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Foto: HS Gesundheit/Volker Wiciok (Collage)

HS Gesundheit baut Lehr-Lernzentrum auf

30. Juni 2022

Die Hochschule für Gesundheit (HS Gesundheit) in Bochum entwickelt im Lehr-Lernzentrum im Austausch mit Studierenden und Lehrenden Angebote zur Aneignung und Weiterentwicklung fachübergreifender Kompetenzen. Ein Beispiel ist die Erweiterung der Schreibberatung um englischsprachige Angebote. Im Interview geben Prof. Dr. habil. Renate Schramek, Professorin für Gesundheitsdidaktik sowie wissenschaftliche Begleiterin und Beraterin des Lehr-Lernzentrums und Angelina Stratmann, Mitarbeiterin in der Schreibberatung, Einblicke, woran gerade gearbeitet wird.

Welches Ziel verfolgt die HS Gesundheit mit dem Aufbau eines Lehr-Lernzentrums?

Prof. Dr. habil. Renate Schramek: Die Hochschule für Gesundheit möchte nicht nur auf fachlicher, sondern auch auf fachübergreifender Ebene die Kompetenzen von Studierenden fördern. Auf fachlicher Ebene verfolgt sie das über ihr Studienangebot. Die fachübergreifende Perspektive möchte die Hochschule in dem sich gerade im Aufbau befindlichen Lehr-Lernzentrum bündeln. Das Zentrum hat die Aufgabe, unterstützende und weiterführende Angebote über das Studienangebot hinaus zur Aneignung fachübergreifender Kompetenzen zu entwickeln. Das kann eine Veranstaltung, ein einzelner Kurs, ein Austausch- oder Beratungsformat bis hin zum Vorhalten hilfreicher Selbstlernmaterialien sein. Adressant*innen sind Studierende – Bachelor-, Master- oder Promotionsstudierende – aber auch Lehrende zum Beispiel Neuberufene, (Vertretungs-)Professor*innen, Lehrkräfte für besondere Aufgaben und wissenschaftliche Mitarbeiter*innen, die eine Verbesserung eigener Lehrkompetenzen anstreben.

Foto: privat
Prof. Dr. habil. Renate Schramek, Professorin für Gesundheitsdidaktik.

Wonach entscheidet sich, welche Angebote entwickelt werden?

Prof. Dr. habil. Renate Schramek: Ausgerichtet sind die neuen Angebote an einzelnen Zielen der Hochschule wie zum Beispiel Gendersensibilität, Diversitätskompetenz oder der Erhöhung methodischer Kompetenzen. Oft zeigen sich Bedarfe für ein Angebot im Austausch mit Studierenden und / oder Lehrenden. Manchmal kommen Lehrende mit Beobachtungen aus der eigenen Lehre und beschreiben, was Studierende an zusätzlichen Angeboten hilfreich empfinden könnten oder was für Lehrende ein hilfreiches Zusatzangebot wäre. An der Hochschule haben wir das Verständnis, einander auf Augenhöhe und mit Wertschätzung zu begegnen und gegebenenfalls auch Bedarfe weiterzuleiten. Gerne entwickeln wir auch Angebote nach vorheriger Nachfrage, nach dem Motto: ‚Was brauchen Sie um noch besser oder effektiver zu lernen?‘ Es ist nicht so, dass die Lehrenden sagen ‚Ich weiß, was für Sie oder Dich gut ist‘. Auf die Frage ‚Was benötigen Sie zusätzlich fürs Studium oder die Lehre?‘ werden dann im Lehr-Lernzentrum passende Angebote für Studierende beziehungsweise Lehrende entwickelt.

An welchen Angeboten wird aktuell für die Studierenden gearbeitet?

Prof. Dr. habil. Renate Schramek: Ein Beispiel sind Angebote zur Förderung von Englischkompetenzen in der wissenschaftlichen Schriftsprache. Ein zweites wichtiges Stichwort, das uns beschäftigt, ist die Erweiterung der Methodenkompetenz, hier steht die Entwicklung von Angeboten zur Aneignung weiterer Methodenkompetenzen zum wissenschaftlichen Arbeiten und Forschen an.

Und welche Angebote sind für Lehrende in der Entwicklung?

Prof. Dr. habil. Renate Schramek: Für die Lehrenden arbeiten wir zum Beispiel an einem Angebot für den sensiblen Umgang mit Gender und Diversity in der Lehre. Auch werden Formate, die die Interdisziplinarität in der Lehre und den Austausch verschiedener Disziplinen an der HS Gesundheit weiter anregen entwickelt. Bei den Angeboten geht es nicht darum, inhaltlich etwas an der Lehre zu verändern, sondern einen anderen Blick zu gewinnen, wie die eigene Lehre methodisch weiterentwickelt werden kann. Das Lehr-Lernzentrum möchte Querschnittsthemen in die Lehre hineinbringen, ohne dass die Lehrenden dafür ganze Fortbildungsreihen besuchen müssen. So können Lehrende niedrigschwellig, zum Beispiel durch einen Round-Table-Austausch oder einen eintägigen Kurs, Anregungen zur Reflexion der eigenen Lehre erhalten. Denn genau davon leben Forschung, Wissenschaft und Lehre: Immer wieder neue Anregungen zu suchen und aufzugreifen.

Angelina Stratmann, Mitarbeiterin in der Schreibberatung.
Foto: HS Gesundheit/Volker Wiciok
Angelina Stratmann, Mitarbeiterin in der Schreibberatung der HS Gesundheit.

Mit unter dem Dach des Lehr-Lernzentrums befindet sich die Schreibberatung der Hochschule für Gesundheit. Was bietet diese bislang an?

Angelina Stratmann: Die Schreibberatung unterstützt Studierende beim wissenschaftlichen Schreiben, sei es bei ihrer Bachelor- oder Masterarbeit, bei ihrer Dissertation, bei der Erstellung ihrer Hausarbeit, eines Posters, Abstracts und anderen wissenschaftlichen Textsorten. Wir schauen uns zum Beispiel in einer individuellen Beratung an, wo die Person im Schreibprozess steht und wo es aktuell hakt. Fehlt es zum Beispiel an Ideen zur Themenfindung? Stockt es bei der Literaturrecherche? Oder findet sie den Anfang ins Schreiben nicht? Manchmal ist man sich – wenn man über Wochen oder Monate an einer wissenschaftlichen Arbeit sitzt – auf den letzten Metern auch einfach unsicher, ob einzelne Passagen logisch aufgebaut und verständlich sind, hier bieten wir individuelles Textfeedback bezogen auf Auszüge der wissenschaftlichen Arbeiten an, zum Beispiel in unserer offenen Peer-Sprechstunde bei unserer Schreibtutorin Sabine Schöll.

Und es gibt auch Mini-Workshops …

Angelina Stratmann: Genau, zu Themenbereichen des wissenschaftlichen Schreibens. Dort können Interessierte unter anderem erfahren, was Wissenschaftssprache ausmacht, wie sie eigene Texte wissenschaftlicher gestalten können, wie und warum in wissenschaftlichen Texten zitiert wird. Zusammenfassend ist unser Ziel, mit den Studierenden Methoden zu erarbeiten und ihnen Ressourcen an die Hand zu geben, um sich selbst, auch bei weiteren Schreibprojekten, helfen zu können. Aber auch Lehrenden bieten wir unsere Unterstützung an, zum Beispiel in Form eines Textfeedbacks für wissenschaftliche Veröffentlichungen. Denn manchmal hilft es einfach, wenn jemand, der gar keine Berührungspunkte zu dem Thema hat, über ein paar Passagen liest und Feedback gibt, ob der rote Faden stringent erkennbar ist. Oder sei es, wenn es um die Verständlichkeit einzelner Aufgabenstellungen geht, die in Lehrveranstaltungen von Studierenden bearbeitet werden sollen. Und wir bieten in Zukunft konzeptionierte lehrunterstützende schreibdidaktische Angebote an, welche die Lehrenden mit uns zusammen im Rahmen des fachlichen Curriculums umsetzen können. So wird das wissenschaftliche Schreiben für die Studierenden fachlich konkret. So bringen wir neue schreibdidaktische Übungen in die Fachlehrveranstaltungen ein, um somit die Schreibkompetenz der Studierenden nachhaltig zu fördern.

Welche neuen Angebote gibt es mit dem Aufbau des Lehr-Lernzentrums in der Schreibberatung?

Angelina Stratmann: Ab dem Sommersemester 2022 erweitert unsere neue Kollegin Natascha Bernhardt das schreibdidaktische Angebot um Schreibberatungen in englischer Sprache beziehungsweise zu englischen Texten. Ab dem Wintersemester 2022/23 wird sie auch Workshops zu den Themenbereichen Schreiben und Lesen von wissenschaftlichen Texten sowie Academic Writing anbieten. Abgedeckt werden dabei Fragen wie: Wie zitiert man beispielsweise aus englischer Literatur? Wie erschließe ich mir englischsprachige Fachtexte? Welche Bestandteile hat ein Abstract und was sind passende englische Formulierungen in solch einem wissenschaftlichen Text? Viele Nachwuchswissenschaftler*innen veröffentlichen an der HS Gesundheit zum Beispiel auch ihren ersten englischsprachigen Beitrag in einem Fachjournal. Auch hier bieten wir unsere Unterstützung mit Textfeedback an. Dabei geht es bei unserer Schreibberatung nicht um eine Beurteilung der wissenschaftlichen Texte oder der englischen Fähigkeiten, das ist nicht unsere Aufgabe. Es geht vielmehr darum, dort zu unterstützen, wo noch Unsicherheit besteht, aber auch dort motivierend zu stärken, wo wir Stärken sehen.

Warum erweitert die Schreibberatung ihr Angebot rund ums Englische?

Prof. Dr. habil. Renate Schramek: Die englische Sprache wird in der Wissenschaft zunehmend wichtiger. Eine Vielzahl an Forschungsergebnissen wird in Englisch publiziert. Und Studierende müssen in der Lage sein, neue Forschungserkenntnisse – auch auf Englisch – zur Kenntnis zu nehmen und gegebenenfalls eigene Erkenntnisse in den englischsprachigen Wissenschaftsdiskurs zurück zu geben. Wenn wir in den internationalen Austausch gehen, wenn wir Kongresse besuchen, wenn wir unsere Forschungsergebnisse präsentieren, dann oft auf Englisch.

Angelina Stratmann: Hinzu kommt, dass wir aus Rückmeldungen seitens der Studierenden wissen, dass Unsicherheiten im Umgang mit englischsprachigen Texten und dem Erstellen von Texten auf Englisch bestehen. Viele Studierende kommen direkt nach ihrem Abitur an die Hochschule. Ja, sie hatten Englisch als Schulfach und das ist auch eine gute Grundlage, aber dort lernen sie nicht das englische Fachvokabular, welches sie im Austausch mit Akteur*innen im Gesundheitssystem vielfach benötigen. Ebenso fehlt ihnen das Wissen und die Erfahrung, auf Englisch wissenschaftliche Texte zu verfassen oder zu lesen und zu verstehen. Andere Studierende sind bereits ein paar Jahre im Beruf und an die Hochschule gekommen, um ein berufsbegleitendes Studium an ihre Ausbildung anzuschließen. Der aktive Gebrauch des Englischen liegt bei ihnen vielleicht ein paar Jahre zurück. Plötzlich müssen sie englische Fachliteratur verstehen und zum Beispiel Abstracts auf Englisch schreiben – absolut verständlich, dadurch verunsichert zu sein. Wieder andere sagen, dass sie sich mit Englisch nie so richtig wohl gefühlt haben und benötigen erst einmal Tipps zum Lesen englischsprachiger Fachliteratur. Für all die Fälle steht unsere Tür offen.

Prof. Dr. habil. Renate Schramek: Die Schreibberatung ist ein sehr nachgefragtes Angebot, das Studierende wie Lehrende – insbesondere Nachwuchslehrende – in einer bedeutenden Phase des Studiums begleitet und dort Sicherheit gibt, wo noch Unsicherheit besteht. Sie bietet eine Reflexion über die eigene Arbeit, was eine große Hilfe sein kann und ist ein schönes Beispiel dafür, wie die Angebote aus dem Lehr-Lernzentrum künftig Studium und Lehre an der Hochschule für Gesundheit unterstützen sollen.

Ein Screenshot der digitalen Preisverleihung.
Screenshot: HS Gesundheit
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