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Studentin untersucht unter Aufsicht einer Hebamme den Bauch einer Übungspuppe

Innovative Lehre in der Hebammen­wissenschaft: Digital und interaktiv

6. März 2017

Neue, digitale Modelle der Lehre und des Lernens ermöglichen eine aktive Beschäftigung mit wissenschaftlichen sowie praktischen Fragestellungen an der Hochschule. Sie werden auch im Studienbereich Hebammenwissenschaft der hsg entwickelt und erprobt – zum Beispiel das E-Learning.

Studierende und Lehrende in der Hebammenwissenschaft arbeiten, in Ergänzung zur analogen Lehre, zunehmend mit digitalen Lehrmitteln wie Web Based Trainings. Diese sogenannten WBTs sind eine Form des E-Learnings, also onlinebasierte Lernarrangements. Als kleine Programme mit Lerneinheiten erinnern sie erst einmal grob an eine Powerpoint-Präsentation, sie sind jedoch interaktiv. Den Studierenden werden Texte und Bilder präsentiert und es gibt eine Reihe von Fragen, die von den Studierenden beantwortet werden können.

„Optimaler Weise werden in den WBTs Fragen gestellt, deren Antwort die Studierenden zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht kennen. Die Studierenden finden die Antwort erst, indem sie sich mit den Fragen beschäftigen und das simultan präsentierte Text- und Bildmaterial zur Hilfe nehmen. So können sie von dem in dieser Weise erworbenen Wissen besser profitieren, als wenn sie es passiv konsumiert hätten“, erläutert Prof. Dr. Annette Bernloehr, die die Weiterentwicklung des E-Learnings und dessen didaktische Verankerung im Studienbereich Hebammenwissenschaft der hsg gemeinsam mit der wissenschaftlichen Mitarbeiterin Mirjam Peters verantwortet. Am Ende eines WBTs bekommen die Studierenden ein individuelles Feedback zu ihrer Leistung.

„Wir haben für die WBTs zunächst Themen ausgewählt, die geburtshilfliche Notfallsituationen zum Gegenstand haben“, erklärt Mirjam Peters und fügt hinzu: „In diesen Situationen muss schnell gehandelt werden, sie kommen jedoch nur selten vor und die Studierenden haben kaum die Gelegenheit, ihr Handeln in solchen Situationen zu erlernen. Beispiele hierfür sind starke Blutungen nach der Geburt oder Handgriffe zur Befreiung des Kindes aus dem Geburtskanal.“

„Wir wollen die analoge Lehre nicht durch digitale Lehre ersetzen, aber wir möchten sie durch digitale Lehre sinnvoll ergänzen.“
Mirjam Peters
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Nach und nach werden auch WBTs zu Themen erstellt, die komplex sind und zu denen das Wissen aufgefrischt werden muss, da es im Hebammenalltag selten benötigt wird, aber als Hintergrundwissen vorhanden sein muss. „Beispiele hierfür sind die Embryologie, also das Teilgebiet der Entwicklungsbiologie, das sich mit der Entwicklung von der befruchteten Eizelle bis zum Embryo beschäftigt, oder die Funktionsweise der Plazenta, des Mutterkuchens. Neben geburtshilflichem Hintergrundwissen und Training für Notfallsituationen, erschließen wir als drittes Feld nun Themen, die im Hebammenalltag ständig benötigt werden“, berichtet Mirjam Peters. Dazu gehören zum Beispiel die Hilfe bei Schwangerschaftsbeschwerden, die Berechnung des Geburtszeitraums des Kindes, oder die Leopold-Handgriffe, mit denen die Lage des Kindes im Bauch, seine Größe und die Fruchtwassermenge getastet werden. Hier biete das Lernen mit WBTs einen alternativen Weg zur Wissensvermittlung.

Digital trifft analog: Integriertes Lernen

Die Professorin für Hebammenwissenschaft, Annette Bernloehr, weist unterdessen darauf hin, dass der mögliche Nutzen von E-Learning-Modulen – und damit auch von WBTs – abhängig vom individuellen Lerntyp der Studierenden ist, „aber natürlich auch davon, wie das Lernmaterial aufbereitet ist. Ein WBT kann ebenso wie die klassische Lehre spannend und interessant oder langweilig und schwer verständlich sein“, sagt sie. „Ob ein WBT erfolgreich ist oder nicht, hängt aber auch davon ab, wie es in die analoge Lehre eingebunden ist. Es reicht nicht aus, die WBTs einfach bereitzustellen. Sie müssen mit der klassischen Lehre verknüpft werden!“ Und genau dafür haben sich die Begriffe ‚Integriertes Lernen‘ oder ‚Blended Learning‘ etabliert. Eine Möglichkeit ist der sogenannte ‚Flipped Classroom‘. Peters: „Dabei bearbeiten Studierenden Zuhause ein WBT und lernen darüber gewisse Inhalte. Anschließend gibt es in der Präsenzzeit an der hsg die Chance, die Inhalte mit den Lehrenden zu vertiefen und zu diskutieren, sodass ein vertieftes Verständnis für das Gelernte entstehen kann.“ Oder Studierende nutzen die WBTs verpflichtend zu Hause, um sich auf eine Einheit im Skills-Lab, vorzubereiten. In diesen Räumlichkeiten der hsg lernen Studierende in einer Art Laborsituation bestimmte Fertigkeiten und Fähigkeiten, die in der praktischen Arbeit als Hebamme benötigt werden. „Wenn dann im Skills-Lab auf das in WBTs erworbene Wissen über Leopold‘sche-Handgriffe, Handgriffe mit denen zum Beispiel die Lage und die Größe des Kindes im Bauch bestimmt werden kann, aufgebaut werden kann, ist das für die Lehrenden und Studierenden sehr hilfreich. Wir wollen die analoge Lehre nicht durch digitale Lehre ersetzen, aber wir möchten sie durch digitale Lehre sinnvoll ergänzen“, so die Hebammenwissenschaftlerin.

Neue Lehrmittel, neue Anforderungen

Neben dem reinen, zeitaufwendigen Erstellen der WBTs müssen auch eine Reihe von Fragen, wie zur technischen Einbettung in die bestehende Lernplattform Moodle oder zum Urheberrecht geklärt werden. Peters: „Das Bildmaterial ist zum Beispiel eine Herausforderung! Ist bereits welches vorhanden, stellt sich die Frage, inwieweit es genutzt werden kann. Ist keines vorhanden, muss es erst aufwendig erstellt werden.“

Eine nächste Projektidee im Studienbereich Hebammenwissenschaft ist die Entwicklung einer Portfolioplattform, auf der die Studierenden sich eine eigene Seite erstellen können auf der sie die Möglichkeit haben, Entwicklungsschritte und Reflexionen festzuhalten. Darin könnten dann auch die WBTs eingebunden und mit individuellen Funktionen ausgestattet werden. Bernloehr: „Dann können WBTs zum Beispiel je nach individuellem Feedback zu einem späteren Zeitpunkt noch einmal wiederholt werden. Wir planen auch, erste Videos zu spezifischen Lehrinhalten selbst zu erstellen, um sie dann auch in WBTs einbinden zu können. Wir haben im Studienbereich also noch viele Ideen.“

Lektorat: Dr. Christiane Krüger, Pressesprecherin der hsg
Aufmacher: hsg/Volker Wiciok

Diese App unterstützt den physiotherapeutischen Prozess. Foto: hsg/Volker Wiciok
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