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Ein Portraitbild von Anna Mona Wiesner
Foto: STUDIOLINE PHOTOGRAPHY

Vom Hörsaal ins globale Unternehmen

10. Februar 2022

Vom Hörsaal in ein international agierendes Unternehmen: Anna Mona Wiesner hat an der Hochschule für Gesundheit (HS Gesundheit) in Bochum den Masterstudiengang Gesundheit und Diversity in der Arbeit absolviert. Heute ist sie als Corporate Health & Training Specialist im Gesundheitsmanagement des Video-Commerce-Retailers QVC tätig. Den Kontakt dorthin knüpfte sie bereits während ihres Studiums, denn der Versandhändler ist einer der Netzwerkpartner*innen des Departments of Community Health im Projekt PATh – Praxis, Austausch, Theorie.

Herbst 2020: Anna Mona Wiesner sitzt an ihrem Schreibtisch. Sie recherchiert nach einer wissenschaftlichen Fragestellung. Ein Teil des Masterstudiums ist ein Forschungspraktikum und in diesem dürfen die Studierenden eigenständig eine Frage untersuchen. Anna Mona Wiesner stößt auf das Projekt PATh. Bei dem Lern- und Forschungsprojekt können Netzwerkpartner*innen der HS Gesundheit – Organisationen oder Verbände – praxisrelevante Frage- und Aufgabenstellungen an die Hochschule herantragen, denen dann von Studierenden wissenschaftlich auf den Grund gegangen wird. Die Idee ist es, Partner*innen aus der Praxis Wissenschaft zugänglich zu machen und im Gegenzug die Lehre praxisnah zu gestalten. Anna Mona Wiesner zögert nicht lange. „QVC wollte zusammen mit der Hochschule herausfinden, ob sich Homeoffice auf Menschen mit einer Behinderung anders auswirkt, als auf Menschen ohne eine Behinderung. Ich hätte mir kein spannenderes Thema vorstellen können, zumal es in Zeiten der Pandemie topaktuell ist“, sagt die Studentin.

Ein Portraitbild von Birgit Prünte
Foto: privat
Birgit Prünte, Inclusion Specialist bei QVC.

Gemeinsam mit einer Kommilitonin macht Anna Mona Wiesner, die vor ihrem Masterstudium an der HS Gesundheit bereits einen Bachelor in Psychologie an der Heinrich-Heine-Universität in Düsseldorf erworben hat, ein dreimonatiges Forschungspraktikum bei QVC. Angesiedelt ist das Forschungsprojekt im Bereich Team Member Relations. Hauptverantwortlich an der Seite der beiden Studentinnen: Birgit Prünte, Inclusion Specialist bei QVC. „Viele Mitarbeiter*innen arbeiteten damals pandemiebedingt im Homeoffice. Für uns als Unternehmen war es wichtig einen Fokus darauf zu legen, wie es den Mitarbeiter*innen dort ergeht“, erzählt Birgit Prünte. „Wir wollten eng mit den Mitarbeiter*innen in Kontakt bleiben, erfragen, wo der Schuh drückt und erfahren: Ist Homeoffice für die Mitarbeiter*innen, insbesondere für diejenigen mit einer Behinderung, mehr Fluch oder Segen?“ Unterstützt wurde die Projektarbeit zudem von Jessica Mohr, Senior Operations Manager am Standort Kassel, und Holger Ebbighausen, Director Team Member Relations QI.

Anna Mona Wiesner und ihre Kommilitonin entwickeln einen Fragebogen, der zur quantitativen Datenerhebung an die Mitarbeiter*innen verschickt wird.

Bei der Auswertung der Rückläufe liegt ein Schwerpunkt auf den Arbeitsplatzbedingungen: „Beschäftigte ohne eine Behinderung gaben zum Beispiel deutlich häufiger Rückenprobleme im Homeoffice an, als solche die eine Behinderung aufweisen, weil Menschen mit einer Behinderung ihre eigenen vier Wände viel mehr auf ihre Lebenssituation angepasst haben, als es im Büro in der Regel der Fall ist“, sagt Birgit Prünte. Was sie ebenfalls interessant findet? „Wenn Männer befragt wurden, gaben sie häufig an, ein Arbeitszimmer zu haben. Frauen gaben vermehrt ein Wohn- oder Esszimmer als Arbeitsplatz an. Ein Punkt, über den ich mir zuvor keine Gedanken gemacht habe, erst als ich ihn auf dem Papier stehen sah.“

Schnell wird allen Beteiligten klar: Das Thema pandemiebedingtes Arbeiten im Homeoffice verdient einen weitaus längeren Beobachtungszeitraum. Anna Mona Wiesner und ihre Kommilitonin nehmen ihre Forschungsergebnisse als Grundlage für ihre Masterarbeit, in der sie die Auswirkungen des Arbeitens im Homeoffice auf die mentale Gesundheit von Arbeitnehmenden untersuchen. „Wir haben auf die quantitative eine qualitative Datenerhebung aufgesetzt, so konnten wir Rückschlüssen und auch einzelnen Widersprüchen aus der ersten gewonnenen Datenlage näher auf den Grund gehen.“ Die Studentinnen entwickeln Gesprächsleitfäden und unterscheiden fortan neben einer Behinderung auch bei Merkmalen wie Altersgruppe oder Tätigkeitsbereich. Sie führen Interviews mit den Beschäftigten, haken nach, hinterfragen, analysieren und vergleichen ihre Ergebnisse mit anderen Studien – acht Monate lang. Zwei Parameter betrachten die Studentinnen besonders: die Produktivität und die Zufriedenheit der Arbeitnehmenden im Homeoffice. „Allgemein kann man sagen: Als Chance hat sich zum Beispiel eine höhere Produktivität im Homeoffice durch weniger Unterbrechungen oder Small Talk herausgebildet. Ebenfalls als Chance zeigte sich eine höhere Zufriedenheit durch mehr Freizeit aufgrund des Wegfalls von langen Wegstrecken. Als Herausforderung konnten wir unter anderen herausstellen, dass die Beschäftigten zu Hause weniger Erholungspausen machen, als im Büro. Auch arbeiten sie im Homeoffice im Durchschnitt länger“, resümiert Anna Mona Wiesner.

Anna Mona Wiesner: „Da ist ein Blick in die Praxis und ein offener Austausch wie ich ihn bei QVC erlebt habe, eine sehr gute Ergänzung und letztlich war PATh mein Weg ins Unternehmen.“

Birgit Prünte erhofft sich vor allem neue Impulse aus den Forschungserkenntnissen. „Wie können wir eine Lage nach der Pandemie schaffen, in der die Vorteile beider Arbeitswelten miteinander verknüpft werden? Das ist unsere nächste Frage und dazu hat die Masterarbeit viel beigesteuert.“ Einer Frage, der auch Anna Mona Wiesner heute nachgeht. Sie arbeitet seit Oktober 2021, nach erfolgreichem Abschluss ihres Studiums, als Corporate Health & Training Specialist bei QVC im Gesundheitsmanagement. „Als Student*in verbringt man viel Zeit über seinen Büchern, da ist ein Blick in die Praxis und ein offener Austausch wie ich ihn bei QVC erlebt habe, eine sehr gute Ergänzung und letztlich war PATh mein Weg ins Unternehmen“, freut sich Anna Mona Wiesner. „Ich kann viel von dem anwenden, was ich im Studium erlernt habe. Befragungen wissenschaftlich fundiert durchführen, zielgerichtete Maßnahmen anstoßen und diese – auch das gehört zum wissenschaftlichen Arbeiten – evaluieren. Auch das Modul Moderation, das ich im Studium belegt und in dem ich mir eine Technik erarbeitet habe, hat mich in meiner Arbeit schon sehr unterstützt.“

Birgit Prünte freut sich ebenfalls über den Neuzugang im Unternehmen: „Wir haben uns durch das Forschungspraktikum und die Masterarbeit davon überzeugen können, welch fachliches Knowhow Anna Mona durch ihr Studium mitbringt. Gleichzeitig hat sie durch ihre wissenschaftlichen Arbeiten das Unternehmen bereits kennengelernt. Das heißt, mit ihrem Start bei uns konnte sie sofort anfangen aktiv zu arbeiten.“ Birgit Prünte möchte im PATh-Netzwerk bleiben. „Ich schätze die Zusammenarbeit mit der Hochschule, weil sie den Blickwinkel erweitert und anregt, auch mal wissenschaftlich auf Dinge zu schauen, die wir in der Praxis hinnehmen wie sie sind und selten hinterfragen. Das PATh-Projekt unterstützt Unternehmen dabei, über den Tellerrand zu schauen, die Zeit nicht zu verpassen und alte Muster weiterzudenken. Das kann die eigene Unternehmenskultur weiter stärken.“ Birgit Prünte ergänzt: „Andersherum ermöglichen die Unternehmen den Studierenden praktische Einblicke und ein reales Umfeld für die Forschungsfragen. Eine Win-win-Situation also.“

Birgit Prünte: „Ich schätze die Zusammenarbeit mit der Hochschule, weil sie den Blickwinkel erweitert."
Prof. Dr. Christian Walter-Klose, Professor für „Behinderung und Inklusion“ am Department of Community Health.
Foto: HS Gesundheit
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