Mit Forschung Gesundheit fördern
#HauptSacheGesundheit heißt unsere neue Serie, in der wir unterschiedliche Bachelor- und Masterstudiengänge der Hochschule für Gesundheit (HS Gesundheit) in Bochum vorstellen. Neugierig? In dieser Folge geht es um den Masterstudiengang Angewandte Gesundheitswissenschaften.
Prof.in Dr. in Eike Quilling, Professorin für Gesundheitspädagogik und -kommunikation mit dem Schwerpunkt interprofessionelles Handeln und Vizepräsidentin für Forschung und Transfer:
Er ist unser Forschungsmaster: Im Studiengang Angewandte Gesundheitswissenschaften können Studierende Forschung nicht nur erleben, sondern durch eigene Projekte auch in die Forschung hineinwachsen. Sie lernen nicht nur eine solide Mischung aus qualitativen und quantitativen Forschungsmethoden kennen, sondern diese auch gezielt anzuwenden. Die Studierenden beschäftigen sich mit neuesten wissenschaftlichen Erkenntnissen aus dem Bereich Public Health, mit innovativen Versorgungskonzepten wie dem spannenden Ansatz zu Gesundheitskiosken oder großen politischen Aufgaben wie gesundheitlicher Chancengerechtigkeit.
Dabei können die Studierenden zwischen den beiden Schwerpunkten „Gesundheitsförderung und Prävention“ oder „Interprofessionelle Versorgung“ wählen. Gerade ältere Menschen leider häufig unter Multimorbiditäten, die interprofessionelle Versorgung erfordern. Dabei geht es darum, dass unterschiedliche Fachdisziplinen nicht nebeneinanderher arbeiten und die Patient*innen von Station zu Station durchreichen, sondern im engen Austausch stehen, um für die Patient*innen abgestimmt das jeweils bestmögliche Behandlungskonzept auszuarbeiten. Jede Fachdisziplin muss dabei in der Lage sein, auch die Perspektiven anderer Professionen einzunehmen. Der Studiengang ist zudem sehr projektbezogen. Die Studierenden lernen, wie Projektmanagement funktioniert, bevor sie dann selbst Ideen für Forschungsprojekte entwickeln, die sie unter Anleitung eines interprofessionell aufgestellten Lehrteams einzeln oder in kleinen Gruppen umsetzen. Dabei geben wir ihnen auch viel über Gesundheitskommunikation mit. Die Studierenden lernen zum Beispiel, wie sie Klient*innen bzw. Patient*innen zu einem gesunden Lebensstil beraten können oder sie entwickeln Ideen, wie Gesundheitskommunikation in der breiten Masse funktionieren kann, zum Beispiel über den Start einer großen Aufklärungskampagne. Gerade die Pandemie hat gezeigt, welche Rolle Gesundheitskommunikation spielen kann. Es macht großen Spaß zu sehen, wie die Studierenden sich in dieser kurzen Zeit weiterentwickeln und welche Wege sich für die Absolvent*innen nach dem Studium auftun. Manche gehen mit einem geweiteten Blick zurück in den Therapie-, Pflege- oder auch Hebammenberuf, andere finden mit dem Masterstudium eine völlig neue berufliche Ausrichtung und arbeiten zum Beispiel in der kommunalen Gesundheitsförderung oder Prävention, wieder andere schlagen den Promotionsweg ein. Der Gesundheitssektor ist ein abwechslungsreiches und spannendes Berufsfeld, in dem lang noch nicht alles abschließend erforscht ist und der viele Anknüpfungspunkte in andere Bereiche bietet. Genau das ermöglicht die Chance, mit einem Master wie Angewandte Gesundheitswissenschaften auch viele Themen selbst neu zu erschließen.
Aileen Ambrosch, Studierende (2. Semester):
Ein Masterstudium, das den Schwerpunkt Forschung hat? Das hat mir sofort zugesagt. Ich habe ein Bachelorstudium in Pflegewissenschaft absolviert und als Gesundheits- und Krankenpflegerin in verschiedenen Kliniken gearbeitet. Dabei hatte ich häufig das Gefühl, dass es in der Praxis sehr viel Wissen gibt, aber noch viel zu wenig wissenschaftlich fundiertes Wissen integriert wird. Aus dieser Beobachtung heraus habe ich mich für den forschungsstarken Masterstudiengang Angewandte Gesundheitswissenschaften entschieden. Dort lernen wir sehr intensiv ganz verschiedene Forschungsmethoden kennen:
Wie entwickelt man leitfadengestützte Interviews für eine Datenerhebung? Wie wertet man wissenschaftliche Interviews oder Gruppendiskussionen aus? Was für Gütekriterien sind bei Forschungsvorhaben zu beachten? Dabei bleiben wir nicht im Hörsaal, sondern gehen auch in die Praxis und lernen, das neue Wissen direkt in kleineren Forschungsprojekten umzusetzen. Eine Gruppe hat zum Beispiel Quartiersbefragungen durchgeführt und ihre wissenschaftlichen Ergebnisse in politischen Sitzungen präsentiert. Ebenfalls sehr interessant: Aktuell drehen wir Lehrvideos mit dem Schwerpunkt Prävention. Mir gefällt das Studium richtig gut und ich bin froh, mich für die Hochschule für Gesundheit entschieden zu haben. Mir war es wichtig, an einer kleineren Hochschule zu studieren und ich merke, wie wertvoll der direkte Zugang zu den Wissenschaftler*innen hier ist. Diese persönliche Atmosphäre schätze ich sehr.
Julius Spiecker, Absolvent und Mitarbeiter in der Koordinierungsstelle Gesundheitliche Chancengleichheit des Landeszentrums Gesundheit Nordrhein-Westfalen:
Ich habe in Leverkusen ein Bachelorstudium in Physiotherapie absolviert und in der therapeutischen Tätigkeit für mich gemerkt, dass die 1:1 Betreuung interessant ist, dass ich mich aber gerne beruflich noch weiter entwickeln würde. Dass ich inhaltlich gerne mehr die Makro- als die Mikroperspektive einnehmen möchte. Ich wollte in Richtung Public Health gehen und stieß auf den Masterstudiengang Angewandte Gesundheitswissenschaften. Das Studium hat mir sehr gut gefallen, weil es die Forschung in den Fokus stellt und das finde ich richtig und wichtig. Besonders spannend fand ich die Projektarbeiten im Studium, weil man dort ins praktische Tun kommt.
Bestes Beispiel: Wir haben mit Blick auf die kommunale Gesundheitsförderung am Beispiel Bochum untersucht, was Angsträume in einer Kommune sind und inwiefern sie in Abhängigkeit zum Geschlecht unterschiedlich wahrgenommen werden. Zur Gewinnung von Daten haben wir eine Befragung durchgeführt, die wir ausgewertet und in einem Projektbericht präsentiert haben. Was auch sehr spannend zu untersuchen war: In einer Hausarbeit habe ich mich mit Placebo- und Nocebo-Effekten auseinandergesetzt und bin der Frage nachgegangen, inwieweit Gesundheitskommunikation solche Effekte hervorrufen kann. Heute arbeite ich im Landeszentrum Gesundheit Nordrhein-Westfalen in der Fachgruppe Prävention und Gesundheitsförderung. In der dortigen Koordinierungsstelle Gesundheitliche Chancengleichheit ist eine meiner Aufgaben die Beratung und Unterstützung von Kommunen bei Projektideen, die Prävention und Gesundheitsförderung in den Fokus stellen. Dabei sensibilisiere ich für gesundheitliche Chancengleichheit und prüfe zum Beispiel auch die Förderfähigkeit der geplanten Projekte. Chancengleichheit war auch ein Thema im Studium: Wie kann die Gesundheit von Menschen verbessert, aber auch sichergestellt werden, dass alle Menschen erreicht werden? Dadurch, dass ich im Studium den Schwerpunkt Gesundheitsförderung und Prävention gewählt hatte, kann ich heute aus allen Modulen etwas für meine berufliche Tätigkeit nutzen, vor allem, weil wir schon im Studium immer wieder die Theorie in die Praxis gebracht haben.
Nähere Informationen zu unseren Studiengängen und zur Bewerbung um einen Studienplatz gibt es auf der Website der HS Gesundheit.