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Das Department für Pflegewissenschaft hat den gesamten Bestand an Infektionsschutzmaterialien an die Stadt Bochum übergeben.
Foto: hsg Bochum

„Wir wollen zur Verbesserung der gesundheitlichen Versorgung beitragen“

23. März 2020

Am 19. März 2020 hat die Hochschule für Gesundheit (hsg Bochum) ihren gesamten Bestand an Infektionsschutzmaterialien an den Krisenstab der Stadt Bochum übergeben. Die Materialen wie Desinfektionsmittel, Mundschutze, Schutzkittel oder Einmalhandschuhe sind eigentlich Teil des Lehrmaterials der Hochschule, sollen nun aber im Kampf gegen die Ausbreitung des Coronavirus SARS CoV 2 (Covid-19) verwendet werden. Im Interview erzählt Prof. Dr. Markus Zimmermann, Professor für Pflegerische Versorgungsforschung an der hsg Bochum, wie es zu der Initiative kam.

Wie kam es zu der Idee, die Infektionsschutzmaterialien bereitzustellen?

Prof. Dr. Markus Zimmermann: Wir haben auf einem Klausurtag über die weiteren Folgen der Covid-Pandemie gesprochen. Und dann hatte eine Kollegin die Idee, dass wir unsere Bestände, die wir zu Lehrzwecken haben, doch zur Verfügung stellen könnten, wenn Knappheit droht. Wir haben das als Department der Hochschulleitung angeboten, die sich mit dem Krisenstab der Stadt Bochum in Verbindung gesetzt hat. Wir dachten allerdings zuerst, unser Material könnte eine Reserve für eine kritische Phase werden. Herr Reuther, Leiter der Stabsstelle Kommunales Krisenmanagement der Stadt Bochum, hat aber sofort Interesse bekundet.

Prof. Dr. Markus Zimmermann ist Gründungsdekan des Departments für Pflegewissenschaft.
Foto: hsg Bochum/Jürgen Nobel
Prof. Dr. Markus Zimmermann ist Gründungsdekan des Departments für Pflegewissenschaft.

Die Materialien sind bereits übergeben worden – wie war ein so schnelles Handeln möglich?

Zimmermann: Als das Interesse der Stadt Bochum kommuniziert wurde, haben drei Kolleginnen und Kollegen sehr schnell die Materialien zusammengepackt und an die Stadt übergeben. Das ging dann innerhalb von Stunden. Die Hochschule ist ja offiziell geschlossen und die Mitarbeiter*innen sind im Homeoffice. Da haben dann die drei die Ärmel hochgekrempelt. Ein großes Dankeschön an die Kolleg*innen an dieser Stelle nochmal, für so viel Engagement!

 Warum ist es dem Department für Pflegwissenschaft so wichtig gewesen, zu helfen?

Zimmermann: Wenn Besucher*innen das erste Mal das Hochschulgebäude betreten und dann unsere Skills-Labs sehen, denken manche, sie sind in einem Krankenhaus. Wir sind super ausgestattet. Wenn jetzt in einer besonderen Situation damit Menschen in Not geholfen werden kann, dann wollen wir natürlich nicht auf unserer Ausstattung hocken. Im Leitbild des hsg steht ja, wir wollen einen Beitrag zur Verbesserung der gesundheitlichen Lage der Bevölkerung beitragen. Dass wir das einmal auf diese Art und Weise unternehmen, hat wohl keiner gedacht.

Wie werden die Materialien normalerweise an der hsg Bochum eingesetzt?

Zimmermann: Unser Lern- und Studienkonzept sieht vor, dass pflegerische Kompetenzen in der Abfolge theoretischer Unterricht, praktische Übungen mit Dozent*innen und dann weiteren angeleiteten Trainings und freien Trainings entwickelt werden. Dabei wird so realistisch wie möglich der pflegerische Alltag simuliert bevor die Studierenden dann in der Praxis auf Patient*innen und Bewohner*innen treffen. Das fängt bei der Desinfektion der Hände an und reicht bis zur Versorgung von isolierten Patient*innen, für die dann auch das Agieren mit Schutzkleidung trainiert wird.

Ein Beispiel für die Skills Labs der hsg Bochum ist die Kinderintensivstation.
Foto: hsg Bochum/Jürgen Nobel
Ein Beispiel für die Skills Labs der hsg Bochum ist die Kinderintensivstation.

Werden die Materialien nicht bei Semesterstart fehlen? Wie wird das ausgeglichen?

Zimmermann: Sollten Engpässe bestehen, dann werden wir den Gebrauch der Materialien simulieren. Oder Lehreinheiten mit Schutzkleidung nach hinten verschieben. Aber zuerst muss diese außergewöhnliche Situation gemeistert werden. Das muss jetzt im Vordergrund stehen.

Gibt es weitere Überlegungen, wie die Hochschule bei der Bekämpfung des Corona-Virus helfen könnte?

Zimmermann: Mit Übergabe der Schutzmaterialien kamen gleich Fragen vom Krisenstab der Stadt Bochum auf, was wir denn sonst so an Ausstattung haben. Es wird eine zeitnahe Besichtigung unseres Trainingsbereiches geben und die Hochschulleitung hat schon signalisiert, dass wir auch weitere Ausstattung wie Klinikbetten zur Verfügung stellen können, wenn sie gebraucht sind.