Zum Inhalt springen
Das Bild zeigt Annette Pietsch, Rainer Pötschke und Sandra Schlösser.

Ein weißes Blatt Papier

19. Juni 2019

Eine Hochschule gründen – wie geht das eigentlich? Welche Schritte sind zu unternehmen? Und wann ist der Aufbau beendet? Die Dezernent*innen geben Einblick.

Als erste Mitarbeiterin – die Präsidentin und der Kanzler waren schon da – wurde Anfang Juli 2009 Sandra Schlösser (rechts im Bild) eingestellt – nicht etwa an der Hochschule für Gesundheit, da diese noch nicht gegründet war, sondern an der Fachhochschule Münster. „Hier gab es ja noch keine Infrastruktur. Es gehörte zu unserer Aufgabe, genau diese aufzubauen“, erläutert Sandra Schlösser, Dezernentin für Personal und Finanzen. Den Münsteranern, die eine Patenfunktion übernommen hatten, sei es zu verdanken, dass man nicht ganz bei Null anfangen musste. „Eine ganz tolle Hilfe! Die ersten Einstellungsprozesse übernahm die FH Münster, wir konnten Formulare der FH einsetzen und die Kolleg*innen standen uns mit Rat und Tat zur Seite“, so Schlösser.

Welche Beschäftigten wurden zuerst benötigt? „Ganz dringend brauchten wir einen IT-Verantwortlichen, Menschen, die die Dezernate leiten, und natürlich ganz schnell die ersten Professor*innen, die die Studiengänge aufbauen“, erinnert sich Sandra Schlösser.

Die Atmosphäre beschreibt sie so: „Es waren ganz außergewöhnliche Arbeitsbedingungen und eine sehr enge Zusammenarbeit. Annette Pietsch (links im Bild) und ich haben uns zum Beispiel zwei Tage irgendwo eingeschlossen und riesige Projektpläne gemacht. Wir sammelten, was alles passieren muss, bis die ersten Studierenden in der Hochschule kommen. Das war unser Termin Null, T0. Und dann haben wir Woche für Woche rückwärts gerechnet: Wann muss spätestens was passieren? Noch zehn Wochen bis zum Studienstart – das war T-10. Auf dieser Zeitachse, die wir als Tapetenwand visualisiert hatten, haben wir uns immer bewegt. Noch fünf Wochen bis zum Start: T-05. So hatten wir einen Überblick, wo wir standen.“

"Außergewöhnliche Arbeitsbedingungen und eine sehr enge Zusammenarbeit" Annette Pietsch

„Die Gründung eines Hochschul-Start-ups mitzuerleben, passiert einem beruflich wahrscheinlich nur einmal!“ – Annette Pietsch ist es bewusst, dass sie als Dezernentin für Studium und Akademisches an der Hochschule für Gesundheit beruflich etwas Besonderes miterlebt hat. In Bochum sei die Hochschule mit offenen Armen empfangen worden, erinnert sie sich. „Wir mussten uns vor Ort schnell vernetzen. Zunächst saßen wir in der Universitätsstraße in noch nicht renovierten Räumen. Für die ersten Gespräche fanden wir ein paar alte Stühle und stellten Kaffee und Kekse auf Umzugskartons. Wir haben auch in dieser ungewöhnlichen Atmosphäre sehr konstruktiv gemeinsam an dem spannenden Projekt gearbeitet“, so Annette Pietsch. Aber die Zeit bis zum Studienstart sei knapp gewesen.

Ende 2009 wurde die Hochschule für Gesundheit gegründet, die Studiengänge mussten entwickelt und akkreditiert werden und im Wintersemester 2010/2011 sollten die ersten Studierenden ihr Studium beginnen. Schlösser: „Deshalb konnten wir nicht überall neu denken, aber in einigen Bereichen war uns doch sehr wichtig, es ein bisschen anders anzugehen.“ Im wissenschaftlichen Bereich habe man zum Beispiel in der Personalentwicklung Mitarbeitergespräche gleich als „Selbstverständlichkeit“ miteingeführt.

Im Rahmen eines Pilotprojekts hatte die Hochschule für Gesundheit die Chance, das digitale Campusmanagementsystem gemeinsam mit dem Anbieter zu entwickeln. Pietsch: „Diese Software ist Basis der gesamten Studierendenverwaltung sowie des akademischen Berichtswesens. Wir führen das Online-Bewerbungsverfahren, die Prüfungsverwaltung, das Alumni-Management hiermit durch und hinterlegen auch Jobangebote für interessierte Studierende. Alles, was Studierende für ihre Selbstverwaltung benötigen, ist dort zu finden. In der gemeinsamen Arbeit mit dem Anbieter haben wir sehr gute, verlässliche Strukturen entwickelt“, berichtet Annette Pietsch.

Den ersten Kontakt mit der Selbstverwaltung der Hochschule erhielt Pietsch, als sie im Jahr 2011 stellvertretende Gleichstellungsbeauftragte wurde. „Am Anfang lagen alle Aufgaben der sonst üblichen Gremien bei der Präsidentin. Mit der Weiterentwicklung der Hochschule wurden die Aufgaben nach und nach delegiert. Als Vertreterin der Beschäftigten aus Technik und Verwaltung wurde ich Mitglied im ersten Senat der Hochschule für Gesundheit und bin dort bis heute, wobei ich mit der Übernahme des Amtes der zentralen Gleichstellungsbeauftragten im Senat als nicht-stimmberechtigtes Mitglied vertreten bin“, listet Annette Pietsch ihre Ämter in den Gremien beziehungsweise in der Interessenvertretung auf.

Möbelplanung für den Neubau der hsg Bochum
Auch die Möblierung des neuen Hochschulgebäudes musste sorgfältig geplant werden. Foto:hsg Bochum/ Volker Wiciok

Alles musste neu aufgebaut werden. Parallel zu den Inhalten der ersten Studiengänge, die entwickelt werden mussten, war bereits der Neubau der Hochschule zu planen. Rainer Pötschke, Dezernent für Infrastruktur und Informationstechnik, erzählt: „Wir haben uns ein paar Hochschulen angesehen, die in ähnlichen Bereichen tätig waren und begonnen, auf der Grundlage von Gesprächen mit hsg- Professor*innen ein Raumprogramm zu erstellen. Wie groß sollte ein Raum sein und welche Eigenschaften muss er erfüllen? Welchen besonderen Anforderungen muss er genügen? Welche Bodenbeläge benötigt er und welche Ausstattung?“

Worauf ist der Bauingenieur – mit Blick auf die Neubauten auf dem Gesundheitscampus, die die hsg Bochum im Jahr 2015 beziehen konnte – heute besonders stolz? Pötschke: „Bei gutem Wetter, wenn die Menschen die Außenanlagen nutzen und dem Campus Leben verleihen, freue ich mich darüber, dass das Konzept aufgegangen ist. Die Besonderheit des Campus war es ja, dass die Mitarbeiter*innen der Landes- und Forschungseinrichtungen sowie die Studierenden sich hier auf der Terrasse treffen sollten. Genau diese Durchmischung erleben wir heute. Außerdem nehme ich wahr, dass unsere Studierenden gern in den Räumen der Hochschule verweilen und in den vorgesehenen Lernwelten arbeiten. Das war das Ziel.“


Text: Dr. Christiane Krüger, Leiterin des hsg-magazins. Der Text erschien am 19. Juni 2019 im hsg-magazin.

Aufmacher: Die Dezernent*innen Annette Pietsch, Rainer Pötschke und Sandra Schlösser (v.l.n.r.) berichten vom Aufbau der Hochschule. Foto: hsg Bochum