
Digitalisierung im Gesundheitswesen vorantreiben
#HauptSacheGesundheit heißt unsere Serie, in der wir unterschiedliche Bachelor- und Masterstudiengänge der Hochschule für Gesundheit (HS Gesundheit) in Bochum vorstellen. Neugierig? In dieser Folge geht es um den Bachelorstudiengang Gesundheitsdaten und Digitalisierung.

Prof. Dr. Wolfgang Deiters, Professor für Gesundheitstechnologien:
Digitalisierung kann unser Gesundheitssystem effizient und zukunftsfähig gestalten. In dem Studiengang Gesundheitsdaten und Digitalisierung entwickeln die Studierenden zum einen ein technisches Verständnis dafür, wie sich digitale Angebote aufsetzen lassen und eignen sich zum anderen Gesundheitswissen an, um die Bedarfe der Anwender*innen verstehen und die Angebote zielgruppengerecht gestalten zu können. Ein älterer Mensch benötigt beispielsweise andere digitale Angebote als ein jüngerer Mensch. Die Studieninhalte basieren auf vier Säulen. Mit der ersten Säule lernen die Studierenden wissenschaftliches Arbeiten und Projektmanagement.
Wie wird zum Beispiel ein Interview geführt? Wie lassen sich Daten erheben und auswerten? In einem Praxisprojekt tasten sich die Studierenden ans Forschen heran. Die zweite Säule beinhaltet Module zu Daten und Digitalisierung. Die Studierenden lernen das Modellieren von und den Umgang mit Daten. Gesundheitsdaten sind höchstsensible Daten. Zugleich sind sie aber sehr wichtig, denn Daten können die Gesundheitsversorgung des Einzelnen, aber auch der Gesellschaft, verbessern. Wenn Daten zur eigenen Gesundheit – zum Beispiel die Ergebnisse eines aktuellen Blutbildes oder die Liste der Medikamente, die zurzeit eingenommen werden – mit der Überweisung an eine*n Fachärzt*in automatisch weitergereicht werden, kann die oder der einzelne Patient*in schneller und besser behandelt werden. Gesellschaftlich betrachtet können durch das Sammeln und Vergleichen von Daten vieler Patient*innen Rückschlüsse auf die Wirksamkeit eines Medikamentes oder einer Behandlung gezogen werden, was auch die gesellschaftliche Versorgung verbessert. Darüber hinaus diskutieren wir mit den Studierenden Technologien wie eine Videosprechstunde oder Telematik-Infrastruktur. Wir sprechen über digitale Möglichkeiten und darüber, wie neue Technologien im gesellschaftlichen Kontext zu beurteilen sind und auch, welche ethischen Herausforderungen die Digitalisierung mit sich bringt. Über Module der dritten Säule entwickeln die Studierenden Gesundheitskompetenzen. Sie lernen Krankheitsbilder, Diagnoseverfahren, Therapien, aber auch Möglichkeiten der Prävention und den Aufbau des Gesundheitssystems hierzulande kennen. Die Studierenden bilden eine Scharnierfunktion zwischen der Technikbranche und dem Gesundheitswesen. Sie lernen zwischen beiden Welten zu vermitteln und bauen mit der vierten Säule Moderationsfähigkeiten auf, lernen Workshops zu gestalten, Präsentationen zu halten und Technologien nutzerorientiert zu denken. Absolvent*innen des Studiengangs haben alle Kompetenzen, um die Digitalisierung im Gesundheitswesen voranzutreiben.

Evdokia Petridis, Studierende (4. Semester):
Vor dem Studium habe ich zwei Jahre als Aushilfe in der Pflege gearbeitet. Ursprünglich hatte ich vor, Pflege oder Medizin zu studieren, bis mir auffiel, wie viel Zeit Pflegefachpersonen, aber auch Hebammen, Therapeut*innen oder Ärzt*innen mit Papierakten verbringen, um Behandlungen von Patient*innen zu dokumentieren. Da wurde mir klar, welchen Mehrwert die Digitalisierung bieten kann und wie wichtig es ist, sie voranzutreiben. Ich entschied mich für den Studiengang Gesundheitsdaten und Digitalisierung und habe schnell gemerkt, dass er nicht nur sinnvoll, sondern genau richtig für mich ist. Er ist zukunftsorientiert und ein Studiengang zum Anfassen und Ausprobieren. Es gibt an der Hochschule zum Beispiel Roboter, mit denen wir lernen, wie Robotik funktioniert, welchen Nutzen sie im Gesundheitswesen haben kann und was ein Roboter für Technik braucht, um im Klinikalltag oder bei Patient*innen zu Hause unterstützend eingesetzt zu werden. Was mir außerdem gut gefällt: Wir schauen uns die digitale Entwicklung der Gesundheitssysteme anderer Länder an und ziehen Vergleiche zu Deutschland. Der Studiengang ist sehr praxisorientiert. Im Praxissemester sind wir Studierenden zum Beispiel ein gesamtes Semester über in einer Einrichtung des Gesundheitswesens eingesetzt, um praktische Kompetenzen im Bereich Gesundheitsdaten und Digitalisierung zu sammeln. Die Vorlesungen finden in dieser Zeit online statt.
Ich habe gerade ein Praxissemester in Dänemark absolviert, im Aarhus University Hospital und fand es super. Das dänische Gesundheitssystem ist in der Digitalisierung weit fortgeschritten, für mich war es sehr interessant, es näher kennenzulernen. Anfangs hatte ich Bedenken, dass ich den Statistikteil im Studium nicht schaffe, aber ich kann sagen: Wer im Studium mit Leidenschaft dabei ist, der wird an Statistik nicht scheitern, denn wir werden von den Lehrenden sehr gut durch das Studium begleitet. Außerdem hat mir nicht zuletzt das Praxissemester gezeigt, wie gut die Studieninhalte auf die Praxis abgestimmt sind und wie schnell sich die Inhalte im Berufsleben anwenden lassen.

Anna-Christin Reichberg, IT-Expertin im Klinikum Dortmund:
Die Digitalisierung im Gesundheitswesen schreitet voran, daher finde ich einen Studiengang mit den Schwerpunkten Gesundheitsdaten und Digitalisierung sehr sinnvoll. Zumal der Bedarf nach Absolventinnen und Absolventen des Studiengangs vorhanden ist. Wir haben erst kürzlich eine Absolventin der Hochschule für Gesundheit für unser IT-Team am Klinikum Dortmund gewinnen können. Sie hatte zuvor bereits ein Praktikum bei uns absolviert und dort viel Wissen aus ihrem Studium eingebracht. Kenntnisse über Datenmanagement, die Qualität von Datenbeständen, die für Auswertungen benötigt werden, über Datenmigration und -integration, aber auch Datenschutz, Datensicherheit und Verfahren zur Anonymisierung von Daten. Sie kennt sich mit digitalen Diensten wie einer Telematik-Infrastruktur aus und verfügt auch über Wissen, was medizinische Grundlagen oder die Kommunikation zwischen Krankenhäusern und Arztpraxen oder Laboren betrifft. Die Absolventin arbeitet bei uns im Team als Schnittstelle zwischen der IT und dem ärztlichen sowie pflegerischen Personal. Sie kümmert sich heute um die Weiterentwicklung der digitalen Dokumentation im Krankenhaus. Ein Beispiel dafür ist die Dokumentation via iPads, mit denen Pflegemaßnahmen oder die Einschätzung des Pflegebedarfs von Patienten bei uns im Haus festgehalten werden.
Im direkten Kontakt mit den Anwendern – dem Krankenhauspersonal – übernimmt sie aber auch Bedarfsanalysen und Schulungen, was die digitale Dokumentation betrifft. Ich finde, dass das Berufsfeld sehr zukunftsweisend ist und Vorteile für die Patienten birgt. Bestes Beispiel: Eine digitale Speicherung von Patientendaten, Medikationsplänen und Befunden, darunter radiologische Befunde oder auch Blutergebnisse, spart nicht nur Patienten Zeit, sondern ermöglicht auch eine schnelle Kommunikation zwischen den Fachärzten. Die Kombination von Gesundheit und IT in diesem Berufsfeld finde ich absolut spannend.
Bis zum 6. Oktober 2023 können sich Studieninteressierte für den Bachelorstudiengang Gesundheitsdaten und Digitalisierung im Wintersemester 2023/2024 bewerben. Interessiert? Nähere Informationen zur Bewerbung um einen Studienplatz gibt es auf der Website der HS Gesundheit.

Passgenaue Gesundheitskonzepte für alle Menschen entwickeln
