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Von der Pflege ins Nachhaltigkeitsmanagement

26. November 2024

Nehal Alikozai-Gottschalk ist examinierte Gesundheits- und Krankenpflegerin. Vier Jahre arbeitet sie in der Pflege, absolviert anschließend ein Studium der Pflegewissenschaft. Und doch, fehlt ihr etwas. „In der Pflegewissenschaft erforscht man schwerpunktmäßig Lösungen für Herausforderungen, die es in der Pflegepraxis gibt. Dabei habe ich gemerkt, dass mich auch die Perspektive aus dem Management heraus interessiert. Dass ich Entscheidungen auf Managementebene noch besser verstehen, Antworten auf offene Fragen aus der Praxis suchen und mir auch selbst betriebswirtschaftliche Kompetenzen aneignen möchte“, sagt Nehal Alikozai-Gottschalk. Heute studiert sie an der Hochschule für Gesundheit (HS Gesundheit) in Bochum den Masterstudiengang „Management für Pflege- und Gesundheitsberufe“. Gefunden hat sie im Studium nicht nur Antworten auf ihre Fragen, sondern auch eine neue berufliche Richtung, die sie sich vorstellen könnte weiter zu verfolgen – das Nachhaltigkeitsmanagement.

„Warum werden Betten in Krankenhäusern gesperrt? Warum wird das Pflegepersonal nicht aufgestockt? Warum sind Pflegematerialien nicht längst nachhaltiger? All die Fragen und noch einige mehr schwirrten mir im Kopf herum und als examinierte Gesundheits- und Krankenpflegerin finde ich es interessant im Studium ein Krankenhaus auch einmal als Wirtschaftsunternehmen zu betrachten“, sagt Nehal Alikozai-Gottschalk. In dem Masterstudium „Management für Pflege- und Gesundheitsberufe“ entwickeln die Studierenden unter anderem ein Verständnis für betriebswirtschaftliche Prozesse, unternehmerische Sozialverantwortung und Personalführung, auch in Bezug auf Change Management. Sie lernen politische sowie rechtliche Rahmenbedingungen der Gesundheitswirtschaft kennen und erwerben Kompetenzen im Projekt-, Schnittstellen- oder Innovationsmanagement und nicht zuletzt in der digitalen Gesundheitsversorgung.

„In letzterem Modul haben wir zum Bespiel die Vor- und Nachteile der elektronischen Gesundheitsakte besprochen, Pflegeroboter kennengelernt und sehr lebendig über Künstliche Intelligenz in der Pflege diskutiert“, erzählt Nehal Alikozai-Gottschalk. Auch ethische Fragestellungen stehen im Curriculum. „Ich habe eine Hausarbeit zum Thema Organspende geschrieben und dabei insbesondere die ethische Perspektive beleuchtet“, ergänzt die Studierende und berichtet aus Vorlesungen der marktorientierten und angewandten Unternehmensführung.

Während in den Vorlesungen der marktorientierten Unternehmensführung unter anderem Terminologien der Betriebswirtschaftslehre erlernt und Grenzen unternehmerischen Handelns in regulierten Märkten des Gesundheitswesens aufgezeigt werden, lernen die Studierenden in der angewandten Unternehmensführung die Komplexität von Entscheidungen in einer Einrichtung des Gesundheitswesens kennen. Nehal Alikozai-Gottschalk: „In einem Planspiel haben wir in Kleingruppen jeweils ein fiktives Unternehmen des Gesundheitswesens – ein Pflegeheim – geführt, in dem wir unterschiedliche Führungsrollen eingenommen und basierend zum Beispiel auf Situationsanalysen, Entwicklungsprognosen oder Soll-Ist-Vergleichen betriebswirtschaftliche Entscheidungen getroffen haben. Das hat mir sehr gut gefallen, weil es interessant war, das zuvor in der Theorie Erlernte in dem simulierten Spiel anzuwenden, zu beobachten, wie sich die fiktiven Konkurrenzunternehmen im Vergleich zum eigenen entwickeln und sich einmal wöchentlich darüber im Plenum auszutauschen.“

Nehal Alikozai-Gottschalk: „Krankenhäuser haben einen großen ökologischen Fußabdruck und müssen definitiv grüner werden.“

Nehal Alikozai-Gottschalk gefällt die interdisziplinäre Ausrichtung des Studiengangs. Von Physio- und Ergotherapeut*innen, über Logopäd*innen bis hin zu Hebammen – ihre Kommiliton*innen kommen aus unterschiedlichen Professionen: „Im Gesundheitswesen arbeiten wir häufig mit Expert*innen anderer Gesundheitsberufe zusammen, deren Perspektive im Studium zu hören, sich auszutauschen, ist hilfreich. Außerdem merkt man im Studium, wie viel uns die Professor*innen ermöglichen und für unsere Zukunft mitgeben möchten. Meine Kohorte ist zum Beispiel nach Berlin gefahren und hat einen Fachkongress zur Lage der medizinischen Versorgung im deutschen Gesundheitssystem besucht.“

Nehal Alikozai-Gottschalk studiert bereits im dritten Semester, arbeitet nebenbei im Studienbereich als wissenschaftliche Hilfskraft und schreibt aktuell ihre Abschlussarbeit. „Als wissenschaftliche Hilfskraft habe ich mit an der Erstellung von Lernvideos für Studierende der Studiengänge ‚Management nachhaltiger Innovationen im Gesundheitswesen‘, ‚Nachhaltiges Management in der Gesundheitswirtschaft‘ und ‚Management für Pflege- und Gesundheitsberufe‘ gearbeitet. In meiner Masterarbeit untersuche ich nun, welchen Lerneffekt es hat, wenn Studierende zu Hause zunächst ein Lernvideo schauen und anschließend eine Vorlesung mit darauf aufbauenden Inhalten besuchen. Dabei betrachte ich auch ihre Motivation im Selbststudium und welchen Einfluss solch ein Lehrformat auf die Kompetenzentwicklung der Studierenden hat. Ich habe einen Fragebogen entwickelt, der jede Menge Wissensfragen zu dem Lernstoff im Video enthält und mit dem ich in einem ersten Schritt Daten zu der Forschungsfrage erfasse und auswerte.“

Nehal Alikozai-Gottschalk: „Mir haben die Module rund ums Thema Nachhaltigkeit sehr viel Spaß gemacht.“

Über ihr Masterstudium ist Nehal Alikozai-Gottschalk auch ans Thema Nachhaltigkeit herangeführt worden. „Mir haben die Module rund ums Thema Nachhaltigkeit sehr viel Spaß gemacht. Die Pflege ist ein anstrengender, aber auch schöner Beruf. Sie schafft viele schöne Momente, zum Beispiel dann, wenn man Patient*innen unterstützen kann und von diesen ein Dankeschön bekommt. Und ich bin auch davon überzeugt, dass eine Tätigkeit in der Pflege die eigene charakterliche Entwicklung prägt.“ Für ihre weitere berufliche Zukunft könne sie sich aber gut vorstellen, den Schwerpunkt Nachhaltigkeitsmanagement weiter zu verfolgen. „Mir gefällt es an der Hochschule sehr gut, sodass ich mir zum Beispiel vorstellen könnte eine wissenschaftliche Karriere einzuschlagen und Neues im Nachhaltigkeitsmanagement zu erforschen.“ Zugleich würde sie aber auch eine Tätigkeit als Nachhaltigkeitsmanagerin in einem Krankenhaus reizen. „Nachhaltigkeit wird in Krankenhäusern immer wichtiger, allein schon aufgrund von EU-Vorgaben. So sind nicht mehr nur große, sondern auch mittlere Unternehmen, zu denen auch Krankenhäuser zählen, ab dem Jahr 2025 verpflichtet, einen Nachhaltigkeitsbericht zu erstellen und in diesem Bericht Auskunft über ihre Tätigkeiten in den Bereichen Umwelt, Soziales und Unternehmensführung zu geben. Das ist ein absolut interessantes Gebiet für die Zukunft“, sagt Nehal Alikozai-Gottschalk. Dann überlegt sie kurz und ergänzt: „Krankenhäuser haben einen großen ökologischen Fußabdruck und müssen definitiv grüner werden. Nicht nur hierin hat mich das Studium geprägt.“

Foto: privat

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