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Foto: dormakaba

„Mobile Arbeitsformen haben viele positive Auswirkungen auf die mentale Gesundheit“

15. Februar 2023

Mobiles Arbeiten ist nicht nur, aber besonders seit der Covid-19-Pandemie, in den Fokus gerückt. Doch wie wirkt sich diese Arbeitsform auf die psychische Gesundheit aus? Und wie kann möglichen Belastungsfaktoren präventiv entgegengewirkt werden? Malin Zühlke hat an der Hochschule für Gesundheit (HS Gesundheit) in Bochum den Masterstudiengang „Gesundheit und Diversity in der Arbeit“ studiert und ist in ihrer Abschlussarbeit genau diesen Fragen auf den Grund gegangen. Nicht allein, sondern in Zusammenarbeit mit einem international aufgestellten Partner aus der Praxis, der auf Zutrittslösungen spezialisierten Schweizer Unternehmensgruppe dormakaba, bei der Malin Zühlke heute als Global Diversity & Inclusion Expert arbeitet.

Schwerpunkt der Masterarbeit war neben einer umfassenden Literaturrecherche zum Thema psychische Belastungen bei mobiler Arbeit eine breit angelegte Online-Befragung über die weltweiten Standorte der Unternehmensgruppe hinweg, an der über 300 dormakaba-Mitarbeitende teilgenommen haben. Das Ergebnis? „Beim Aspekt der psychischen Gesundheit wird das mobile Arbeiten bei vielen Fragen besser bewertet als das Arbeiten vor Ort im Büro. Oder anders ausgedrückt: Mobile Arbeitsformen haben viele positive Auswirkungen auf die mentale Gesundheit“, bestätigt Malin Zühlke und untermauert ihre Worte mit Argumenten. „Eine verbesserte Konzentration, eine größere Flexibilität, eine höhere Schlafqualität, ein gesteigertes Energielevel, das neben dem Job fürs Privatleben übrigbleibt, weil zum Beispiel der täglich anfallende Arbeitsweg wegfällt – all das wirkt sich positiv auf die psychische Gesundheit aus. Dies sind nur einige der in der Umfrage abgefragten Aspekte mobiler Arbeit.“ Malin Zühlke hat bei ihren Auswertungen aber auch mögliche Belastungsfaktoren, die mit dem mobilen Arbeiten einhergehen können, identifiziert. Dazu würden vor allem soziale und arbeitsorganisatorische Faktoren gehören. „Die am häufigsten genannten Aspekte sind: Überstunden, ständige Erreichbarkeit, sich mit Aufgaben alleine gelassen fühlen und das Gefühl von sozialer Isolation.“

Foto: dormakaba
Hier wird Wissenschaft in die Praxis transferiert: Malin Zühlke (li.) und Sandra Ohlig haben für die Masterarbeit über mobiles Arbeiten und die Auswirkungen der Arbeitsform auf die psychische Gesundheit eng zusammengearbeitet.

Doch wie kann diesen Faktoren präventiv entgegengewirkt werden? Malin Zühlke hat bei dormakaba-Mitarbeitenden nachgehakt – mit selbst entwickelten Leitfadeninterviews. „Ich habe Lösungsansätze identifiziert, die präventiv die Gesundheit von Mitarbeitenden bei der mobilen Arbeit fördern können“, erläutert sie und nennt Beispiele. „Grundsätzlich kann, das zeigen verschiedene Modelle aus der Theorie, unter anderem bei der Führung, der Belegschaft selbst oder der Unternehmenskultur mit Lösungen angesetzt werden. Beste Beispiele: eine transparente und interaktive Arbeitskultur, die unter anderem unterstreicht, dass es vollkommen in Ordnung ist, auch beim mobilen Arbeiten Pausen zu machen. Diese könnten im eigenen Kalender deutlich sichtbar für alle geteilt werden, ebenso die Zeiten, zu denen man verfügbar ist oder eben nicht. Es könnte im Unternehmen beispielsweise auch die Regel gelten, dass zur Mittagszeit keine Meetings terminiert werden. Bei dormakaba wird das bereits in vielen Teams so gelebt. Und in puncto Überstunden: Sich eigene feste Deadlines zu setzen und die Arbeit danach aus dem Sichtfeld zu packen, das fördert die Gesundheit.“

Darüber hinaus haben sich bei ihren Analysen Lösungsansätze wie virtuelle Kaffeeküchen oder Mittagsrunden gegen eine soziale Isolation herauskristallisiert, ebenso Trainingsinitiativen zu Themen wie ‚Digitale Führung’ oder ‚Stressmanagement’. „In einigen dormakaba Teams sind schon tägliche virtuelle Mittagsrunden etabliert worden, und auch Webinare zum Thema Stressmanagement wurden bereits durchgeführt. Führungskräfte könnten zum Beispiel auch darin geschult werden, ihre Mitarbeitenden gezielt dazu zu ermutigen, sich bei Schwierigkeiten zu melden. Ein wichtiges Stichwort sind hier auch regelmäßige individuelle Gespräche“, rät Malin Zühlke. „Außerdem könnten im unternehmenseigenen Intranet Tipps und Erfahrungsberichte von Kolleg*innen für Kolleg*innen zum mobilen Arbeiten geteilt werden. Im Intranet von dormakaba gibt es zum Beispiel eine Toolbox zum Thema ‚Mobiles Arbeiten‘ sowie ein ‚Wellbeing Info Hub‘. Auf dieser Intranet-Seite sind allgemeine Informationen und Tipps zum Thema Stress und mentales Wohlbefinden aufgeführt. Außerdem werden aktuelle Veranstaltungen, Meldungen sowie passende Trainingsangebote geteilt.“

Sandra Ohlig, die bei dormakaba für das Global Employer Branding und das Akquirieren von neuen Mitarbeitenden zuständig ist, freut sich über den direkten praktischen Nutzen aus der Zusammenarbeit mit der HS Gesundheit: „Mit der Covid-19-Pandemie haben auch wir verstärkt im Homeoffice gearbeitet und uns als Unternehmensgruppe stellte sich die Frage, ob die mobile Arbeitsform eine ist, die langfristig im Unternehmen etabliert werden sollte und die für unsere Mitarbeitenden ein vorteilhaftes Arbeitsmodell ist. Empirisch validiert zu sehen, dass unsere Annahme richtig ist, dass sich mobiles Arbeiten durchaus in vielen Punkten positiv auf die mentale Gesundheit auswirkt, stützt unseren Weg, mobile Arbeit bei dormakaba weltweit weiter auszubauen und ein hybrides Arbeitsmodell zu verfolgen“, sagt Sandra Ohlig. Einige der mit der Masterarbeit herausgearbeiteten Handlungsempfehlungen für gezielte gesundheitsfördernde und präventive Maßnahmen seien bereits in der Umsetzung. „Wir haben nach den Ergebnissen der Masterarbeit eine neue feste Stelle im Unternehmen geschaffen und Malin Zühlke diese nach ihrem Studium angeboten. Die Gesundheit unserer Mitarbeitenden zu fördern und weiter an einer Kultur des Wohlbefindens zu arbeiten, ist uns wichtig. Malin bringt die wissenschaftliche Perspektive der Hochschule ins Unternehmen ein und arbeitet nun daran, die Ergebnisse aus ihrer Masterarbeit bei uns direkt umsetzen“, erzählt Sandra Ohlig.

Absolventin Malin Zühlke: „Ich bin dankbar, dass ich durch die praxisorientierte Lehre und Forschung an der HS Gesundheit so gut darauf vorbereitet wurde.“

Malin Zühlke hat das direkte Jobangebot gerne angenommen: „Ich freue mich sehr, dass bei dormakaba die Notwendigkeit für Gesundheitsförderung gesehen wird und dass ich direkt an meine Masterarbeit im Unternehmen anknüpfen kann. Quasi den wissenschaftlichen Input in die Praxis transferieren, das ist spannend und ich bin dankbar, dass ich durch die praxisorientierte Lehre und Forschung an der HS Gesundheit so gut darauf vorbereitet wurde.“ Malin Zühlke hat an der Universität Duisburg-Essen zunächst den zweifach Bachelor Kommunikationswissenschaft und Anglophone Studies abgeschlossen, bevor sie für ihr Masterstudium an die HS Gesundheit kam. „Ich bin froh, dass die HS Gesundheit so offen ist, Interdisziplinarität fördert und ich dort studieren konnte. Ich habe so viel Neues für meinen weiteren Weg gelernt. Zum Beispiel auch, dass Kommunikation gar nicht so weit weg von Gesundheitsförderung ist, wie ich anfangs dachte.“

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