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Zu sehen ist Nina Peterwerth.
Foto: hsg Bochum/Judith Merkelt-Jedamzik

Riskante Situation im Kreißsaal

30. August 2019

Was verstehen Hebammen, Gynäkologinnen und Gynäkologen unter dem Wort Risiko in der Geburtshilfe? Diese Frage untersucht die Hebamme Nina Peterwerth im Rahmen ihrer Promotion in Kooperation der Hochschule für Gesundheit (hsg Bochum) und der Universität Witten/Herdecke. Unterstützt wird sie bei ihrem Promotionsvorhaben außerdem vom Graduierteninstitut für angewandte Forschung der Fachhochschulen in Nordrhein-Westfalen (GI NRW).

„Es geht um die Risikowahrnehmung des geburtshilflichen Fachpersonals und darum, zu untersuchen, ob diese von persönlichen und systemimmanenten Faktoren beeinflusst wird“, so Peterwerth. In ihrer Studie verfolgt sie einen zweigeteilten Ansatz: Zuerst ermittelt die Hebammenwissenschaftlerin anhand von Fokusgruppeninterviews mit Hebammen, Gynäkologinnen und Gynäkologen, was die beiden Berufsgruppen überhaupt unter dem Wort Risiko verstehen und welche Situationen sie bezogen auf ihre Arbeit im Kreißsaal als risikoreich beschreiben würden. An die Fokusgruppeninterviews soll sich dann eine Online-Befragung anschließen. Bei ihrer Studie lässt Peterwerth ganz bewusst ihre persönliche Berufserfahrung aus dem Kreißsaal außen vor und konzentriert sich auf die Aussagen aus der Gruppenbefragung, um die Ergebnisse der Studie nicht zu beeinflussen.

Das Bild zeigt die Buchstaben des Wortes Risiko.
Foto: Katrin Hemesath

Ihre eigene Hebammenausbildung hat Peterwerth an der Akademie für Gesundheitsberufe Wuppertal gemacht. Ausbildungsergänzend hat sie ein Bachelor-Studium im Fach Midwifery an der Hochschule Osnabrück begonnen und während ihrer beruflichen Tätigkeit abgeschlossen. Es folgte ein Masterabschluss in Gesundheits- und Pflegewissenschaft an der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg. Danach arbeitete sie zwei Jahre als Wissenschaftliche Mitarbeiterin am Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG) und war dabei an der Erstellung von Evidenzberichten zur Unterstützung der Erstellung der S3-Leitlinie zur vaginalen Geburt beteiligt.

Schon länger hatte Peterwerth mit dem Thema Promotion geliebäugelt und als sie 2018 hörte, dass die hsg Bochum eine Promotionsstelle in der Hebammenwissenschaft ausgeschrieben hatte, war ihr schnell klar, dass das genau das richtige für sie wäre. „Bei meiner Promotion handelt es sich um eine kooperative Promotion, die durch das GI NRW unterstützt wird und die durch eine Kooperation zwischen der hsg Bochum und der Universität Witten-Herdecke ermöglicht wird“, erklärt Peterwerth, deren Promotionsstelle an der hsg Bochum aus zentralen Mitteln finanziert wird. „Betreut werde ich dabei von Prof. Dr. Rainhild Schäfers von der hsg und Prof. Dr. Wilfried Schnepp von der Universität Witten/ Herdecke“, so die Promovendin. Peterwerth engagiert sich auch als stellvertretende Sprecherin der Promovierenden und promotionsinteressierten Mitglieder der Fachgruppe Soziales und Gesundheit des GI NRW.

Die Fokusgruppengespräche für ihre Studie laufen noch bis Dezember 2019 und bislang ist die Promovendin sehr zufrieden mit der Beteiligung an ihrer Studie. Nachdem sie die Ergebnisse aus der Befragung analysiert hat, soll 2020 im zweiten Teil der Studie eine Online-Befragung von geburtshilflichem Fachpersonal folgen. Darin will Peterwerth dann prüfen, inwiefern personenbezogene Merkmale, wie das Alter oder die Berufserfahrung oder systemimmanente Faktoren, wie die Geburtenzahl in den Krankenhäusern, sich auf die Risikowahrnehmung der Hebammen, Gynäkologinnen und Gynäkologen auswirkt.

Außerdem will sie anhand ihrer Daten untersuchen, ob ein unterschiedliches Risikoempfinden Einfluss auf die Entscheidungen hat, die das Personal im Kreißsaal trifft. „Sollte bei meiner Untersuchung herauskommen, dass die Risikowahrnehmung einen Einfluss auf die Betreuung von Gebärenden hat, dann wäre das ein Zeichen dafür, dass man das Thema Risiko in der Ausbildung von Hebammen, Gynäkologinnen und Gynäkologen mehr in den Fokus nehmen sollte. Denn die Versorgung unter der Geburt sollte nicht von solchen Faktoren abhängen“, erklärt sie.

Wo es nach der Promotion für sie hingeht, weiß Peterwerth noch nicht genau. „Ich möchte mir das offenhalten, bin mir aber sicher, dass sich auch durch die laufende Akademisierung der Hebammenausbildung gerade tolle neue Möglichkeiten auftun“, so Peterwerth.

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