
Als Hebamme Frauen und Familien individuell beraten und betreuen
#HauptSacheGesundheit heißt unsere neue Serie, in der wir unterschiedliche Bachelor- und Masterstudiengänge der Hochschule für Gesundheit (HS Gesundheit) in Bochum vorstellen. Neugierig? In dieser Folge geht es um den Bachelorstudiengang Hebammenwissenschaft.

Prof. Dr. Martina Schlüter-Cruse, Professorin für Hebammenwissenschaft und Studiengangsleiterin:
Der Hebammenberuf ist nicht nur spannend, sondern vor allem auch sehr vielfältig. Und für diese Vielfalt vermitteln wir im Studiengang Hebammenwissenschaft die passenden wissenschaftlichen und praktischen Kompetenzen – auch vor Ort bei unseren Kooperationspartner*innen, bei denen die Studierenden Praxiseinsätze absolvieren. Die Studierenden werden auf die verschiedenen Aufgaben in den Bereichen Schwangerschaft, Geburt, Wochenbett und erstes Lebensjahr des Kindes umfassend vorbereitet und erfahren in Theorie- und Praxismodulen, wie sie die Eltern bei der Familienwerdung selbständig und bestmöglich beraten und betreuen. Sie lernen physiologische Vorgänge zu stärken sowie mögliche Regelwidrigkeiten zu erkennen.
Aber auch Themen der Frauen- und Familiengesundheit, wissenschaftliches Arbeiten und Digitalisierung im Gesundheitswesen stehen auf dem Programm. Im Forschungsschwerpunkt „Midwifery & Reproductive Health“ untersuchen wir Fragestellungen zur Versorgung von Frauen in der reproduktiven Lebensphase und binden die gewonnenen Erkenntnisse unmittelbar in die Lehre ein. Uns ist es wichtig, dass die Studierenden lernen, ihr Handeln an wissenschaftlichen Erkenntnissen auszurichten und zu begründen. Mit dem Bachelorabschluss erhalten sie am Ende des siebten Semesters die Berufszulassung als Hebamme. Wir stehen unter anderem durch regelmäßige Praxiskooperationstreffen in einem engen Austausch mit unseren Kooperationspartner*innen im klinischen und außerklinischen Bereich. Davon profitieren die Studierenden, denn Theorie und Praxis sind gut verzahnt. Wir begleiten die Studierenden durch regelmäßige Praxisbesuche auch in den Praxisphasen und ermöglichen damit eine individuelle Lernprozessbegleitung. Auch in den Lehrveranstaltungen an der Hochschule werden praktische Fähig- und Fertigkeiten vermittelt. Die Lehrenden im Studienbereich, von Hebammenwissenschaftler*innen bis hin zu Mediziner*innen, verfügen über langjährige Praxiserfahrung, manche sind neben ihrer Lehrtätigkeit weiterhin in der Praxis tätig. In unseren modern ausgestatteten Skills-Labs, den Praxisräumen der Hochschule, üben die Studierenden im geschützten Rahmen die praktischen Fertigkeiten einer Hebamme. Mit High-Fidelity-Simulatoren trainieren sie komplexe Situationen wie beispielsweise geburtshilfliche Notfälle oder seltene Ereignisse. Im projektbezogenen Arbeiten mit Studierenden anderer Fachrichtungen – zum Beispiel Pflege oder Physiotherapie – gewinnen sie darüber hinaus Kenntnisse in der interprofessionellen Versorgung. Die Akademisierung des Hebammenberufs wird langfristig zu einer Verbesserung der Versorgungsqualität führen. Dazu leisten wir mit unserem Studienprogramm einen wichtigen Beitrag.

Séverine Wayand, Studierende (3. Semester):
Ich hätte nie gedacht, dass es einen Beruf gibt, der perfekt zu mir passt. Ich darf das studieren und in dem Berufsfeld praktische Erfahrungen sammeln, in dem ich später arbeiten möchte. Es ist mir ein Anliegen, wissenschaftliche Erkenntnisse zu gewinnen, weil es tendenziell noch zu wenig wissenschaftliche Studien, zu wenig Forschung rund um die Hebammenarbeit gibt. Das Forschungsfeld ist aber wichtig, um die Frauen und Kinder bestmöglich betreuen zu können. Ich finde es super, dass wir an der Hochschule die Möglichkeit haben, sowohl hierzulande als auch im Ausland praktische Erfahrungen zu sammeln. Der Transfer von der Theorie in die Praxis gefällt mir am Studium besonders gut. Alles, was ich im Studium erlerne, kann ich 1:1 in meinen Praxiseinsätzen umsetzen.
Wir haben sehr früh schon im ersten Semester in den Skills-Labs der Hochschule erste praktische Handgriffe lernen dürfen, davon habe ich sehr profitiert, denn man lernt von dem, was man tut und wächst an der Praxis. Ich durfte auch schon Praxiserfahrungen im Kreißsaal sammeln und muss sagen: Es ist Wahnsinn, was man als Hebamme alles auf Abruf bereithalten soll und muss, aber auch ein richtig schönes Gefühl, einen kleinen Menschen auf dem Weg in die Welt begleiten zu dürfen. Auch im außerklinischen Bereich wurde ich bereits eingesetzt. Ich komme gerade aus einem Praktikum in einer Hebammenpraxis. Dort habe ich noch einmal ein ganz anderes, aber ebenso schönes Bild der Hebammenarbeit gewinnen dürfen. Es waren dort lange Tage, in denen ich aber unfassbar viel gelernt habe.

Anke Lusch, Hebamme in der Klinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe des Agaplesion Bethesda Krankenhauses in Wuppertal, einem Kooperationspartner der Hochschule für Gesundheit:
Meiner Meinung nach ist die Akademisierung des Hebammenberufes eine Aufwertung unserer Arbeit und ich hoffe, dass wir dadurch viele junge Menschen für diesen Beruf gewinnen können. Ein Studium zu ergreifen macht den Hebammenberuf noch attraktiver, weil den jungen Kolleg*innen mit einem akademischen Abschluss weitaus mehr Türen offenstehen. Sie können sich auf verschiedene Tätigkeitsbereiche im Hebammenberuf spezialisieren, sie können aber auch einen Weg in die Lehre und Forschung einschlagen. Ich finde es sehr gut, dass unser Berufsstand selbst noch aktiver in der Forschung tätig werden wird, wenn künftig noch mehr wissenschaftlich fundierte Studien zur Verfügung stehen, die sicherlich untermauern, wie wichtig die Betreuung durch Hebammen ist.
Die Kenntnisse, mit denen die Studierenden der Hochschule für Gesundheit heute bei uns ihre Praxiseinsätze absolvieren, sind weit fortgeschritten. Man merkt schnell, dass sie wissenschaftlich fundiert arbeiten, aber in den Skills-Labs der Hochschule auch bereits viele praktische Fähig- und Fertigkeiten erlernen und unterschiedliche Szenarien aus der Praxis an Modellen durchspielen. Die Hebammenarbeit ist ein Handwerksberuf und so liegt es uns am Herzen, den Studierenden bei ihren Einsätzen bei uns möglichst frühzeitig einen Kontakt mit den Patient*innen zu ermöglichen. Uns ist es wichtig, unseren künftigen Kolleg*innen unser Wissen mit auf den Weg zu geben, sie im Umgang mit Patient*innen zu sensibilisieren oder zum Beispiel bei vaginalen Untersuchungen oder Dammschützen anzuleiten. Ich selbst bin Hebamme im Kreißsaal und kann sagen, dass dieser Beruf ein eigener kleiner Kosmos ist, in dem immer wieder neue Herausforderungen und besondere Aufgaben warten. Natürlich haben auch wir eine Struktur, nach der wir arbeiten und dennoch ist jede Frau individuell und jede Geburtsgeschichte eine andere. Ich würde mich freuen, wenn ich noch viele Studierende auf ihrem Weg in diesen unglaublich schönen Beruf begleiten darf.
Nähere Informationen zu unseren Studiengängen und zur Bewerbung um einen Studienplatz gibt es auf der Website der HS Gesundheit.

Menschen zu einem selbstbestimmten Leben befähigen
