Das Weihnachtsfest steht vor der Tür und in vielen Familien stellt sich die Frage, was über die Feiertage auf den Tisch kommen soll. Auch in der Pflege von Angehörigen spielt Ernährung eine große Rolle. Worauf sollten pflegende Angehörige besonders achten und darf beim Essen an den Festtagen auch mal ein Auge zugedrückt werden?
– Teil 1 –
Tipps von Prof. Dr. Tanja Segmüller, Professorin für Alterswissenschaften
an der HS Gesundheit
Prof. Dr. Tanja Segmüller weiß, was es heißt, einen Menschen zu pflegen. Sieben Jahre hat sie in der ambulanten Pflege gearbeitet. Mit Herzblut. Auch an Weihnachten. „Es muss nicht immer ein exquisites und aufwendiges 5-Gänge-Menü nach neuestem Rezept serviert werden. Aus der Statistik wissen wir, dass jede vierte Person, die heute gepflegt wird, an Demenz leidet und für diese Menschen ist es viel wertvoller, wenn man über die Festtage etwas kocht, dass sie früher gerne gegessen haben. Dass schöne Erinnerungen an ihre Kindheit und Jugend weckt, denn genau an diese Zeit können sich Menschen mit Demenz häufig noch am besten erinnern“, erzählt die Professorin für Alterswissenschaften. Auch mit Gewürzen dürfe in der Küche gearbeitet werden. „Die Gerüche von Zimt, Nelken oder auch Sternanis rufen bei vielen älteren Menschen Bilder von früher hervor, von glücklichen Adventstagen“, erzählt Tanja Segmüller. Daran solle wo’s geht angeknüpft werden. Die Wissenschaftlerin rät pflegenden Angehörigen ältere Menschen beim Kochen oder Backen ruhig mit hinzuziehen. „Wo es geht, können auch pflegebedürftigen, älteren Menschen kleine Aufgaben übergeben werden, zum Beispiel Kartoffeln schälen.“ Dabei geht es nicht um eine Hilfskraft in der Küche: „Wir Menschen sind soziale Wesen. Studien zeigen, dass 70 Prozent der älteren Menschen den Bedarf nach Gesellschaft haben, dass sie hungrig auf Zuwendung sind. Es geht also nicht darum, dass die pflegebedürftige Person 20 Kartoffeln in fünf Minuten schält“, versichert Tanja Segmüller. „Es geht darum, Aufmerksamkeit zu schenken, das Gefühl zu vermitteln, dass etwas miteinander entsteht, dabei gemeinsam ins Gespräch zu kommen – und das ist häufig viel mehr wert als das beste 5-Gänge-Menü.“
Weitere Tipps für Angehörige – auch rund ums Thema Ernährung und Kochen – gibt’s unter anderen in der Zeitschrift „Angehörige pflegen”, bei der Prof. Dr. Tanja Segmüller im Redaktionsbeirat sitzt.
Lesen Sie morgen Teil 2 ihrer Tipps!