Wie eHealth und Interaktionen zusammenhängen
Im Oktober 2016 fand die erste Konferenz zum Thema „Gesundheit und Technologie“ an der Hochschule für Gesundheit in Bochum statt. Organisiert wurde sie von Dr. André Posenau, Professor für Interaktion und interprofessionelle Kommunikation in Pflege- und Gesundheitsfachberufen im hsg-Department für Angewandte Gesundheitswissenschaften. Im Interview erzählt er über den Fokus der Konferenz „eHealth in Interaktionen“ und warum der Austausch mit Patient*innen so wichtig ist.
Wieso lag Ihnen das Thema der Konferenz so auf dem Herzen?
Prof. Dr. André Posenau: Im Mittelpunkt der Konferenz stand nicht die Technik oder Technologie als solches, sondern die Interaktion mit ihr. Beim Thema ‚Gesundheit und Technologie‘ auf der Konferenz sollte die Technik als Mittel zum Zweck betrachtet werden. Das ist zentral für meine Lehre an der hsg und die wissenschaftliche Beschäftigung mit dem Thema. Bei anderen Veranstaltungen liegt der Fokus häufig auf der Technologie an sich und es wird behauptet, dass die Versorgung besser und klientenorientierter wird, ohne die Interaktion von Menschen und „Maschinen“ zu beleuchten.
Woran liegt das?
Posenau: Die eigentliche Gesundheitsversorgung ist Sache der Mediziner*innen, der Gesundheitsberufler*innen und der Politik. Heutzutage spielen aber noch andere Player mit, die überwiegend ökonomische Interessen haben. Das kann zum Problem werden, da für sie primär die Argumente der Wirtschaft greifen und nicht der Nutzen für die Klienten im Vordergrund steht.
Inwiefern haben Sie gemerkt, dass Sie mit dem Thema den Nerv der Zeit getroffen haben?
Posenau: Die Diskussionen am Konferenztag selbst und auch im Nachhinein waren sehr, ich möchte mal sagen, kontrovers. Das sehe ich persönlich als positives Zeichen. An der Kontroverse kann ich das Interesse für die Fokusverschiebung erkennen.
„Die Diskussionen am Konferenztag selbst und auch im Nachhinein waren kontrovers – das sehe ich persönlich als positives Zeichen.“
Prof. Dr. André Posenau
Welche diskutierten Themen von der Konferenz werden aus Ihrer Sicht weiterdiskutiert?
Posenau: Die Erwartungen der Nutzer*innen und die Bedeutung von Hilfsmitteln im 21. Jahrhundert werden definitiv weiterhin ein Thema bleiben, da sie bisher in der wissenschaftlichen Diskussion kaum Beachtung fanden. Dabei sind Technologien und Nutzererwartungen zentrale Eckpunkte bei allen Überlegungen, die aktuell mit der Transformation des Gesundheitssystems zu tun haben.
Welche wichtigen Anregungen haben Sie erhalten?
Posenau: Für mich persönlich war es besonders spannend zu diskutieren, was eigentlich Patient*innen wollen. Was sind ihre Anforderungen und welche Vorstellung haben sie von Gesundheitstechnologien. Dies unterscheidet sich zum Teil deutlich von dem, was wir annehmen, was die Patient*innen erwarten.
Welche nächste Konferenz bereiten Sie jetzt vor?
Posenau: Momentan überlege ich, ob ich den Aspekt der Nutzerorientierung noch einen Schritt weitergehen werde und die Endnutzer*innen direkt zu Wort kommen lassen soll. Dass also Praktiker*innen oder Patient*innen direkt mit den Fachleuten aus Wissenschaft und Wirtschaft ins Gespräch kommen, was jedoch organisatorisch eine heikle Aufgabe ist. Denn ich habe noch immer das Gefühl, dass viel Soft- oder Hardware ohne Orientierung an den wahren Bedürfnissen und Erwartungen der Endnutzer*innen vorbei entwickelt und produziert wird.
Weitere Termine 2017
Am 26. Oktober 2017 findet die zweite Konferenz ‚Gesundheit und Technologie‘ an der Hochschule für Gesundheit in Bochum statt. Prof. Dr. André Posenau und Dr. Fabian van Essen (Vertretungsprofessor für Behinderung und Inklusion an der hsg) laden ein, mit Ihnen über Erwartungen an und Erfahrungen mit digitalisierten Versorgungslösungen zu diskutieren.
Das Interview führte Dr. Christiane Krüger, Pressesprecherin der hsg.
Aufmacher: hsg/Volker Wiciok