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Ein Screenshot der digitalen Preisverleihung.
Screenshot: HS Gesundheit

Preisträger*innen im Interview

20. Januar 2022

Die Studierenden der Hochschule für Gesundheit (HS Gesundheit) in Bochum durften im Wintersemester 2021/2022 zum zweiten Mal einzelne Lehrpersonen oder Lehrteams für den Lehrpreis nominieren. Die Auszeichnung wird vom Vizepräsidium für Studium und Lehre verliehen. Eine Jury aus Studierenden, Lehrenden und wissenschaftlichen Mitarbeiter*innen wählte aus den eingereichten Vorschlägen die diesjährigen Preisträger*innen, die am 18. Januar 2022 auf einer digitalen Verleihung bekannt gegeben wurden. Das Online-Magazin verrät, wer die Preisträger*innen sind und bat zum kurzen Interview.

Prof. Dr. Anne Roll, Professorin für gerontologische und geriatrische Pflege

Das Bild zeigt Prof. Dr. Anne Roll.
Foto: HS Gesundheit
Prof. Dr. Anne Roll.

Der zweite Lehrpreis der HS Gesundheit stand unter dem Motto „Interdisziplinarität in der Lehre“: Wie binden Sie Interdisziplinarität in Ihre Lehre ein?

Prof. Dr. Anne Roll: Interdisziplinarität beginnt damit, dass die Studierenden – vor allem die berufsbegleitenden Studierenden – ihre Expertise und ihre langjährige Erfahrung auch in interdisziplinären Teams klar kommunizieren können. Im Verlauf des Studiums absolvieren die Studierenden unter anderem das Modul „Interprofessionelles Projekt“, welches ich zusammen mit meinem Kollegen Prof. Dr. Posenau unterrichte.

In dem entsprechenden Modul initiieren die Studierenden ein Praxisprojekt, dass sie in engem Austausch mit anderen Berufsgruppen im Rahmen ihrer Arbeit umsetzen sollen. So erarbeiteten Studierende beispielsweise mit Physiotherapeut*innen auf ihrer Arbeitsstätte ein gemeinsames Praxisanleiter*innenkonzept, damit Auszubildende der Pflege und auszubildende Physiotherapeut*innen die gemeinsamen Schnittstellen ihrer Arbeit kennenlernen. In einem anderen Projekt wurden von Pflegenden gemeinsam mit Therapeut*innen tagesstrukturierende Maßnahmen für Menschen mit psychiatrischen Erkrankungen erarbeitet. Weitere Beispiele sind ein Gesundheitsförderungsprogramm für Menschen mit geistiger Beeinträchtigung, welches gemeinsam mit Ärzt*innen entwickelt wurde. Die interdisziplinären Aspekte dieser Projekte werden gemeinsam reflektiert und diskutiert. Neben der Umsetzung der jeweiligen Projekte wird durch dieses Modul auch die eigene Berufsidentität gefördert, da die eigene professionelle Rolle im interdisziplinären Kontext reflektiert, kommuniziert und somit auch gestärkt wird.

Wie wichtig ist es, auch über den eigenen Tellerrand hinauszuschauen?

Prof. Dr. Anne Roll: Das ist natürlich sehr wichtig – aber nicht nur in dem Sinne, dass man schaut, was andere Disziplinen zu spezifischen Themen sagen, sondern auch beispielsweise wie in anderen Ländern Pflegekonzepte für Menschen mit Demenz aussehen und umgesetzt werden oder wie in anderen Ländern Pflegeausbildung und -studium und die entsprechenden Verantwortungsbereiche organisiert sind.

Sie wurden unter anderem dafür gelobt, dass Ihre Lehre ein selbstbewusstes Berufsverständnis vermittelt, das Studierende animiert, dieses sofort in ihren Berufsalltag zu transferieren. Was ist Ihnen besonders wichtig, Studierenden in Ihrem Bereich mit auf den Weg zu geben?

Prof. Dr. Anne Roll: Mir ist es immer besonders wichtig, dass die Studierenden lernen und üben, klar und selbstbewusst zu kommunizieren, dass sie einen signifikanten Einfluss auf die gesundheitliche Versorgung von Menschen entsprechend ihrer professionellen Qualifikation und Zuständigkeit haben und dass die notwendigen und angemessenen Arbeitsbedingungen dafür bereitgestellt werden. Diese Aspekte versuche ich, in die jeweiligen Veranstaltungen einzubauen und Beispiele dafür zu geben.


 

Prof. Dr. habil. Heike Köckler, Professorin für Sozialraum und Gesundheit

Das Bild zeigt Prof. Dr. habil. Heike Köckler.
Foto: HS Gesundheit
Prof. Dr. habil. Heike Köckler.

Der zweite Lehrpreis der HS Gesundheit stand unter dem Motto „Interdisziplinarität in der Lehre“: Wie binden Sie Interdisziplinarität in Ihre Lehre ein?

Prof. Dr. habil. Heike Köckler: Im Studiengang Sozialraum und Gesundheit lernen die Studierenden Kompetenzen und Handlungsmöglichkeiten verschiedener Politikfelder zu nutzen. Im Bereich meiner Professur fließen Disziplinen wie Soziologie, Politikwissenschaft, räumliche Planung und Umweltschutz zusammen.

Diese verbinde ich im berufsbegleitenden Studiengang Gesundheit und Sozialraum mit den verschiedenen disziplinären Kenntnissen der bereits im Gesundheitswesen berufstätigen Studierenden. In den verschiedenen anwendungsorientierten Modulen können dann beispielsweise Bewegungskonzepte für den öffentlichen Raum für spezifische Communities oder Konzepte für resiliente Sozialräume in Zeiten von Pandemien und Klimafolgen entwickelt werden.

Wie wichtig ist es, auch über den eigenen Tellerrand hinauszuschauen?

Prof. Dr. habil. Heike Köckler: Ich selbst habe immer versucht zu sehen, was auf anderen Tellern zu finden ist. Nach dem Studium der Raumplanung habe ich mit Umweltpsycholog*innen und Umweltsystemwissenschaftler*innen gearbeitet und nun bin ich an einer Hochschule für Gesundheit in einem sehr interdisziplinären Team im Department of Community Health. Im DoCH nutzen wir das Bild des neuronalen Netzes, in dem jedes Lehrgebiet, jede Disziplin ein Neuron – oder eben ein Teller ist – die im Netzwerk gemeinsam aktiv sein können. Um über den Tellerrand zu schauen, muss man also gemeinsam verschieden speisen und auch mal von anderen Tellern naschen dürfen, schauen alleine reicht nicht.

Sie wurden unter anderem dafür gelobt, dass Ihre Lehre Studierende dazu anregt, auch den eigenen Sozialraum mit anderen Augen, mit einem fokussierten Blick auf gesundheitsfördernde Aspekte zu sehen. Was ist Ihnen besonders wichtig, Studierenden in Ihrem Bereich mit auf den Weg zu geben?

Prof. Dr. habil. Heike Köckler: Studierende im Department of Community Health sind Ressourcensucher*innen und -entwickler*innen. Für mich ist der Raum eine tolle Ressource, die jedoch nicht allen Menschen in gleichem Maße für ein gesundes Leben zur Verfügung steht. Häufig könnte Raum noch besser genutzt werden. Im letzten Sommer haben wir in mehreren Städten erlebt, wie ruhig es in Zeiten des Lockdowns sein kann und das Straßen nicht nur für den Autoverkehr genutzt werden können, sondern auch für Bewegung und Begegnung.


 

Prof. Dr. Marcus Kutschmann, Professor für Forschungsmethoden im Kontext Gesundheit und Lehrbeauftragte Christine Preiser

Das Bild zeigt Prof. Dr. Marcus Kutschmann und Christine Preiser.
Foto: HS Gesundheit (li.)/ privat (re.)
Prof. Dr. Marcus Kutschmann und Christine Preiser.

Der zweite Lehrpreis der HS Gesundheit stand unter dem Motto „Interdisziplinarität in der Lehre“: Wie binden Sie Interdisziplinarität in Ihre Lehre ein?

Prof. Dr. Marcus Kutschmann: Quantitative Forschungsmethoden sind im Grunde per se interdisziplinär ausgerichtet, da ihre adäquate Anwendung in anderen Fachdisziplinen – wie z. B. im Bereich Community Health – zu einer Beantwortung wissenschaftlicher Fragestellungen beitragen kann. In meinen Lehrveranstaltungen erläutere ich quantitative Methoden daher immer anhand von relevanten Beispielen und nach Möglichkeit mit einem hohen Praxisbezug.

Christine Preiser: Als Soziologin, die in der Arbeitsmedizin und Versorgungsforschung tätig ist und nun in GunDA lehrt, bewege ich mich ständig in und zwischen mehreren Disziplinen. Ich lege die verschiedenen Perspektiven den Studierenden immer wieder offen und schärfe auf diese Weise ihren Blick dafür, wie die disziplinäre Einbettung unser Denken mitprägt.

Wie wichtig ist es, auch über den eigenen Tellerrand hinauszuschauen?

Prof. Dr. Marcus Kutschmann: Gerade das sogenannte „Wahlforschungsmodul“ unseres Master-Studiengangs „Gesundheit und Diversity in der Arbeit“, in dem Christine Preiser und ich gemeinsam unterrichten, ist ein gutes Beispiel dafür, dass es – um im Bild zu bleiben – neben dem „Teller der quantitativen Forschungsmethoden“ (mindestens) auch noch den „Teller der qualitativen Forschungsmethoden“ gibt. So kann es – je nach wissenschaftlicher Fragestellung – sinnvoll sein, sich auch beim jeweils anderen Teller zu bedienen, um einen geeigneten gemischten Methodenteller zusammenzustellen.

Christine Preiser: Der Blick über den eigenen Tellerrand hinaus ist essenziell, um komplexes Wissen über komplexe Zusammenhänge zu erhalten, da soziale Realität und disziplinäre Grenzen und Tellerränder ja nur in einem sehr losen Verhältnis zueinander stehen.

Sie wurden unter anderem dafür gelobt, dass Ihre Lehre es Studierenden ermöglicht, die Theorie schnell in die berufliche Praxis zu überführen und dort sicher anzuwenden. Was ist Ihnen besonders wichtig, Studierenden in Ihrem Bereich mit auf den Weg zu geben?

Prof. Dr. Marcus Kutschmann: In der aktuellen Pandemie-Situation werden wir tagtäglich mit zahlenbasierten Informationen zu Inzidenzen, Gütekriterien von COVID-19-Tests oder der Wirksamkeit von Impfstoffen konfrontiert. Dies zeigt eindrücklich, dass Kenntnisse im Bereich der Quantitativen Methoden für das Verstehen, Bewerten und kritische Einordnen von Ergebnisdarstellungen quantitativ ausgerichteter wissenschaftlicher Studien unerlässlich sind. Es ist mir wichtig, Studierenden die hierfür erforderlichen Fähigkeiten zu vermitteln, da sie dadurch in die Lage versetzt werden, in einem entsprechenden beruflichen Community Health-Kontext gesundheitskompetent entscheiden und handeln zu können.

Christine Preiser: Die Fähigkeit, den eigenen Standpunkt zu reflektieren, den Blick für das Wesentliche weiterzuentwickeln, verschiedene Quellen miteinander abzugleichen und zu einer informierten Entscheidung zu kommen, sowie das Verständnis dafür, dass und wie die Wahl der Methode und der Fragen schon die Ergebnisse mitprägen.

Foto: hsg Bochum/Jürgen Nobel
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