Wie lassen sich virtuelle Welten in die Pflege einbinden?
Entspannung, Therapie oder Zeitvertreib – Virtual Reality-Technik kann in vielen verschiedenen Bereichen eingesetzt werden. Das stellten auch die Teilnehmer*innen der Innovationswerkstatt ‚Virtuelle Realität in der gesundheitlich-pflegerischen Versorgung‘ fest. Die Werkstatt war eine gemeinsame Veranstaltung der Hochschule für Gesundheit (hsg Bochum), des Fraunhofer-Instituts für Software- und Systemtechnik ISST und der Fachhochschule Dortmund (FH Dortmund), die am 21. Mai 2019 im Interprofessionellen Gesundheitszentrum (InGe) der hsg Bochum stattfand.
Gemeinsam diskutierten Studierende des Studiengangs ‚Gesundheit und Sozialraum‘ (GuS) der hsg Bochum mit den Studierenden der medizinischen Informatik der FH Dortmund über die verschiedenen Einsatzmöglichkeiten virtueller Realitäten bei kranken und älteren Menschen. Fachlichen Input gab es durch einen Vortrag von André Hellwig vom Fraunhofer ISST, der die Geschichte und Entwicklung der Virtual Reality- und Augmented Reality-Technik erläuterte. Außerdem hielt Janina Kleist, Quartiersmanagerin in Recklinghausen, einen Vortrag über die Potentiale von Virtual Reality (VR) in der Betreuung älterer Menschen.
Anschließend stellten zwei Gruppen von FH-Studierenden Projekte vor, die sie im Rahmen ihres Studiums entwickelt hatten. Hier zeigte sich schnell, dass die beiden Studierendengruppen von der Erfahrung der jeweils anderen lernen konnten. So bekamen die GuS-Studierenden einen Einblick in die Möglichkeiten der VR-Technik und konnten diese auch gleich vor Ort ausprobieren. Die Studierenden der FH Dortmund dagegen nutzten die Gelegenheit von der Berufserfahrung der GuS-Studierenden zu profitieren. Sie konnten das angelesene Wissen über die Bedürfnisse von Patient*innen und zu Pflegenden mit den realen Bedingungen in Krankenhäusern und Pflegeeinrichtungen abgleichen und so wichtige Erkenntnisse über Anwendbarkeit und Nutzen ihrer VR-Projekte sammeln.
Rege Diskussion über Vor- und Nachteile der neuen Technik
Im zweiten Teil der Innovationswerkstatt wurde dann noch einmal heiß über die Vor- und Nachteile von virtuellen Realitäten in der Pflege diskutiert. So könne die Technik zwar beispielsweise körperlich eingeschränkten Menschen helfen, neue Orte zu entdecken oder bei dementen Patient*innen mit alten Fotos Erinnerungen wecken, jedoch kämen solche Anwendungen nicht ohne einen hohen Kostenaufwand aus. Außerdem könne und solle die Computertechnik nicht den Kontakt mit echten Menschen ersetzen, da sonst auch die Gefahr der Vereinsamung bestehe. Außerdem sei es wichtig, neue Projekte oder Therapieverfahren gründlich durch unabhängige Studien zu untersuchen, um sicherzustellen, ob die Vorteile der Technik auch wirklich ihre Nachteile überwiegen, so der Tenor der Diskussion.
„Mit der Veranstaltung und den Diskussionen hat es sich gezeigt, dass die Idee einer Innovationswerkstatt Sinn macht. Neue Technologien werden von Techniker*innen vorgestellt und aus einer Anwendungssicht konstruktiv kritisch diskutiert. Studierende lernen dabei Innovationen kennen und diese zu bewerten. In der gemeinsamen Diskussion üben sie darüber hinaus, ihre Positionen zu vertreten“, sagt Dr. Wolfgang Deiters, Professor für Gesundheitstechnologien im Department für Community Health an der hsg Bochum, der die Veranstaltung moderierte. „Schon bei dieser ersten Innovationswerkstatt entstanden Ideen für weitere Termine, bei denen wir dann auch die anderen Studiengänge beteiligen wollen“, fügt Stefan Palmowski, Geschäftsführer des InGe, hinzu.
Text: Judith Merkelt-Jedamzik, Online-Redakteurin des hsg-magazins. Der Text erschien am 29. Mai 2019 im hsg-magazin.
Aufmacher: Drei verschiedene VR-/AR-Brillen im Vergleich. Foto: hsg Bochum/Judith Merkelt-Jedamzik