Zum Inhalt springen
Das Bild zeigt den Ausschnitt einer Weltkarte auf der Stecknadelköpfe stecken.
Foto: HS Gesundheit/Volker Wiciok

Internationalisierungsgrad weiter erhöhen

2. August 2022

Das International Office der Hochschule für Gesundheit (HS Gesundheit) in Bochum hat ein neues Führungsteam: Dr. Ilona Jansen ist die neue Leiterin, Johanna Rolf ihre Stellvertreterin. Wie ihre ersten Eindrücke von der neuen Aufgabe sind, welchen internationalen Background sie mitbringen und was für Themen bereits auf der Agenda stehen, dass verraten die beiden im Interview.

Wie ist Ihr erster Eindruck von der neuen Aufgabe?

Dr. Ilona Jansen: Ich arbeite seit neun Jahren an der HS Gesundheit und ich sehe und weiß, dass sehr viel zur Internationalisierung in den verschiedenen Bereichen der Hochschule passiert. Bestes Beispiel: Im Juni 2021 wurde mit der Ibaraki Prefectural University of Health Sciences in Ibaraki (IPUHS) in Japan ein Memorandum of Understanding abgeschlossen, das den formalen Rahmen für den Aufbau einer Kooperation bildet. Ich sehe einen sehr guten Ansatz zur Anbahnung einer strategischen Partnerschaft mit der IPUHS in Japan. Hier gibt es einen intensiven Austausch. Es haben verschiedene Online-Treffen zwischen den Vertreter*innen beider Hochschulen stattgefunden, die einerseits zum gegenseitigen Kennenlernen und andererseits zur Sondierung möglicher Kooperationsaktivitäten dienen.

Anderes Beispiel: Mit der erfolgreich beantragten „European Charter of Higher Education“ (ECHE) nimmt die HS Gesundheit an der neuen ERASMUS-Programmgeneration (2021-2027) teil. Damit verbunden ist eine Vielzahl von Neuerungen und Zielsetzungen, die mit dem ERASMUS-Programm in den kommenden Jahren verknüpft sind. Neben Themen wie Nachhaltigkeit (‚Green ERASMUS‘), sozialer Teilhabe und Inklusion ist vor allem die Digitalisierung des Programms eine Aufgabe, mit deren Umsetzung das International Office der Hochschule sich befasst. Zurzeit bestehen mit 25 Hochschulen im europäischen Ausland ERASMUS+-Partnerschaften, mit vier Hochschulen unterhält die HS Gesundheit Partnerschaften im Rahmen des Swiss-European Mobility Programmes. Kurzum: Es ist eine neue spannende Aufgabe.

Johanna Rolf: Das kann ich nur unterstreichen. Ich arbeite seit über drei Jahren als Projektkoordinatorin für das studienvorbereitendende Programm „NRWege ins Studium“ im International Office und kümmere mich um die akademische Integration geflüchteter Menschen. Dort stehe ich im engen Kontakt zu den Studierenden an der HS Gesundheit, die einen Fluchthintergrund haben, berate und betreue sie in allen Fragen rund um ihr Studium bei uns. Diese Kultur einer individuellen Betreuung ausländischer Studierender ist uns sehr wichtig. Internationalisierung bietet viele Chancen und die HS Gesundheit öffnet damit Türen für die Forschung im Gesundheitswesen ebenso wie für den eigenen beruflichen Lebensweg der Studierenden. Daher freue ich mich, künftig noch stärker daran mitarbeiten zu dürfen, die Mobilität von Studierenden an der HS Gesundheit noch weiter zu steigern.

Ein Portraitbild von Dr. Ilona Jansen.
HS Gesundheit/ds
Dr. Ilona Jansen ist die neue Leiterin des International Office der HS Gesundheit.

Sie selbst haben einen starken internationalen Background – können Sie uns einen Überblick geben?

Dr. Ilona Jansen: In der Tat habe ich einen sehr international ausgerichteten Fokus. Ich finde den internationalen Austausch sehr wichtig, weil er einem den Blick über den eigenen „Tellerrand“ ermöglicht und man über eigene Denk- und Verhaltensmuster nachdenken muss. Deshalb absolvierte ich bereits während meines Studiums an der Universität Witten/Herdecke (UW/H) zwei Auslandsaufenthalte in Afrika. Während des Bachelorstudiums untersuchte ich gemeinsam mit einem Kommilitonen die Rolle der Pflegenden im gambischen Gesundheitssystem. Für meine Masterarbeit führte ich in einem Projekt der Gesellschaft für Technische Zusammenarbeit eine ethnographische Studie zur Mütter- und Säuglingssterblichkeit in einem Dorf in Ghana durch.

Während meines Studiums an der UW/H war ich lange Zeit Assistentin der Internationalen Koordinatorin der Medizinischen Fakultät und habe mit dieser und Kommiliton*innen Programme zur Vor- und Nachbereitung von Auslandsaufenthalten sowie einen Auslandsfond entwickelt. Zum Ende meines Studiums hin habe ich, gemeinsam mit der damaligen Internationalen Koordinatorin, ein Projekt zur Förderung des internationalen Austauschs von Pflegemanager*innen der Robert-Bosch-Stiftung akquiriert und das Zentrum im internationalen Gesundheitswesen (G-plus) mit aufgebaut.

Dann zog es mich für drei Jahre zur Promotion an die Universität in Kuopio in Finnland. Parallel zum Promotionsprogramm in Finnland absolvierte ich ein dreijähriges Promotionsprogramm der European Academy of Nursing Science (EANS). Nach erfolgreichem Abschluss beider Programme und meiner Promotion hatte ich die Möglichkeit als Scholar der EANS das internationale Netzwerk weiterhin zu nutzen und Erfahrungen in der Lehre an verschiedenen europäischen Universitäten mit Menschen aus unzählig vielen Ländern zu machen.

2008 wurde ich angefragt, ob ich in einem Projekt der Gesellschaft für Internationale Arbeit (GIZ) in den Vereinigten Arabischen Emiraten mitarbeiten möchte. Es ging um die Entwicklung eines Berufsbildungsinstituts und entsprechende Ausbildungsgänge für verschiedene Fachbereiche. Das Besondere: Das Zentrum war dem tertiären Bildungsbereich zugeordnet und musste vom Wissenschaftsministerium akkreditiert werden. Ebenso die Ausbildungsgänge. Basis hierzu bildete der European Qualifications Framework. Ich war in dem Projekt als Leitung des „Department of Medical and Health Care“ dafür verantwortlich sowohl das Department als auch, in Kooperation mit meinen Mitarbeiter*innen im Department, dessen Studiengänge zu entwickeln und zu implementieren. Parallel dazu war ich Mitglied im Rektorat und hier für den Bereich Studium und Akademisches zuständig.

Ilona Jansen: „Ich sehe, dass sehr viel zur Internationalisierung in den verschiedenen Bereichen der Hochschule passiert.“

Anders und vor allen Dingen schneller als in Deutschland konnte ich sowohl das Wissenschafts- und das Gesundheitsministerium als auch den Berufsverband recht schnell davon überzeugen, dass die Ausbildung in den Gesundheitsberufen auf akademischen Füßen stehen sollte. Ich wechselte dann, gemeinsam mit dem gesamten Department und den Studiengängen, an die erste Hochschule für Gesundheit im Emirat Abu Dhabi. Als Dekanin des Fachbereichs „Allied Health“ implementierte ich, gemeinsam mit dem Rektor der Hochschule – ein Australier –, eine Kooperation mit der Monash University in Melbourne in Australien unter anderem zur Weiterentwicklung der Studiengänge zu Bachelorstudiengängen mit einem Diploma Exit Point.

Ein Portrait von Johanna Rolf.
Foto: HS Gesundheit
Johanna Rolf ist stellvertretene Leiterin des International Office der HS Gesundheit.

Johanna Rolf: Ich habe Geschichte sowie Anglistik/Amerikanistik an der Ruhr-Universität Bochum studiert, meinen Bachelor also in zwei Fächern absolviert. Darauf aufbauend habe ich einen Master in European Culture and Economy gemacht. Parallel dazu habe ich im International Office der Ruhr-Universität Bochum gearbeitet, zunächst als studentische, später als wissenschaftliche Hilfskraft. Dort habe ich zum Beispiel Tutorenprogramme für Geflüchtete und internationale Studierende konzeptioniert und durchgeführt. Während meines Masterstudiums durfte ich auch ein dreimonatiges Praktikum im Auswärtigen Amt in Brüssel machen, in der Ständigen Vertretung der Bundesrepublik Deutschland bei der Europäischen Union. Direkt im Anschluss kam ich dann eben als Projektkoordinatorin für das studienvorbereitende Programm „NRWege ins Studium“ an die HS Gesundheit.

Parallel dazu arbeite ich im Department of Community Health und bin Teil des Teams rund ums Forschungsprojekt „Urban Health im Ruhrgebiet – eine Machbarkeitsstudie“. Das ist ein transdisziplinäres Projekt, das sich mit dem sehr wichtigen Thema StadtGesundheit beschäftigt. Dazu passend habe ich zum Beispiel auch am Aufbau der digitalen Plattform „Urban Health digiSpace“ mitgewirkt, zu der es auch bereits eine erste erfolgreiche Veranstaltungsreihe gab, die ich mit organisieren dufte.

Was sind die wichtigsten Themen, die Sie als erstes angehen werden?

Dr. Ilona Jansen: Insgesamt planen wir den Internationalisierungsgrad – wie im Hochschulentwicklungsplan 2022-2026 als Ziel formuliert –, in allen Bereichen der Hochschule systematisch weiter auszubauen und das Selbstverständnis als internationale Hochschule nachhaltig zu stärken – das ist eine große Aufgabe, die wir gemeinsam mit allen Bereichen der Hochschule angehen werden. Internationalisierung soll zum Beispiel ins Studium, in die Lehre weiter Einzug finden. Darüber hinaus laufen derzeit unter anderen unsere Planungen für das International Study Programme (ISP) 2023, das wir gemeinsam mit der Evangelischen Hochschule Rheinland-Westfalen-Lippe (EvH RWL) Bochum auf die Beine stellen. Mit dem Angebot, das regulär im Sommersemester stattfindet, kommen Studierende unterschiedlicher Herkunft zusammen und nehmen gemeinsam an Seminaren an beiden Hochschulen teil. An dem Lehrangebot sind auch internationale Gastdozent*innen beteiligt. Darüber hinaus kann ich auch verraten, dass derzeit ein Besuch einer Delegation der IPUHS Japan geplant wird. Im Herbst sollen zehn Studierende der HS Gesundheit die IPUHS Japan auch im Rahmen eines japanischen Austauschprogrammes besuchen.

Johanna Rolf: Ich bin ein großer Fan davon andere Kulturen kennenzulernen und zwar durch eigenes Erleben. Mit 16 Jahren habe ich ein Jahr bei einer Gastfamilie in den USA gelebt und dort an einer High-School die 11. Klasse besucht. In Studienzeiten habe ich am Programm „Go East“ des Deutschen Akademischen Austauschdienstes (DAAD) teilgenommen, das Studierenden aus Deutschland Studien- und Forschungsaufenthalte in Ostmittel-, Südost- oder Osteuropa ermöglicht. Gemeinsam mit Studierenden aus aller Welt bin ich auf eine Art Sommercamp gegangen, nach Polen, in die Ukraine und in die Republik Moldau. Dort haben wir in Kursen und Vorträgen Land, Menschen, Sprache und Kultur kennengelernt. Ich finde es wahnsinnig wichtig, dass Studierende die Möglichkeit haben, im Rahmen ihres Studiums auch eine Zeit ins Ausland zu gehen. Und dabei sollte es niemals aus finanziellen Gründen dazu kommen, dass jemand der möchte, nicht diese Erfahrung macht. Es gibt viele Finanzierungsmöglichkeiten und wir helfen den Studierenden dabei die richtigen Stipendien und Programme zu finden. Chancengerechtigkeit in der Bildung ist für mich enorm wichtig und deshalb möchte ich besonders Erstakademiker*innen unterstützen und ermutigen eine Auslandserfahrung zu machen.

Johanna Rolf: „All das, was man durch einen Auslandsaufenthalt mit zurückbringt, bereichert das Privat- wie auch Berufsleben.“

Ein Auslandsaufenthalt entwickelt die eigene Persönlichkeit weiter, er fördert die Selbstständigkeit und Selbstorganisation, gleichzeitig kommen die Studierenden in einen kulturellen Austausch, sie können ihre Fremdsprachenkenntnisse erweitern und durch einen Austausch in ihrem spezifischen Studienfach gewinnen sie auch wertvolle Kenntnisse über den Forschungsstand in anderen Ländern. All das, was man durch einen Auslandsaufenthalt mit zurückbringt, bereichert das Privat- wie auch Berufsleben. Manchmal ist ein Auslandsaufenthalt aufgrund der Umstände nicht möglich und manche Studierende trauen sich nicht ganz allein in einem anderen Land zu leben. Das ist überhaupt nicht schlimm, doch dann ist es wichtig internationale und interkulturelle Erfahrung hier zu machen. Das möchte ich an der HS Gesundheit intensivieren. Voneinander lernen, sich verstehen, kennenlernen und Freundschaften schließen, ist zentral in der Hochschule, aber selbstverständlich auch darüber hinaus.

Das Bild zeigt auf dem Ausschnitt einer Weltkarte die Lage von Syrien.
Foto: Pixabay
lernen & lehren
|
17. März 2022

Flucht für eine berufliche Perspektive

Junge Syrerin beschreibt Weg an die HS Gesundheit
Zu sehen sind die drei Austauschstudierenden aus Istanbul vor der Hochschule für Gesundheit
Foto: HS Gesundheit
kooperieren & vernetzen
|
30. April 2021

Von Istanbul nach Bochum

Rahime Bilseloğlu studiert an der Istanbul Universität – Cerrahpaşa. Dort ist sie im dritten Semester des Bachelorstudiengangs ...