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Das Bild zeigt Ulrich Birkmann

„Akademisierung hilft, auf Augenhöhe zu kommunizieren“

10. September 2019

Worin besteht für Sie der Mehrwert der Akademisierung in der Logopädie? Das hat das hsg-magazin Ulrich Birkmann gefragt. Der diplomierte Sprachheilpädagoge arbeitet als Sprachtherapeut im Sankt-Johannes-Krankenhaus in Troisdorf-Sieglar und ist Dozent für das berufsbegleitende Zertifikatsmodul ‚Neurogene Dysphagien‘ an der Hochschule für Gesundheit (hsg Bochum).

Ulrich Birkmann: „Es gibt kaum eine Branche im Gesundheitssystem, in der so viele verschiedene Berufsgruppen den selben Patienten im Fokus haben wie in den sprachtherapeutischen Fachberufen.

Logopäd*in, Klinische Linguist*in, Patholinguist*in, Sprachheilpädagog*in, Atem-Sprech- und Stimm-Lehrer*in, Sprechwissenschaftler*in…. hier kann man schnell mal den Überblick verlieren. Im klinischen Alltag arbeiten diese teils universitär, teils schulisch ausgebildeten Therapeut*innen ambulant und/oder stationär sehr eng mit Ärzt*innen zusammen. Um mit diesen auf ‚Augenhöhe‘ zu arbeiten, quasi ‚die gleiche Sprache zu sprechen‘ ist es aus meiner Sicht unumgänglich, die medizinalen Fachberufe auf ein akademisches Level zu heben.

Die Anforderungen einer evidenzbasierten – also auf wissenschaftlichen Erkenntnissen beruhenden – Diagnostik und Therapie sind in den letzten Jahrzehnten gestiegen. Sie erfordern neben einer fundierten praktischen Ausbildung auch eine wissenschaftlich-theoretische Auseinandersetzung, mit der das eigene therapeutische Handeln untermauert und hinterfragt wird. Die kann nur durch eine akademische Ausbildung gewährleistet werden.

Ein konkretes und vorbildliches Beispiel für die beschriebene enge Zusammenarbeit von Mediziner*innen und Therapeut*innen ist das von der Deutschen Gesellschaft für Neurologie, der Deutschen Schlaganfallgesellschaft und der Deutschen Gesellschaft für Geriatrie ausgestellte FEES-Zertifikat zur Durchführung von funktionellen endoskopischen Schluckuntersuchungen (kurz: FEES). Bei dieser Untersuchung wird den Patient*innen ein kleines optisches Instrument durch die Nase eingeführt. Damit kann dann der Schluckvorgang im Inneren des Körpers betrachtet werden. Bei dem FEES-Zertifikat durchlaufen Ärzt*innen und Logopäd*innen Seite an Seite das anspruchsvolle Curriculum und werden in Zukunft gleichberechtigt diese Untersuchung durchführen.

Für mich ist somit eine Akademisierung der logopädischen Ausbildung ein längst fälliger Schritt in der Arbeit mit sprach-, sprech-, stimm- und schluckgestörten Menschen.“


Text: Ulrich Birkmann. Der Text erschien am 10. September 2019 im hsg-magazin.

Aufmacher: Das Bild zeigt Ulrich Birkmann bei einem Besuch an der hsg Bochum. Foto: hsg Bochum/Judith Merkelt-Jedamzik

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