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Das Bild zeigt Maike Wefringhaus
Foto: privat

„Es gibt ja nicht den einen Pflegeberuf“

9. Juni 2021

Maike Wefringhaus ist 24 Jahre alt und kommt aus Castrop-Rauxel. Sie hat nach ihrem Abitur in Bochum an der Hochschule für Gesundheit den Bachelor-Studiengang Pflege belegt und ist seit Dezember 2018 examinierte Gesundheits- und Kinderkrankenpflegerin. Im Sommer 2019 hat sie ihren Bachelor in Pflege gemacht. Seit Januar 2019 arbeitet Maike Wefringhaus im Marien Hospital in Witten auf der Frühgeborenen-Intensivstation. Außerdem schließt sie in Kürze ihr Masterstudium ‚Evidence based Health Care‘ an der Hochschule für Gesundheit ab.

Als Sie in Bochum den Bachelor-Studiengang Pflege begonnen haben, war er noch ein Modellstudiengang. Erst seit dem Jahr 2020 ist es ein regulärer Studiengang in Deutschland. Wie sind Sie auf die Idee gekommen, Pflege zu studieren?

Maike Wefringhaus: Während meiner Schulzeit habe ich einige Praktika gemacht und somit in mehrere Bereiche hereingeschnuppert. Durch meine Mutter, die Gesundheits- und Krankenpflegerin auf einer Intensivstation ist, habe ich schon viel über den Beruf mitbekommen und auch ein spannendes Praktikum im Bereich der Erwachsenenpflege absolviert. Allerdings hat mich erst mein Schulpraktikum auf einer Kinderstation wirklich überzeugt. Insbesondere die Arbeit mit den kleinen Patient*innen hat mir persönlich deutlich mehr zugesagt. Durch eine Bekannte meiner Mutter bin ich auf die Hochschule für Gesundheit in Bochum aufmerksam geworden. Der Tag der Offenen Tür an der Hochschule hat mir damals so gut gefallen, dass für mich klar war, dass ich mich dort für den Studiengang Pflege bewerben werde.

Wie sich die Pflege auch in der Forschung in den letzten Jahrzehnten weiterentwickelt hat, fand ich spannend. Dennoch nutzen wir als Pflegende diese Erkenntnisse in der täglichen Arbeit noch so wenig. Mich hat es gereizt einen neuen Weg zu gehen, der hoffentlich die Zukunft der Pflege in Deutschland mitgestaltet. Außerdem fand ich es interessant nicht nur die ‚Pflege‘ zu erlernen, sondern auch zu lernen, warum wir so pflegen, wie wir es tun, wie neues Wissen generiert wird, wie ich selber Studien durchführen und an richtige Informationen kommen kann.

In meinen Augen ist die Pflege ein sehr schöner Beruf, in dem man viel durch die Patient*innen oder die Angehörigen zurückbekommt. Natürlich ist das Arbeiten im Krankenhaus mit vorhandener Unterbesetzung psychisch wie physisch anstrengend, aber nur durch junge Menschen, die den Weg in die Pflege gehen wollen, kann sich der Zustand Schritt für Schritt zu einem Besseren hin entwickeln.

"Nur durch junge Menschen, die den Weg in die Pflege gehen wollen, kann sich der Zustand zu einem Besseren hin entwickeln."

Außerdem gibt es ja nicht den einen ‚Pflegeberuf‘. Es gibt so viele unterschiedliche Bereiche in denen man Arbeiten kann, die verschiedener nicht sein können – wie zum Beispiel Kinderstation, Erwachsenenstation, Geburtshilfe, ambulante Pflege, Röntgenabteilung, OP-Pflege und so weiter. Auch Weiterbildungen im Bereich der Pflege ermöglichen es, sich zu spezialisieren oder zum Beispiel in den OP zu wechseln. Pflege heißt ja nicht, den ganzen Tag bettlägerige Menschen zu waschen. Der Beruf der Gesundheits- und (Kinder-)krankenpflege und auch der Altenpflege ist ein Beruf, in dem man eigenverantwortlich arbeitet, sich um die Gesundheit der Patient*innen und deren Wohl kümmert. Es ist ein Arbeiten im interprofessionellen Team, bei dem es nicht nur darum geht, Leiden zu lindern, sondern auch gemeinsam Krankheiten zu verhindern und die Gesundheit der Patient*innen wiederherzustellen.

Im Rahmen des Studiums haben Studierende genauso viel praktische Erfahrung wie in der Pflege-Ausbildung. Die Studierenden sind nicht nur in den verschiedenen Praxiseinrichtungen tätig, sondern üben auch in den Skills-Labs der Hochschule praktische Handgriffe und grundlegende Tätigkeiten der Pflege an Simulatoren oder Mitstudierenden ein. Wie haben Sie das erlebt?

Wefringhaus: In der Hochschule habe ich mit anderen Studierenden gemeinsam gelernt, wie Verbände gewechselt werden, eine Magensonde gelegt oder Blut abgenommen wird. In den freien Trainings hatten wir zudem die Möglichkeit, freiwillig bestimmte Inhalte nochmal zu wiederholen und zu vertiefen. Außerdem haben wir an der Hochschule sehr viele Inhalte zur Patient*innen-Beratung und -Anleitung gelernt. Durch die vielen Übungen in Kleingruppen ist die Hemmschwelle geringer in der Praxis mit den Patient*innen zu reden und ihnen auch Inhalte zu erklären. Den generalistischen Ansatz fand ich damals auch reizvoll, also neben der Kinderpflege auch die Themen der Erwachsenenpflege und der Altenpflege zu lernen. Dennoch bin ich froh, dass meine Praxiseinsätze fast nur aus Einsätzen im Bereich der Kinderkrankenpflege bestanden und ich reine Gesundheits- und Kinderkrankenpflegerin geworden bin.

Wie gelingt Ihnen aktuell der Spagat zwischen dem Masterstudium und der Berufstätigkeit als Gesundheits- und Kinderkrankenpflegerin in Witten?

Wefringhaus: Ja, das frage ich mich manchmal auch (lacht). Gerade in der Klausurenphase oder während der Zeit, in der ich jetzt meine Master-Thesis schreibe, habe ich das Gefühl zu wenig Zeit für alles zu haben. Diese doppelte Herausforderung schaffe ich nur, da ich eine 50-Prozent-Stelle im Krankenhaus habe und somit deutlich seltener zur Arbeit gehe als üblich. Auch wenn es manchmal anstrengend ist, bin ich trotzdem echt froh, dass ich diesen zwei unterschiedlichen Tätigkeiten nachgehen kann. Die Abwechslung verleiht mir oft neuen Schwung und ich freue mich meistens nach anstrengenden Tagen in der Hochschule wieder aktiv arbeiten zu gehen und dann aber auch nach stressigen Diensten einfach mal am Schreibtisch zu sitzen. Beides macht mir wirklich sehr viel Spaß. Ich bin sehr gerne in Witten bei meinen kleinen Patient*innen und habe genau so viel Freude am Laptop zu sitzen und meine Master-Thesis zu schreiben.

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Foto: hsg Bochum/jmj
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