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Foto: HS Gesundheit/Jürgen Nobel

Pflege studieren mit Ausbildungsvergütung

24. Mai 2024

Ab dem Wintersemester 2024/25 bietet die Hochschule für Gesundheit (HS Gesundheit) in Bochum ein duales Pflegestudium an. Studieninteressierte, die einen Bachelor mit der Fachrichtung Pflege absolvieren möchten, bewerben sich künftig bei den klinischen und außerklinischen Kooperationspartner*innen der Hochschule und bekommen von diesen bei erfolgreichem Abschluss eines Bewerbungsverfahrens einen Ausbildungsvertrag zur akademischen Pflegeausbildung an der HS Gesundheit angeboten. „Die Studierenden werden mit einem Studium bei uns an der Hochschule und den praktischen Studienphasen bei unseren Kooperationspartner*innen für die gesamte pflegerische Versorgung in allen Lebensbereichen und über alle Altersgruppen hinweg, orientiert an neuesten wissenschaftlichen Erkenntnissen, ausgebildet. Außerdem erhalten sie über ihr gesamtes Studium hinweg eine Ausbildungsvergütung“, sagt Prof.in Dr.in Sandra Bachmann. Die Professorin für die pflegerische Versorgung von Kindern, Jugendlichen und deren Familien sowie Leiterin des Studiengangs erläutert das neue Zulassungsverfahren im Interview.

Ein Portraitbild von Prof.in Dr.in Sandra Bachmann.
Foto: HS Gesundheit/Volker Wiciok
Prof.in Dr.in Sandra Bachmann, Professorin für die pflegerische Versorgung von Kindern, Jugendlichen und deren Familien sowie Leiterin des Studiengangs.

Inwiefern ändert sich das Zulassungsverfahren für den Bachelorstudiengang Pflege?

Prof.in Dr.in Sandra Bachmann: Wir bieten ab dem Wintersemester 2024/25 ein duales Pflegestudium an. Studieninteressierte, die an der HS Gesundheit den Bachelorstudiengang Pflege studieren möchten, schreiben sich künftig nicht mehr direkt an der Hochschule für das Studium ein, sondern suchen in einem ersten Schritt unsere Kooperationspartner*innen im klinischen und außerklinischen Bereich auf, bewerben sich dort um einen dualen Ausbildungsplatz und können sich dann nach erfolgreicher Bewerbung mit dem abgeschlossenen dualen Ausbildungsvertrag, ihrer Hochschulzugangsberechtigung und einer gesundheitlichen Eignung an der Hochschule immatrikulieren.

Einen Numerus Clausus als Zulassungsbeschränkung gibt es für den Bachelorstudiengang Pflege nicht. Umgekehrt bedeutet das neue Zulassungsverfahren auch: Ohne einen solchen abgeschlossenen Ausbildungsvertrag in der Hand, können Studieninteressierte künftig kein Pflegestudium mehr bei uns an der Hochschule beginnen.

Warum hat die Hochschule sich dazu entschieden, das Zulassungsverfahren ab dem Wintersemester 2024/25 anzupassen?

Prof.in Dr.in Sandra Bachmann: Das neue Zulassungsverfahren resultiert aus dem von der Bundesregierung beschlossenen Pflegestudiumstärkungsgesetz, das seit Januar 2024 gilt. Darin ist die duale Ausrichtung des Pflegestudiums festgelegt. Übrigens auch die Vergütung: Mit dem Ausbildungsvertrag erhalten die Studierenden künftig über das gesamte Studium hinweg eine Ausbildungsvergütung durch die Kooperationspartner*innen. Die Studierenden werden bei dem Thema Vergütung also nun genauso behandelt wie klassische Auszubildende im Pflegebereich. Ein absolut richtiger Schritt.

Neben dem Aspekt der Vergütung: Was sind weitere Vorteile für die Studierenden, wenn Sie sich für ein duales Pflegestudium entscheiden?

Prof.in Dr.in Sandra Bachmann: Das Pflegestudium dauert sieben Semester. Die Studierenden verbringen also gerade mal ein halbes Jahr länger im Studium als in einer klassischen Ausbildung, haben am Ende ihres Studiums aber zwei Abschlüsse: den Bachelor of Science, an den sie ein Masterstudium anschließen können und die Berufszulassung als Pflegefachfrau oder Pflegefachmann, mit der sie direkt in den Pflegeberuf einsteigen können.

Wo liegen zum anderen Vorteile für die Kooperationspartner*innen?

Prof.in Dr.in Sandra Bachmann: Die Kooperationspartner*innen bekommen die Studierenden durch das Pflegestudiumstärkungsgesetz im vollen Umfang refinanziert und können sich darüber hinaus neue Pflegefachkräfte in ihr Team holen, die durch ihr Studium pflegerisches Wissen – basierend auf dem aktuellsten Stand der Forschung – mitbringen. Die Kooperationspartner*innen bekommen mit den Studierenden also neuen wissenschaftlichen Input oder können aktuelle Fragen aus der Praxis einbringen, denen Studierende in Haus- oder Bachelorarbeiten wissenschaftlich auf den Grund gehen. Die Zusammenarbeit ist für die Kooperationspartner*innen auch eine Chance, die Studierenden frühzeitig an sich zu binden, was in der Pflegewirtschaft aufgrund des Mangels an Fachkräften umso wichtiger ist.

Wer zählt zu den Kooperationspartner*innen des Studienbereichs Pflege?

Prof.in Dr.in Sandra Bachmann: Unsere Kooperationspartner*innen sind stationäre Pflegeeinrichtungen, Kliniken und Klinikverbünde, ambulante Pflegedienste, ambulante Intensivpflegedienste, Tagespflegeinrichtungen, Beratungseinrichtungen, Hospize sowie Wohnheime für Menschen mit Behinderungen oder Intensivpflegebedarf. Studieninteressierte finden eine Liste unserer Kooperationspartner*innen auf der Website der HS Gesundheit. Dort lohnt es sich regelmäßig drauf zu schauen, weil immer wieder auch neue Kooperationspartner*innen hinzukommen. Das ist ebenfalls ein Vorteil für Studieninteressierte: Sie können sich selbst aussuchen, welche der mit uns kooperierenden Einrichtungen am besten zu ihnen passt und sich dort bewerben. Ein Entscheidungskriterium für die Studierenden könnte zum Beispiel sein, ob die Einrichtung den Bereich anbietet, den die Studierenden später vertiefen möchten. Grundsätzlich lernen die Studierenden in ihrem Studium alle die gleiche Theorie und werden intensiv auf eine pflegerische Tätigkeit in der Kinder-, Kranken- und Altenpflege ausgebildet und vorbereitet. Alle Studierenden werden im Studium auch in allen Bereichen der Pflege eingesetzt: in der akutstationären Pflege, der ambulanten Akut- und Langzeitpflege und der stationären Langzeitpflege. Zusätzlich haben die Studierenden im Studienverlauf aber die Möglichkeit einen Vertiefungsbereich zu wählen und für einen Zeitraum von acht bis zwölf Wochen Wunscheinsätze für einen Teil ihrer praktischen Studienphase anzugeben.

Prof.in Dr.in Sandra Bachmann: „Die Studierenden werden bei dem Thema Vergütung also nun genauso behandelt wie klassische Auszubildende im Pflegebereich.“

Daran orientiert könnte bereits heute die kooperierende Einrichtung ausgewählt werden. Denn nicht jede Einrichtung bietet immer alle Bereiche der pflegerischen Versorgung an, so gibt es zum Beispiel nicht in jedem Krankenhaus eine Pädiatrie. Gerne können wir als Studienbereich bei der Wahl der kooperierenden Ausbildungseinrichtung auch unterstützen. Wir bieten für Studieninteressierte zum Beispiel wöchentliche Online-Sprechstunden an.

Das Studium bietet einen Mix aus Theorie, Training in Skills-Labs und der beruflichen Praxis. Wozu dienen insbesondere die Skills-Labs?

Prof.in Dr.in Sandra Bachmann: Unsere Skills-Labs sind Lernorte an der Hochschule, in denen wir die Studierenden intensiv auf die Arbeit in der Praxis vorbereiten. Dort trainieren wir mit ihnen pflegerische Techniken wie die Verabreichung einer Injektion, die Versorgung mit einer Infusion oder die Lagerung von Patient*innen. Mit Schauspieler*innen, die in die Rolle von Patient*innen schlüpfen, simulieren wir verschiedene Fallsituationen. Bestes Beispiel: Ein Patient hat eine Sonde in den Bauchraum eingesetzt bekommen und muss nun aufgeklärt werden, wie er mit der neuen Versorgungsart umgehen sollte. Oder: Eine Patientin hat die Diagnose Diabetes bekommen und benötigt eine Beratung, was die Insulinzufuhr betrifft. Auch die Interaktion mit Patient*innen und Angehörigen üben wir in den Skills-Labs. Darüber hinaus haben wir komplexe Puppen, die computergesteuert sind und mit denen wir exemplarisch das Reanimieren nach einem Herzstillstand, zum Beispiel nach einem Herzinfarkt trainieren können. In fünf Praxismodulen durchlaufen die Studierenden dann in den praktischen Studienphasen bei den Kooperationspartner*innen unterschiedliche Stationen und Fachabteilungen.

Welche Stationen und Fachabteilungen sind das?

Prof.in Dr.in Sandra Bachmann: Chirurgische, internistische, neurologische und onkologische Versorgungbereiche, die Kinder- und Jugendmedizin, die Geburtshilfe und Gynäkologie, die gerontologisch-geriatrische Pflege, die Palliative Care, die Psychiatrische Pflege und die Intensivmedizin. Außerdem können sie bei uns die Qualifikation als Pflegeberater*in und Praxisanleiter*in erwerben. Im fünften Semester findet zusätzlich ein ganzes Praxissemester statt und für acht Wochen kann auch ein Auslandspraktikum durchgeführt werden.

Wie sind die Zukunftsaussichten für angehende Pflegefachkräfte?

Prof.in Dr.in Sandra Bachmann: Die meisten Absolvent*innen haben nach dem Studium ein großes Interesse bei den Kooperationspartner*innen zu bleiben und die Chancen dafür stehen gut, weil Pflegefachkräfte dringend gesucht werden. Die Absolvent*innen wollen Berufserfahrung sammeln und zusätzliche Sicherheit im täglichen pflegerischen Handling bekommen. Darüber hinaus gibt es Absolvent*innen, die sich erst einmal wissenschaftlich und gegebenenfalls auch pädagogisch weiter qualifizieren möchten und ein Masterstudium anschließen, dafür gibt es bei uns an der Hochschule ebenfalls verschiedene Möglichkeiten, zum Beispiel den Masterstudiengang Bildung im Gesundheitswesen – Fachrichtung Pflege. Daneben entwickeln Absolvent*innen auch neue Ideen und Perspektiven, wo sie beruflich hinmöchten.

Prof.in Dr.in Sandra Bachmann: „Die Pflege macht Freude und genau das sollte ein Job auch machen.“

Manche arbeiten als Pflegeberater*innen bei Krankenkassen oder als Praxisanleiter*innen in Kliniken, wieder andere möchten in die Schulgesundheitspflege gehen oder streben nach einem Masterstudium eine Tätigkeit als Community Health Nurse an. Das Feld der pflegerischen Versorgung ist groß. Die Pflege wird sich auch immer weiterentwickeln und nachgefragt werden.

Was sollten Studieninteressierte für das Studium mitbringen?

Prof.in Dr.in Sandra Bachmann: Großes Interesse an pflegerischer und medizinischer Versorgung und ein ebenso großes Engagement für pflegebedürftige und/oder kranke Menschen jeden Alters, die Hilfe bedürfen. Außerdem einen wertschätzenden Umgang mit Menschen, Kommunikationsstärke, die Bereitschaft, sich im Berufsleben immer wieder neues Wissen anzueignen und die Offenheit, mit anderen Berufen im Gesundheitswesen zusammenzuarbeiten. Denn Pflegefachkräfte arbeiten interdisziplinär im engen Austausch mit Fachkräften anderer Gesundheitsberufe wie Physio- oder Ergotherapeut*innen, Logopäd*innen, Hebammen, Ärzt*innen oder Psycholog*innen.

Was macht den Pflegeberuf aus?

Prof.in Dr.in Sandra Bachmann: Die Pflege ist vielfältig und eröffnet unterschiedliche berufliche Perspektiven. Sie ist ein anspruchsvoller und verantwortungsvoller Beruf, in dem einem viel Dankbarkeit von den Menschen, die man begleitet, aber auch von den Angehörigen entgegengebracht wird. Ich bin selbst Pflegefachfrau, habe viele Jahre als solche in der Praxis gearbeitet und kann sagen, dass die Pflege ein sehr bereichernder Beruf ist, der mich von meiner Biografie und von meiner Person her immer weitergebracht und weiterentwickelt hat. Die Pflege ist ein Geben und Nehmen, vor allem aber ein Miteinander. Viele sagen, dass sie die Entscheidung in den Pflegeberuf zu gehen, nicht bereut haben – ich auch! Die Pflege macht Freude und genau das sollte ein Job auch machen.

Foto: Jürgen Nobel/Grafik: HS Gesundheit
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