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Ein Portraitbild von Prof. Dr. Frank Schmitz
Foto: HS Gesundheit

Mit Leidenschaft für Ökonomie

1. März 2022

Seine erste Berührung mit der Gesundheitswirtschaft? Prof. Dr. Frank Schmitz lehnt sich leicht im Stuhl zurück. Er lächelt und allein das verrät seinem Gegenüber bereits, dass er schöne Erinnerungen mit der Frage verbindet. Damals macht er eine Ausbildung in einem Krankenhaus. 25 Jahre ist das her. Seither hat er vieles in und mit der Gesundheitswirtschaft erlebt – als Berater wie auch als Hochschulprofessor. Ab heute ist Prof. Dr. Frank Schmitz an der Hochschule für Gesundheit (HS Gesundheit) in Bochum tätig. Mit Neugierde und jeder Menge Erfahrung im Gepäck wird der Wissenschaftler federführend ein neues Studienangebot mit dem Schwerpunkt Management im Gesundheitswesen entwickeln.

„Ich erinnere mich noch genau an meine Ausbildung zum Informatikkaufmann. Das Krankenhaus hatte unterschiedliche Standorte und ich arbeitete damals – 1997 – mit daran, diese per Funk miteinander zu verbinden. Röntgenbilder sollten so zum Beispiel nicht mehr mit dem Auto von A nach B gefahren, sondern schnellstmöglich digital übertragen werden. Ziel war es, medizinische Fachabteilungen stärker zu vernetzen“, erzählt Prof. Dr. Frank Schmitz. Ein Rückblick, der für ihn auch heute noch beispielhaft dafür ist, welchen Einfluss Prozesse sowie Informationsflüsse auf die Gesundheitsversorgung und den daraus resultierenden Kostenstrukturen haben können. „Das liegt 25 Jahre zurück und doch könnte das Thema von gestern sein. Gerade die Vernetzung von Fachabteilungen und die sicherlich auch mit einigen Prozessen verbundene Optimierung der Kostenstrukturen ist noch immer ein aktuelles Thema, wenn wir über die Gesundheitsversorgung hierzulande nachdenken.“

Prof. Dr. Christian Timmreck, Präsident der Hochschule für Gesundheit, begrüßt Prof. Dr. Frank Schmitz an der Hochschule.
Foto: HS Gesundheit
Prof. Dr. Christian Timmreck, Präsident der Hochschule für Gesundheit, begrüßt Prof. Dr. Frank Schmitz an der Hochschule.

Frank Schmitz wächst in der Nähe von Viersen am linken Niederrhein auf. Ein halbes Jahr arbeitet er nach seiner Ausbildung noch in der IT-Abteilung des Krankenhauses, dann zieht es ihn an die Westfälische Wilhelms-Universität Münster. Der heutige Hochschulprofessor studiert Betriebswirtschaftslehre und Wirtschaftsinformatik. Schnell merkt er, dass das Interesse für die Informatik zwar bleibt, doch die Leidenschaft für die Betriebswirtschaftslehre stetig wächst. Wer daraus allerdings schließt, dass Mathematik sein Lieblingsfach in der Schule war, der irrt sich. Frank Schmitz schmunzelt, verschränkt die Arme vor der Brust und verrät dann: „Sagen wir‘s so: Ich habe Mathe immer als Instrumentenkasten angesehen, um ökonomische Fragestellungen zu beantworten.“

Frank Schmitz genießt seine Studienzeit und steckt seine Nase wissenshungrig in den Lernstoff. „Eine große Universität, eine Vielzahl an Lehrangeboten, in die man hineinschnuppern kann, das empfand ich als sehr bereichernd“, erzählt der Wissenschaftler. Dann schmunzelt er erneut und gesteht: „Außerdem habe ich gemerkt, dass der Freizeitwert im Studium hoch sein kann.“ Seine Studienzeit habe ihn geprägt. „Fachlich dadurch, mit dem erlernten Wissen über den Tellerrand schauen zu können. Persönlich dadurch, dass ich Professoren hatte, die mich inspiriert haben und Menschen kennenlernen durfte, mit denen ich heute noch eng verbunden bin.“

Nach seinem Studium ist Frank Schmitz über zehn Jahre beratend in oder für Unternehmen der Gesundheitswirtschaft tätig, fokussiert sich auf wirtschaftliche Fragestellungen, in denen es vielfach darum geht, wie Angebote am Markt entwickelt werden, die Unternehmen der Gesundheitsbranche dauerhaft bereitstellen können. Schlagwörter wie Wettbewerbsfähigkeit und Kostenoptimierung begleiten ihn ebenso wie aktuelle Erkenntnisse aus der Forschung. Parallel nimmt der Diplom-Kaufmann über vier Jahre einen Lehrauftrag an der Hochschule Niederrhein an. Er hält Vorlesungen im Bereich des Rechnungswesens und findet Freude am Lehren. „Und die Studenten haben es auch überlebt“, scherzt Frank Schmitz heute. Mit einer Dissertation über die kennzahlenbasierte Steuerung von Krankenhäusern promoviert er berufsbegleitend am Lehrstuhl für Medizinmanagement der Universität Duisburg-Essen. Seit 2014 ist Frank Schmitz Professor für Betriebswirtschaftslehre an der Fakultät Life Sciences der Hochschule Rhein-Waal, seit 2016 zusätzlich Studiengangsleiter Gesundheitswissenschaften und -management. Zu sehen, wie junge Menschen an akademischen Themen wachsen und sich weiterentwickeln, das ist ein Grund, warum Frank Schmitz heute an einer Hochschule lehrt. Ein zweiter ist das breite Feld der Forschung.

„Sich einer spannenden Fragestellung zu widmen, neues Wissen zu generieren, das ist eine unglaubliche Bereicherung“, sagt der Wissenschaftler und kommt ins Schwärmen. „Wie sehen Geschäftsmodelle aus, die eine bessere gesundheitliche Versorgung ermöglichen und wirtschaftlich tragfähig sind, das finde ich, ist eine gesellschaftlich relevante Frage.“ Für Frank Schmitz ist ökonomisches Handeln eine Grundvoraussetzung für die Gesundheitsversorgung: „Wenn man Ökonomie so versteht, dass es bei ihr darum geht, begrenzte Ressourcen sinnvoll einzusetzen und den bestmöglichen Nutzen aus ihnen zu generieren, dann ist es für mich eine Notwendigkeit, die Ökonomie und die Gesundheitsversorgung in einem Zusammenhang zu sehen und das Spannungsfeld zwischen beiden Interessen in Einklang zu bringen.“ Ein Instrument, das den Einklang unterstützen könnte, ist für Frank Schmitz die Digitalisierung. „Ich denke, dass sich viele traditionelle Angebote und Prozesse weiterentwickeln werden, dass die Digitalisierung die Gesundheitsversorgung neugestalten wird. Ökonomie, Digitalisierung und Gesundheitsversorgung, das ist für mich das Dreieck, in dem sich neue Geschäftsmodelle entwickeln werden – vor allem auch vor dem Hintergrund einer alternden Gesellschaft.“

Prof. Dr. Frank Schmitz: „Ökonomie, Digitalisierung und Gesundheitsversorgung, das ist für mich das Dreieck, in dem sich neue Geschäftsmodelle entwickeln werden.“

Vor fast drei Jahren hat Frank Schmitz eine eigene Firma gegründet. Mit Pflegediensten hat er zuvor in Workshops diskutiert, was für Dienstleitungen älteren Menschen helfen könnten, länger in ihren eigenen vier Wänden zu leben. Heute unterstützt sein Unternehmen ambulante Pflegedienste darin, zusätzliche Leistungen wie einen über eine App gesteuerten Wäschereiservice anzubieten, mit dem die Wäsche bei Patient*innen zu Hause abgeholt und gereinigt wieder zurückgeliefert wird. „Für die Essensversorgung, sprich ‚Essen auf Rädern‘, bestellt man ja auch ein Mittagessen und nicht den Koch nach Hause. Bei der Wäscheversorgung von pflegebedürftigen Menschen wird heute noch ausschließlich ‚der Koch‘ bestellt. Dies ist weder effizient noch nachhaltig“, sagt Frank Schmitz. Er beobachtet die Entwicklungen im Pflegebereich: „Ich bin mir sicher, dass sich in den kommenden Jahren auch in der pflegerischen Versorgung weitere Geschäftsmodelle entwickeln werden. Welche, an der Antwort werden die Hochschulen mitarbeiten.“

Frank Schmitz ist ein Mensch, der seinen Kopf auch mal in andere Disziplinen steckt. Der sein Wissen stetig erweitern und auch neue Perspektiven gewinnen möchte. So freut sich der Familienmensch, der in seiner Freizeit gerne mal aufs Fahrrad steigt oder Joggen geht, bei seinen neuen Aufgaben – seine Tätigkeit als Professor für Management und Marketing im Gesundheitswesen sowie den anstehenden Aufbau eines Departments im Bereich Gesundheitsmanagement und -ökonomie – auf das Zusammenspiel mit den drei etablierten Departments der HS Gesundheit. „Interdisziplinäres Arbeiten kann einen unheimlichen Mehrwert in Forschung und Lehre bedeuten.“ Und noch etwas fiebert der Professor mit seinem Wechsel an die Hochschule für Gesundheit entgegen: „Dem Campus-Leben. Ich gehe so gerne über einen vollen Campus. Das ist eine tolle Atmosphäre, die ich in diesen Zeiten richtig vermisse und die ich für eine Hochschule für wichtig halte. Den Spirit kann digitale Lehre nicht kompensieren, weil der menschliche Aspekt eines Studiums ein wesentlicher ist – für die persönliche ebenso wie für die Weiterentwicklung in Gruppen.“

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