Wie können Lebensräume – vielleicht auch rund ums Weihnachtsfest – gestaltet werden, damit Menschen mit Demenz dort besser leben können? – Teil 2 – 

Tipps von Prof. Dr. Anne Roll,
Professorin für gerontologische und geriatrische Pflege an der HS Gesundheit

In diesen Tagen gibt es vielerorts Weihnachtsmärkte. Der Geruch von gebrannten Mandeln. Der Anblick bauschiger Zuckerwatte. Die weihnachtlichen Klänge. „Das kann für Menschen mit Demenz eine schöne Anregung der Sinne sein“, sagt Prof. Dr. Anne Roll. Häufig sei bei ihnen zuerst das Kurzzeitgedächtnis beeinträchtigt. „Wenn der Weihnachtsmarktbesuch tief in der Biografie verankert ist, dann kann der Bummel über den Markt bei Menschen mit Demenz Erinnerungen wach werden lassen und Emotionen auslösen.“ Genauso der Besuch des Gottesdienstes an den Weihnachtstagen. Anne Roll beobachtet seit Längerem eine Debatte darüber, ob demenzspezifische Gottesdienste zur Stadtentwicklung dazu gehören sollten. „Ja, Menschen mit Demenz werden vielleicht schon einmal etwas unruhig oder stehen plötzlich auf, suchen etwas, gehen zum Altar oder folgen nicht den typischen Ritualen. Aber sollte nicht gerade Kirche ein Platz sein, an dem Toleranz gelebt wird?“ Anne Roll grübelt. „Auf der anderen Seite könnten demenzspezifische Gottesdienste zum Beispiel kürzer gestaltet werden, nur mit Liedern oder Gerüchen von früher. Bei ihnen könnten Emotionen, über die Menschen mit Demenz häufig gut erreicht werden können, im Mittelpunkt stehen.“ Nicht nur, aber besonders zur Weihnachtszeit hat die Wissenschaftlerin aber auch noch einen anderen Tipp für eine Situation, die sie in der Adventszeit immer wieder in Geschäften beobachtet: „In der hektischen Vorweihnachtszeit älteren Menschen Zeit geben, wenn man merkt, dass sie Schwierigkeiten haben, das passende Geld zu finden“, sagt Anne Roll. „Ich glaube wir müssen uns alle immer wieder vor Augen führen: Demenz kann grundsätzlich jeden treffen.“

Text: Daniela Schaefer
Foto: Pixabay