: „Weil es für unsere Disziplin immens wichtig ist, dass wir eigene Forschung betreiben und uns nicht darauf verlassen können, dass sich andere Disziplinen unseren Forschungsfragen widmen. Häufig sind die Fragen der verschiedenen Berufsgruppen sehr ähnlich und doch ist es ein anderer Blickwinkel. Die evidenzbasierte Physiotherapie ist meiner Erfahrung nach im Praxisalltag noch nicht angekommen.“

Warum forschen? "Weil es für unsere Disziplin immens wichtig ist!"

Wenn er es schafft, daran ein wenig zu verändern, ist aus Thorsten Becker Agelidis Puzzle ein Ganzes geworden.


Text: Tanja Breukelchen, freie Journalistin. Der Artikel erschien am 28. Februar 2019 im hsg-magazin.

Das Aufmacherbild zeigt Thorsten Becker Agelidis (Bildmitte) Ende November 2011 an der hsg Bochum. Zu der Zeit stand er noch recht am Anfang seines Physiotherapie-Studiums. Foto: hsg Bochum/Volker Wiciok

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