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Das Bild zeigt Wener Brüning

„Darauf darf man stolz sein“

10. Oktober 2019

Schneeweiß ragt das Gebäude der Hochschule für Gesundheit aus dem Grün der Bäume und glitzert in der Sonne. Das ist der Blick, wenn man aus Richtung Bochum-Stiepel ins Tal fährt. Beim Interview im Büro von Werner Brüning, Kanzler und Gründungsbeauftragter der Hochschule, geht der Blick zurück in die Anfänge der hsg Bochum – und weit hinaus über Bochums grünes Umland.

Zu sehen ist Werner Brüning
Der Ausblick aus dem Büro des Kanzlers im 5. Stock des Hochschulgebäudes geht ins Grüne. Foto: hsg Bochum/Judith Merkelt-Jedamzik

Werner Brüning: Um diesen Ausblick beneiden mich viele.

Dabei waren Sie, bevor Sie an die hsg Bochum kamen, auch nicht gerade an einem hässlichen Ort.

Brüning: Nein, im Gegenteil. Bis 2009 war ich Oberverwaltungsdirektor und Dezernent für Personal- und Organisationsangelegenheiten der Uni Münster mit einem auch dort durchaus attraktiven Arbeitsplatz im Schloss zu Münster.

Und dann klingelte das Telefon?

Brüning: Genau. Das Wissenschaftsministerium suchte einen Gründungsbeauftragten für eine neue Hochschule. Irgendwas mit Gesundheit, irgendwo im Ruhrgebiet hieß es. Das ursprüngliche Signal kam aus der damaligen Landesregierung, die nach dem Vorbild der National Institutes of Health (NIH) in den USA einen Gesundheitscampus NRW plante.

Wie ging es weiter?

Brüning: Beim ersten Treffen war über Größe, Inhalt, Ausstattung, Funktionszusammenhänge oder das Verhältnis von Seminarräumen, Hörsälen und Büroräumen nichts bekannt. Allen war klar, dass es Jahre dauert, bis so ein Campus steht. Eile war allerdings geboten, denn durch die doppelten Abiturjahrgänge und den Wegfall des Grundwehrdienstes wuchs die Nachfrage nach Studienplätzen rasant. Also hieß es, wie an den Standorten der anderen neuen Hochschulen in Hamm-Lippstadt, Mülheim und Kleve, schnellstmöglich das Studienangebot zu entwickeln und den Studienbetrieb zunächst in Interimsgebäuden zu sichern. Die Stadt Bochum, die uns nicht nur in dieser Phase hervorragend unterstützt hat, bot uns verschiedene Alternativen an. Frau Prof. Dr. Friedrichs und ich entschieden uns für das ehemalige Verwaltungsgebäude der Knappschaft an der Universitätsstraße.

Was waren die ersten Fragen?

Brüning: Die erste der Raumbedarf, die zweite der Personalbedarf, orientiert an den Vorgaben der noch zu entwickelnden Curricula sowie den Zielzahlen von 1300 Studierenden und 60 Stellen für Professor*innen.

Und die brauchen Platz.

Brüning: Viel Platz. Auf der Grundlage meiner Raumbedarfsberechnung von rund 20.000 Quadratmetern Bruttogeschossfläche haben wir – soweit damals möglich – mit verschiedenen Beratungsfirmen jeden Raum in Größe, technischer Ausstattung und Nutzungsfunktionalität in einem Raumprogramm beschrieben.

Was geschah dann?

Brüning: Nach der üblichen Bedarfsprüfung und Genehmigung durch die beteiligten Landesressorts hat der Bau- und Liegenschaftsbetrieb NRW, als Eigentümer und Bauherr, das Projekt ausgeschrieben. Die Auswahlkommission hat sich für die Planung des Büros léonwohlhage, Berlin, entschieden. Die Zusammenarbeit während der Planungs- und Bauphase zwischen Bauherrn, Architekten und uns als Nutzer war außerordentlich konstruktiv und lösungsorientiert.

Keinerlei Pannen?

Brüning: Doch. Zum Beispiel ist die Firma, die die Gebäudetechnik verantwortet hatte, in die Insolvenz gegangen. Das hat uns zurückgeworfen, zumal die hsg Bochum damals schon rasant wuchs und wir mittlerweile vier weitere Standorte angemietet hatten.

Während im Interimsgebäude der Studienbetrieb lief, wurde auf dem Campus gebaut. Wie bringt man das zusammen?

Brüning: Indem man sehr engagierte Mitarbeiter*innen hat, die einerseits die Bauarbeiten soweit möglich fachkundig begleiten und andererseits mit den Wissenschaftler*innen die Planungen auch zur Ersteinrichtung in den Labor- und Seminarbereichen weiter voran treiben. Die Raumgrößen hatten wir, aber was kommt zum Beispiel in eine Säuglingsintensivstation oder ein Bewegungslabor? Ab 2014 mussten wir natürlich auch den Umzug planen.

Der dann im August 2015 stattfand. Wie waren die Reaktionen beim Einzug?

Brüning: Es war überwiegend große Zustimmung und Zufriedenheit spürbar, insbesondere bei Kolleg*innen, die durchaus andere Erfahrungen aus dem Hochschulbereich mitbrachten.

Welchen Einfluss hatte die hsg Bochum auf die Entwicklung des Gesundheitscampus?

Brüning: Ich bin sicher, dass wir mit dem Bau der Hochschule einen entscheidenden Impuls auch für ein gesteigertes Interesse an Flächen auf dem ehemaligen Bio-Medizinpark gegeben haben.

Das Bild zeigt den Geländeplan der hsg
Lageplan der hsg Bochum auf dem Gesundheitscampus NRW in Bochum-Querenburg. Quelle: hsg Bochum

Wie sind die Gebäude auf dem Gesundheitscampus NRW heute aufgeteilt?

Brüning: Die vier Gebäude spiegeln die ursprüngliche Idee des Gesundheitscampus NRW wider: Im Gebäude A das Landeszentrum Gesundheit, das Krebsregister NRW und das Landesinstitut für Arbeitsgestaltung. Daran schließen sich das Hochschulgebäude sowie das gemeinsame Veranstaltungsgebäude mit Mensa, Bibliothek, Konferenzbereich und vier Hörsälen mit 400 beziehungsweise 100 und zweimal 70 Plätzen an. Daneben ist das gerade fertiggestellte Gebäude von ProDi, also das Forschungszentrum für molekulare Proteindiagnostik der Ruhr-Universität Bochum. Dahinter planen wir seitens der hsg Bochum ein Erweiterungsgebäude mit 3.500 Quadratmetern.

Ein weiteres Gebäude?

Brüning: Ja, wir sehen im Gesundheitssektor den Bedarf an weiteren Studienangeboten und die Möglichkeit, durch einen Erweiterungsbau die Zahl der Studierenden auf über 2000 zu erhöhen. Das bringt nicht nur neue Herausforderungen für den akademischen und administrativen Bereich mit sich, sondern erfordert auch eine Neubewertung der infrastrukturellen Rahmenbedingung, wie beispielsweise die Kapazität unserer Mensa. Übrigens wird hier von einem hervorragenden Koch und seinem Team täglich frisch gekocht und es können bis zu 800 Mittagessen ausgegeben werden.

Gesunde Ernährung wird gelebt, Kooperationen mit den Campus-Partnern auch. Wie steht es mit der Familienfreundlichkeit? Im Innenhof ist ein Spielplatz …

Brüning: ‚Familienfreundliche Hochschule‘ soll man sich nicht nur aufs Etikett schreiben, sondern man muss Voraussetzungen und ein Bewusstsein für diesen wichtigen Bereich schaffen. Neben der Einrichtung eines Eltern-Kind-Büros haben wir mit den Personalvertretungen Dienstvereinbarungen über eine sehr flexible Arbeitszeit sowie Heimarbeit getroffen. Die Einrichtung einer Kindertagesstätte für neun Kinder unter drei Jahren ist ein weiteres wichtiges Element. Relativ schnell waren alle Plätze mit Kindern von Beschäftigten der Einrichtungen auf dem Campus sowie von Studierenden belegt.

Was empfinden Sie heute, wenn Sie die hsg Bochum sehen?

Brüning: Ein bisschen Stolz. Besonders, wenn man neun Jahre zurückblickt und nicht viel mehr hatte als ein Blatt Papier, auf dem stand: Gründen Sie eine neue Fachhochschule! Ganz sicher aber auch Dankbarkeit, Menschen um sich zu wissen, die immer wieder geholfen haben, die vielen Hürden zu überwinden.

Das Bild zeigt das Kunstwerk
Die Terrasse des Gesundheitscampus NRW verbindet v.l.n.r. das Gebäude, in dem unter anderem das Landeszentrum Gesundheit, das Krebsregister NRW und das Landesinstitut für Arbeitsgestaltung untergebracht sind (Gesundheitscampus 10), die hsg Bochum (Gesundheitscampus 8), das aktuell mit dem Kunstwerk 'How Love Could Be' geschmückte Veranstaltungsgebäude mit Mensa, Bibliothek, Konferenzbereich und vier Hörsälen (Gesundheitscampus 6) und das Forschungszentrum für molekulare Proteindiagnostik der Ruhr-Universität Bochum (Gesundheitscampus 4). Foto: hsg Bochum/Christiane Krüger

Hier geht es zum virtuellen Rundgang durch die hsg Bochum.


Text: Das Interview führte Tanja Breukelchen, freie Journalistin. Der Text erschien am 10. Oktober 2019 im hsg-magazin.

Aufmacher: Werner Brüning beim Interview mit Tanja Breukelchen. Foto: hsg Bochum/Jürgen Nobel

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