
„Das Studium war die richtige Entscheidung“
Ursprünglich wollte sie mit dem Studium ihr Wissen auf den neuesten Stand bringen. Ihre jahrelange Praxiserfahrung mit aktuellen Erkenntnissen aus der Wissenschaft anreichern. Das der an der Hochschule für Gesundheit (HS Gesundheit) in Bochum noch neue Studiengang „Hebammenkunde nachqualifizierend“ zugleich neue Interessen bei ihr wecken würde und sich dadurch auch weitere Berufsfelder für sie erschließen könnten, das wird Ute Waschwill erst im Studium so richtig bewusst und bekräftigt ihren Entschluss heute: „Das Studium war die absolut richtige Entscheidung.“
Ute Waschwill arbeitet seit 25 Jahren als Hebamme. Sie hat am St. Elisabeth-Hospital in Bochum ihre fachschulische Hebammenausbildung absolviert. Wer heute mittelfristig Hebamme werden möchte, für den wird es, so sieht es das neue Hebammengesetz vor, nur noch einen Weg geben – das duale Studium. Ute Waschwill gibt das nach über 20 Jahren selbständiger Tätigkeit einen Denkanstoß: „Ich habe mich gefragt: Wenn künftig alle Hebammen einen akademischen Bildungsweg haben, macht es dann nicht Sinn, dass ich mein Wissen auch auffrische? Dass auch ich mich akademisch fortbilde?“ Ute Waschwill stößt auf den nachqualifizierenden Bachelor-Studiengang Hebammenkunde der HS Gesundheit, der sich an Hebammen mit Berufszulassung richtet. Der Studiengang ist auf vier Studiensemester angelegt, von den insgesamt sieben Fachsemestern können drei durch die Hebammenausbildung anerkannt werden.
Ute Waschwill ist heute bereits im vierten Studiensemester und schreibt an ihrer Bachelorarbeit. Sie gehört zum ersten Jahrgang des jeweils zum Sommersemester startenden Studiengangs und freut sich vor allem auch über die Atmosphäre an der Hochschule. „Die hat etwas Familiäres, das ist richtig schön. Unser Jahrgang war von Anfang an sozial vernetzt und enorm schnell bereit, Wissen zu teilen und Mitstudierenden unter die Arme zu greifen“, beschreibt Ute Waschwill. „Wenn eine von uns plötzlich in den Kreißsaal musste, haben andere ihre persönlichen Aufzeichnungen zur Vorlesung geteilt, so verpasste keine den Lehrstoff.“ Die Doppelrolle als berufstätige Mutter, das Studium, die Pandemie – das sei nicht leicht zu jonglieren gewesen. „Hebamme zu sein, heißt auch spontan und flexibel zu sein. Manche Mitstudierenden haben sich während der Autofahrten zu ihren Hausbesuchen in die Vorlesungen eingeloggt, um während den Wegstrecken von A nach B zumindest den Lehrinhalt zu hören. Da war es schön auf Professor*innen zu treffen, die dafür Verständnis zeigen und den Austausch mit den Studierenden und deren Erfahrungen in der Praxis suchen“, sagt Ute Waschwill. Das Studium verbindet Präsenzveranstaltungen an der Hochschule, vornehmlich als Blockveranstaltungen, mit E-Learning-Einheiten. „Die meisten Professor*innen standen zusätzlich zu den Vorlesungen für Gespräche zur Verfügung, wenn sie merkten, dass unsererseits noch Fragen offen waren oder Beratungsbedarf bestand. Denn wir kommen alle aus der Praxis und haben natürlich alle jede Menge Fragen.“
Neues Wissen an altes anzuknüpfen, Ute Waschwill merkt den Mehrwert durch das Studium schnell. „So ein Lehrinhalt verändert sich über die Jahre und durch neue Aspekte. Auch durch den internationalen Blick, der im Studienbereich gefördert wird, bin ich über manches neu ins Nachdenken gekommen. Ich hinterfrage mein eigenes Tun viel mehr und davon profitieren natürlich auch die werdenden Mütter und Familien.“ Auch wenn es anfangs Kraft koste, die Fachliteratur zu studieren. „Sich mit der Literatur hinzusetzen, wirklich zu lernen, wissenschaftlich zu denken, sich neue Inhalte zu erarbeiten, das war schon eine Herausforderung“, sagt Ute Waschwill. Aber eine, die sie gerne angenommen hat. „Ich habe mich im Studium an manches auch herangetraut, wovor ich mich im Alltäglichen doch nur zu gerne drücken würde. Wenn ich da nur an die Zusatzqualifikation im Qualitätsmanagement denke, die ich an der Hochschule erlangt habe. Das Thema war zuvor nicht mein liebstes.“ Ute Waschwill schmunzelt und verrät dann: „Die Zusatzqualifikation hat mir echt gutgetan. Ich glaube, manchmal muss man auch etwas zu seinem Glück geschubst werden.“ Hebammen können während des Studienverlaufs Zusatzqualifikationen zu den Themen Praxisanleitung und Qualitätsmanagement sowie die Anerkennung von Kompetenzen adäquat zur Weiterbildung in den Frühen Hilfen erwerben. „Mir ist im Studium klar geworden, welche neuen Optionen sich mit der akademischen Weiterbildung auftun. Ich finde zum Beispiel das berufspolitische Thema Verbandsarbeit, das Arbeitsfeld der Familienhebamme oder auch den Gedanken, als Praxisanleiterin Wissen und Erfahrung weiterzugeben – quasi raus aus dem Kreißsaal, rein in die Rolle der Ausbilderin – sehr spannend.“
Ute Waschwill sieht den Weg der Akademisierung als den Richtigen an: „Dennoch hoffe ich auch, dass altes Wissen dadurch nicht ganz in Vergessenheit gerät. Manchmal tut es einer werdenden Mutter zum Beispiel auch gut, wenn sie einfach mal eine warme Hand auf den Rücken gelegt bekommt. Hebamme zu sein heißt für mich auch: Naturverbundenheit, sich Zeit nehmen, einen fast mütterlich sorgenden Blick haben und mit allen wissenschaftlichen Hintergründen, in manchen Situationen auch einfach auf sein Bauchgefühl zu hören.“ Ute Waschwill freut sich im Studium nicht nur neues Wissen und neue Erfahrungen gesammelt zu haben, sondern auch neue Kontakte geknüpft und manche Konversationen auf eine andere Ebene gehoben zu haben. „Hebammen und Ärzt*innen, da gibt es ein altes Spannungsfeld. Denn eigentlich sind die Hebammen für die Bereiche Schwangerschaft, Geburt und Wochenbett zuständig. Das Zepter halten im Alltag aber meist die Ärzt*innen in der Hand. Mit dem Studium steigt man als Hebamme noch einmal auf eine ganz andere Argumentations- und vor allem auch Verhandlungsebene mit den behandelnden Ärzt*innen. Man wird doch wesentlich ernster genommen, wenn man wissenschaftlich argumentieren kann“, sagt Ute Waschwill. „Deshalb denke ich, dass solch ein Studium nicht nur jeden Einzelnen, sondern den ganzen Hebammenstand nach vorne bringt.“
Kurz und knapp:
Nächster Start des Masterstudiums: Sommersemester 2022 (ab 01.03.2022)
Ende der Bewerbungsfrist: 15.01.2021
Nächste digitale Infoveranstaltung: 07.01.2022, ab 17:00 Uhr
Weitere Informationen finden Sie unter: https://www.hs-gesundheit.de/news-events/details/digitale-infoveranstaltung-hebammenkunde-nachqualifizierend