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Das BIld zeigt Dr. Antje Weseler, Vertretungsprofessorin für Translationale Pharmakologie und Medizin im Department für Pflegewissenschaft
Foto: HS Gesundheit

Academic Bicycle Challenge

21. Oktober 2021

Die Covid-19-Pandemie hat dafür gesorgt, dass sich das Leben vieler Menschen vor allem digital und in den eigenen vier Wänden abgespielt hat. Auch an der Hochschule für Gesundheit (HS Gesundheit) in Bochum haben die Studierenden und Mitarbeiter*innen lange Zeit im Home-Office gearbeitet. Einige von ihnen haben aber auch – um ein Zeichen in Sachen Nachhaltigkeit und Umweltschutz zu setzen – an der ‚Academic Bicycle Challenge‘ – dem internationalen Fahrradwettbewerb für Hochschulen teilgenommen.

Mit großem Erfolg: Die HS Gesundheit hat es weltweit auf Platz drei des relativen Hochschulrankings geschafft! Die 45 Mitarbeitenden und Studierenden, die teilgenommen haben, meisterten in den 30 Tagen der Challenge insgesamt einen Kilometerstand von 9.005 Kilometern. ‚gesichter‘ hat die eifrigsten Radler aufgespürt und sich ihre Geschichten aufgeschrieben.

Dr. Antje Weseler, Vertretungsprofessorin für Translationale Pharmakologie und Medizin im Department für Pflegewissenschaft: Mit 2.451,6 Kilometern erreichte sie die beste Leistung innerhalb der Hochschule für Gesundheit und endete im weltweiten individuellen Ranking auf Platz 6.

Ich war gerade erst nach 16,5 Jahren in Maastricht zurück nach Deutschland gezogen und kannte die Region um Bochum nur wenig. Während der vielen Jahre in den Niederlanden ist es für mich die größte Selbstverständlichkeit geworden, alles im Alltag so viel wie möglich mit dem Fahrrad zu erledigen, egal bei welchem Wetter und zu welcher Tageszeit. Das Fahrradwegenetz ist dort inner- und außerorts fantastisch und in der Regel baulich getrennt von den Fahrbahnen motorisierter Verkehrsteilnehmer. In dieser Hinsicht hat Deutschland großen Nachholbedarf: Es gibt zwar mittlerweile viele Fahrradwege in der Region, aber die teilt man sich in der Stadt oft zum Beispiel mit dem Bus oder parkenden Autos, was zu gefährlichen Situationen führen kann ist.

Als ich von der „Academic Bicycle Challenge (ABC)“ hörte, dachte ich, da mache ich mit und nutze es zum Kennenlernen der Fahrradtauglichkeit des Ruhrgebiets. Außerdem fand ich die Idee großartig, einmal auszuprobieren, was es bedeutet, für 30 Tage konsequent auf sein Auto zu verzichten und trotzdem all seinen alltäglichen Gewohnheiten, Verabredungen und Ausflügen nachzugehen. Auch der sportliche Wettbewerb reizte mich sehr, auch hatte ich keinerlei Vorstellung, wieviel Kilometer ich in der Lage wäre, pro Tag in einem Monat zusammen zu radeln.

Das Bild zeigt einen Hund, der hinten auf dem Fahrrad sitzt.
Foto: AW
"On Tour" im Juni 2021.

Da ich einen kleinen Terrier-Mischling habe, mit dem ich – zählt man alle Runden zusammen – jeden Tag um die 10 bis 20 Kilometer laufe, habe ich während der ABC dafür das Fahrrad genommen, und Bruni, mein Hund, ist nebenher gelaufen. Um zusätzliche, „schnelle“ Kilometer zu machen, kam Bruni ins Körbchen. Sie liebt es, hinten auf dem Fahrrad zu sitzen, die vorbeiziehende Umgebung aus der Sozi-Position zu beobachten und sich den Fahrtwind um die Nase wehen zu lassen. Auf diese Art und Weise habe ich mir als Erstes die Erkundung des Ruhrtalradwegs zwischen Witten, Bochum und Essen vorgenommen. Des Weiteren bin ich, wie sonst mit dem Auto, an den Wochenenden mit Hund und kleinem Gepäck nach Düsseldorf, meinem eigentlichen Zuhause, geradelt.  Meine längste Strecke an einem Tag war mit rund 120 Kilometern eine Tour von Düsseldorf zur Ruhrmündung in Duisburg Ruhrort und dann immer entlang der Ruhr bis zum Ende des Kemnader Sees durchs Lottental nach Bochum Wiemelhausen. Auch bin ich den Ruhrtalradweg weiter Ruhraufwärts bis zum Hengsteysee gefahren, um diesen zu umrunden und wieder nach Bochum zurückzufahren. Da ich unter der Woche mein tägliches Kilometerpensum, das ich mir im Laufe der Challenge persönlich gesetzt habe, neben der Arbeit schaffen musste, habe ich mir morgens um 5.30 Uhr den Wecker gestellt und saß um 08.30 Uhr nach ersten 40-50 Kilometern wach und zufrieden am Schreibtisch, manchmal in einem Zoom-Meeting, in dem der eine oder andere noch müde an seinem Kaffee-Becher nippte. Weitere Kilometer bin ich dann abends meistens bis 22-22.30 Uhr gefahren.

Obwohl die Nächte in den 30 Tagen ziemlich kurz waren, haben mir die ausgiebigen Touren in die wunderschöne Umgebung entlang der Ruhr und der faszinierenden zur Kulturnatur-Landschaft umgestalteten Industrieanlagen unheimlich viel Energie gegeben. Wie einfach, entspannend und erlebnisreich ist es doch, „mal eben“ von der Ruhr an den Rhein (und wieder zurück) zu fahren, und damit seinen täglichen körperlichen Aktivitätsbedarf zu stillen und sich gleichzeitig ökologisch nachhaltig fortzubewegen.

Apropos Nachhaltigkeit: Ganz so nachhaltig war ich dann doch nicht unterwegs, denn bis auf wenige Ausnahmen habe ich für die meisten der knapp 2500 Kilometer mein e-Bike benutzt. Deswegen habe ich mal grob überschlagen, wieviel CO2 ich durch den Stromverbrauch beim Aufladen des Akkus in dieser Zeit produziert habe: Mein e-Bike Akku hat eine Leistung von 500 Wh. Je nach Tour, Gepäck und Grad der Tretunterstützung habe ich damit eine Reichweite von 100-120 Kilometern. Im Juni habe ich den Akku jedoch täglich einmal aufgeladen, auch war dieser in der Regel nie komplett leer. Der Einfachheit halber nehme ich trotzdem an, dass ich 30 Tage 500 Wh/Tag verbraucht habe. Dies bedeutet einen gesamten Stromverbrauch von 15.000 Wh bzw. 15 kWh/30 Tage. Laut der Webseite „klimaneutral-handeln“ kann man grob davon ausgehen, dass 1 kWh ungefähr 0,4 kg CO2 produziert. Damit beläuft sich meine CO2-Emission mit dem e-Bike in 30 Tagen auf ungefähr 6 kg CO2.

Wieviel Bäume bräuchte es nun, um 6 kg CO2 im Monat zu binden? Je nach Baumart (Bodenbeschaffenheit, Wasser- und Lichtangebot, etc.) bindet ein Baum ca. 10 – 12 kg CO2/Jahr. Das bedeutet, dass 1 Baum pro Monat ungefähr 1 kg CO2 bindet. Man bräuchte also mindestens sechs Bäume, um die CO2-Emmissionen zu kompensieren, die eine Person (mit leichtem Gepäck) mit einem e-Bike beim Zurücklegen von knapp 2500 km in 30 Tagen erzeugt – zumindest, wenn der Strom nicht aus Wind-, Wasser- oder Sonnenenergie stammt. Das fand ich zunächst gar nicht mal so wenig. Vergleiche ich es natürlich mit meinem Auto, das mit einem CO2-Ausstoss von 116g/km angegeben wird, relativieren sich die e-Bike-Emissionen deutlich. Für 2500 km im Monat müsste man schon mind. 290 Bäume pflanzen, um das ausgestoßene CO2 (290 kg!) wieder zu kompensieren.

Wie dem auch sei, aus dem Bedürfnis dieser besonderen Natur, die ich so intensiv auf dem Fahrrad erleben durfte, etwas zurückzugeben, habe ich nach Beendigung der ABC privat eine Baumspendenaktion ins Leben gerufen, bei der wir bislang einen Betrag zusammentragen konnten, der zur Aufforstung etlicher Quadratmeter der durch die letzten Trockensommer stark gebeutelten Wälder unsere Region reichen wird.

Mein persönliches Fazit aus der ABC 2021: So viel wie möglich das Auto stehen lassen und aufs Fahrrad steigen! Es ist nicht nur eine nachhaltige Art und Weise der Fortbewegung, sondern auch wunderbar, um seinen ganzen Körper in Schwung zu bringen, Stress abzubauen, gute Laune zu bekommen und seine nähere und weitere Umgebung hautnah zu erleben. Es ist immer so viel mehr möglich, als man vorher denkt!

Zu sehen ist Melanie Schellhoff mit ihrem Rad vor der hsg Bochum.
Foto: hsg Bochum/ck
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