Auf dem Wunschzettel so manch eines Kindes stehen Geschenke aus dem Bereich neuer Technologien: Warum sollten Patient*innen mutig auch neue Technologien im Gesundheitswesen ausprobieren? – Teil 2 –

Tipps von Prof. Dr. Wolfgang Deiters,
Professor für Gesundheitstechnologien an der HS Gesundheit

Beim Gedanken an neue Technologien im Gesundheitswesen dauert es nicht lange, bis man an Roboter denkt. „Robotik ist tatsächlich ein großes Feld in der Gesundheitstechnologie. Es gibt Menschen, die Bedenken haben, dass bald kein Mensch mehr um sie herum ist, der sie pflegt und unterstützt, sondern nur noch Pflegeroboter“, sagt Prof. Dr. Wolfgang Deiters. Doch der Professor für Gesundheitstechnologien kann beruhigen. „Ein Roboter kann nicht sämtliche Leistungen und die Zuwendung einer Pflegekraft ersetzen und ich kenne auch keine Entwicklungen, die dahingehen.“ Vielmehr sollen autonom fahrende Roboter als Service- und Interaktionsroboter die Gesundheitsversorgung sinnvoll unterstützen und zwar im Alltäglichen. „Es geht hauptsächlich darum, den Roboter bei Hol- und Bringdiensten einzusetzen“, erklärt Wolfgang Deiters. So könne der Roboter beispielsweise ein Glas Wasser bringen, im Krankenhaus von Bett zu Bett fahren und die Speisewünsche abfragen, das Essen servieren oder die Wäsche zur Reinigung bringen. „Das könnte eine Pflegekraft sinnvoll entlasten“, sagt Wolfgang Deiters. Auch könne Robotik bei der Interaktion eine Hilfe sein. „Durch eine Spracheingabe gesteuert, kann ein Roboter eine Videoverbindung zu Angehörigen oder beispielsweise zur Pflegekraft aufbauen. Auch gibt es humanoide Roboter, die ähnlich zu uns Menschen gestaltet sind. Sie sind zum Beispiel in der Lage therapeutische Übungen vorzumachen, die Patient*innen dann nachmachen können.“ Robotik ist bereits heute im Einsatz und Wolfgang Deiters geht davon aus, dass sie auch in Zukunft eine bedeutende Rolle spielen wird. Als begleitendes Instrument, als ergänzendes Mittel in der Gesundheitsversorgung. „Es geht nicht darum, mit Gesundheitstechnologien Alternativen zum Menschen zu schaffen, den menschlichen Bezug oder eine Expertise durch Technik zu ersetzen. Das wäre ein falscher Denkansatz. Es geht vielmehr darum, die Arbeit von Fachkräften oder auch pflegenden Angehörigen zu unterstützen. Nicht überall, sondern dort, wo es sinnvoll ist. Und es geht darum, Menschen zu ermöglichen, möglichst lange in ihrem gewohnten Umfeld, in ihren eigenen vier Wänden bleiben zu können.“ Wolfgang Deiters empfiehlt neue Technologien durchaus auch kritisch zu begutachten, vor allem im Hinblick auf Datenschutz. „Wichtig ist es, sich genau anzuschauen, wer hinter einer neuen Technik steckt. Vor allem, ob eine fachspezifische Expertise die therapeutische Qualität sichert und die Technologie evidenzbasiert ist. Gleichzeitig finde ich es aber auch wichtig, dass wir neuen Technologien eine Chance geben, offen und neugierig – so, wie wir es bei Weihnachtsgeschenken aus dem technologischen Bereich auch machen.“

Text: Daniela Schaefer
Foto: Shutterstock/Miriam Doerr Martin Frommherz