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Prof. Dr. Kerstin Bilda; Vizepräsidentin für den Bereich Forschung an der hsg Bochum. Foto: hsg Bochum/Jürgen Nobel

Ziele und Visionen

1. Juli 2019

Neue wissenschaftliche Erkenntnisse gewinnen, gesundheitliche Versorgung verbessern, wissenschaftlichen Nachwuchs qualifizieren, die Akademisierung der Gesundheitsfachberufe fördern, interdisziplinäre Zusammenarbeit in der Gesundheitsversorgung und Aufbau von forschungsbasierten Praxisnetzwerken… Die Liste der Forschungsziele der hsg ist lang. Und hoch aktuell. – Ein Gespräch mit Prof. Dr. Kerstin Bilda, Vizepräsidentin Forschung der hsg Bochum:

Sie gehören zum Gründungsteam der hsg Bochum, haben den Studienbereich Logopädie maßgeblich mit aufgebaut und wurden 2015 nebenamtliche Vizepräsidentin für den Bereich Forschung…

Prof. Dr. Kerstin Bilda: … ja, die Einrichtung des Amtes des Vizepräsidiums Forschung war ein erster Schritt, Forschung auf einer zentralen Ebene sichtbar zu machen und die Verantwortlichkeit zu strukturieren.

Welche hochschulinternen Strukturen braucht es denn, damit sich Forschung entwickeln kann?

Bilda: Unter anderem eine Forschungskommission, also ein gewähltes Gremium aus Professor*innen, wissenschaftliche Mitarbeiter*innen und Mitarbeiter*innen der Verwaltung, die das Präsidium beraten und es bei der strategischen Weiterentwicklung bei Forschungsfragen unterstützen. Die Einrichtung der Forschungskommission war 2016 – und für die hsg Bochum ein Meilenstein.

Wie ging es weiter?

Bilda: Die erste wichtige Aufgabe der Forschungskommission war, das bereits bestehende Forschungsförderkonzept zu überarbeiten. Inzwischen gibt es bei uns unterschiedliche Anreiz- und Unterstützungssysteme, die sehr gute Rahmenbedingungen für die Forschung an der hsg bieten. Dazu zählen unter anderen zur Verfügung stehende hochschulinterne Forschungsgelder, Mittel für Qualifizierungsstellen und die Übernahme von Publikationskosten. Diese Maßnahmen sollen dazu beitragen, die Forschung an der hsg auszubauen, sichtbar und wettbewerbsfähig zu machen. Für die Sichtbarkeit und Anerkennung der Forschung ist es auch wichtig drittmittelaktiv zu sein, das heißt sich an öffentlichen Ausschreibungen erfolgreich zu beteiligen und Forschungsförderungen von privaten Geldgebern wie private Stiftungen oder Wirtschaftsunternehmen einzuwerben.

Erfreulich ist, dass die hsg über die letzten Jahre erfolgreich bei kompetitiven Ausschreibungen öffentlicher Förderinstitutionen wie zum Beispiel des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF) und bei den Leitmarktwettbewerben NRW Drittmittel in größerem Umfang eingeworben hat.

Wie knüpft man Kontakte, um Drittmittel, aber auch Kooperationen auf den Weg zu bringen?

Bilda: Zum Beispiel durch nationale und internationale Veröffentlichungen, Arbeiten in Netzwerken und das gezielte Suchen von Partnern. Zudem kooperieren wir viel mit der Praxis, was für die angewandte Forschung einer Fachhochschule sehr wichtig ist, denn über kooperative forschungsbasierte Praxispartnerschaften erhöhen sich die Chancen auf die erfolgreiche Einwerbung von Drittmitteln.

Forschung und Lehre sind an der hsg keine zwei Welten.

Bilda: Forschung soll ein integraler Teil der hsg-Kultur sein. Der Mehrwert der Akademisierung der Gesundheitsberufe, der immer wieder politisch und gesellschaftlich hinterfragt wird, lässt sich nur durch Forschung belegen. So tragen beispielsweise Projekte, in denen die Wirksamkeit von therapeutischen Interventionen untersucht werden, zu evidenzbasierten Daten bei und somit zu einer Qualitätssicherung der Gesundheitsversorgung. Allerdings müssen Professor*innen an Fachhochschulen 18 Semesterwochenstunden wöchentliche Lehre ableisten. Da bleibt wenig Zeit für eine wissenschaftlich anspruchsvolle Forschung. Diese Rahmenbedingungen sind wirklich schwierig, um eine Forschung auf hohem Niveau an einer Fachhochschule aufzubauen. Da ist die Verknüpfung von Lehre und Forschung eine Möglichkeit, um beide Welten miteinander zu verbinden.

Wie kann eine sichtbare und anerkannte Forschung an einer Fachhochschule aufgebaut werden?

Bilda: Sehr wichtig ist es, trotz schwieriger Rahmenbedingungen auf verschiedenen Ebenen zentrale Strukturen zu schaffen, die die Forschung unterstützen und die Durchführung von Forschungsprojekten erleichtern. Dazu zählen die Gewährung von Lehrermäßigungen und die Unterstützung beim Schreiben von Forschungsanträgen. Für die Außendarstellung der Forschung der hsg ist die kontinuierliche erfolgreiche Beteiligung an öffentlichen Ausschreibungen von wissenschaftlich renommierten Förderinstitutionen sehr wichtig.

Ein wichtiges Qualitätsmerkmal ist auch die Ethikkommission…

Bilda: … ja, denn unsere empirische Forschung umfasst Patient*innen und Menschen in vielfältigen Lebenslagen. Für die Durchführung dieser Art der Forschung ist ein Ethikvotum zwingend erforderlich …

… und das noch recht neue Institut für Angewandte Gesundheitsforschung (IAG).

Bilda: Die Idee war, dass sich Forschungsgruppen gründen, die gemeinsam mit externen Partner*innen aus Wissenschaft und Gesellschaft, in forschungsbasierten Projekten Fragestellungen bearbeiten. Diese thematisch gebündelte Zusammenarbeit mit externen Partner*innen erhöht die Sichtbarkeit der Hochschule insbesondere in der Region. Das IAG bietet zudem eine Plattform für Wissenschaftler*innen sich interdisziplinär über Forschungsthemen auszutauschen. Um diesen interdisziplinärem Austausch zu unterstützen, organsiert das IAG Workshops, Fachtagungen und Weiterbildungen.

Welche Ziele verfolgt die Forschung an der hsg Bochum?

Bilda: Die Hochschule wissenschaftlich zu profilieren. Der gesellschaftliche Auftrag an die hsg Bochum lautet, einen Beitrag zur Verbesserung der gesundheitlichen Versorgung zu leisten. Zum Beispiele über die Entwicklung und Erprobung neuer bedarfsgerechter ambulanter und stationärer Versorgungsmodelle, die wissenschaftlich begleitet werden. Im Bereich der Digitalisierung können technische Assistenzsysteme bei Menschen mit chronischen Erkrankungen eine sehr sinnvolle und nachhaltige Ergänzung zur Einzeltherapie darstellen. Allerdings nur, wenn sie ausgerichtet auf die Wünsche und Bedürfnisse der betroffenen Patient*innen entwickelt wurden.

Welche Ziele und Visionen verbinden Sie in Sachen Forschung mit den nächsten zehn Jahren hsg Bochum?

Bilda: Wir wollen unseren Ruf als forschungsstarke Fachhochschule etablieren. Ein besonderes Merkmal unserer Hochschule ist, dass sie das Kernstück des Gesundheitscampus in Bochum darstellt. Die Zusammenarbeit mit den fachlich sehr ausgewiesenen Partner*innen auf dem Gesundheitscampus bietet herausragende Möglichkeiten der Profilierung und der Entwicklung eines regionalen Forschungsverbundes. Persönlich habe ich das Ziel, die Förderung von Doktorand*innen in unseren eigenen Themenfeldern (zum Beispiel Therapiewissenschaften) voranzubringen, indem wir hier zum Beispiel ein eigenes Promotionskolleg implementieren. Zwar besitzen wir als Fachhochschule kein Promotionsrecht, aber wir haben zurzeit sechs laufende Promotionsverfahren mit Universitäten, bei denen unsere Kolleg*innen gleichberechtigte vom Promotionsausschuss der jeweiligen Universitäten bestellte Gutachter sind. Weitere Promotionen sind in Arbeit.


Forschen und verändern

Mit zahlreichen Forschungsprojekten gibt die hsg Antworten den gesellschaftlichen Wandel. Dieser Überblick zeigt beispielhaft einige Forschungsprojekte der Hochschule. Welches Projekt war das erste größere und welches ist das größte oder finanzstärkste? Welches Projekt stand besonders in der Öffentlichkeit?

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Text: Das Interview führte Tanja Breukelchen, freie Journalistin. Der Text erschien am 1. Juli 2019 im hsg-magazin.

Aufmacher: Prof. Dr. Kerstin Bilda, hier im Gespräch mit der Journalistin Tanja Breukelchen, gehörte zu den ersten Professorinnen der hsg Bochum. Sie baute den Studienbereich Logopädie maßgeblich mit auf und übernahm im Jahr 2015 das Amt der Vizepräsidentin für den Bereich Forschung. Foto: hsg Bochum/Jürgen Nobel