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Geflüchtete besuchen Sprachkurse an hsg

2. November 2018

Fatema Hussein, Saleh Jumaa, Ferhad Hajji Mohammad, Tammam Al Ahmad, Mohammad Said Younis und Khaled Alkhatib – das sind die jungen Syrer*innen, die momentan an der Hochschule für Gesundheit (hsg Bochum) am Projekt NRWege teilnehmen und Deutsch lernen.

Die drei jungen Männer Mohammad Said Younis (22), Saleh Jumaa (22) und Khaled Alkhatib (23)   sind bereits seit über zwei Jahren in Deutschland. Als sie hier angekommen sind, konnten alle noch gar kein Deutsch. Inzwischen können sie ohne große Probleme ein Interview in der für sie neuen Sprache geben. Natürlich stockt hier und da mal der Redefluss, aber wirkliche Verständigungsprobleme haben sie nicht mehr.

Auch Ferhad Hajji Mohammad nimmt an den Sprachkursen teil. Foto: hsg

Das Angebot der hsg Bochum

An der Hochschule für Gesundheit (hsg Bochum) können Geflüchtete an studienvorbereitenden Sprachkursen teilnehmen und erste Einblicke in das Studium der gesundheitsbezogenen Studiengänge erhalten. Mit dem Angebot, das durch das Programm ‚NRWege ins Studium‘ finanziert wird, möchte die Hochschule sprachliche Hürden abbauen und gleichzeitig dazu beitragen, dass Geflüchteten ein akademischer Zugang zu einer Tätigkeit in der Gesundheitsversorgung ermöglicht wird. Die Maßnahmen werden gefördert vom Deutschen Akademischen Austauschdienst mit Mitteln des Ministeriums für Kultur und Wissenschaft Nordrhein-Westfalen sowie Mitteln des Bundesministeriums für Bildung und Forschung. Neben den Sprachkursen, die in Kooperation mit der Ruhr-Universität Bochum (RUB) durchgeführt werden, finden an der hsg Bochum fachbezogene vorbereitende Kurse statt.

Fatema Hussein gehört ebenfalls zu den Teilnehmer*innen. Foto: hsg

Die Sprachkurse

Younis besucht die Kurse an der hsg seit Juli 2018, die anderen beiden schon seit April 2018. Der Besuch der Veranstaltungen allein reiche allerdings nicht aus, um die Sprache gut zu lernen, sind sich die drei sicher. „Man muss auch viel zu Hause lernen“, bringt Younis es auf den Punkt. Insgesamt müssen sie drei Sprachkurse absolvieren, um auf Hochschul-Niveau zu sein – und alle drei wollen in Deutschland studieren.

Mit den Sprachkursen haben die jungen Syrer erst ein Jahr nach ihrer Ankunft beginnen können, denn ohne Aufenthaltserlaubnis ist es nicht so leicht möglich, an guten Sprachunterricht zu kommen. „Aber wir haben vorher natürlich versucht, zu Hause schon etwas Deutsch zu lernen“, erzählt Younis.

Khaled Alkatib sprach mit dem hsg-magazin über seine Teilnahme an den Sprachkursen. Foto: hsg

Deutsch ist eine schwierige Sprache

„Die deutsche Grammatik ist für mich wie Mathematik“, erklärt Saleh und versucht durch den Vergleich deutlich zu machen, dass Deutsch für ihn eine komplizierte Sprache ist. „Die Artikel sind wirklich schwierig“, meint Khaled. „Und der Akzent“, ergänzt Mohammad. Da nicken alle sofort eifrig und drücken den anderen ihre Zustimmung aus. „Es ist auch schwieriger, gesprochenes Deutsch zu verstehen als zu lesen. Deutsche sprechen schnell, das ist schwierig. Wenn andere Ausländer Deutsch sprechen, verstehe ich sie besser“, spricht Younis aus seiner Erfahrung.

Alle drei haben schon zu Schulzeiten Englisch gelernt, sind sich aber sicher, dass sie inzwischen besser Deutsch sprechen können. „Die deutsche Sprache ist schwer und wenn man sie lernt, dann vergisst man alle anderen Sprachen“, macht Younis einen Erklärungsversuch. „Auch Arabisch“, ergänzt Saleh und schaut schelmisch in die Runde. Da müssen alle zusammen lachen, denn so weit wird es vermutlich nicht kommen.

Hier ist Tammam Al Ahmad zu sehen. Foto: hsg

In Deutschland ist alles anders

Bereits in Syrien hat Younis ein Jahr lang Elektrotechnik und Alkhatib zwei Jahre lang Buchhaltung studiert. Jumaa hat sich nach seinem Abitur immerhin schon mal für ein Studium der Wirtschaftswissenschaften eingeschrieben. An ihrer Fächerwahl von damals wollen die drei jungen Männer nun aber nicht unbedingt festhalten. „Wir müssen schauen, welche Arbeitsmöglichkeiten es nach dem Studium hier in Deutschland gibt“, sagt Younis.

Überhaupt ist die Flucht nach Deutschland mit großen Umstellungen verbunden gewesen. „In Syrien lebt man zum Beispiel mit der Familie zusammen und zwar bis man heiratet“, berichtet Khalid. In Deutschland hingegen wohnen junge Erwachsene oft alleine in einer Wohnung. Und welche Unterschiede gibt es noch? „In Deutschland sind die Verkehrsmittel besser“, sagt Mohammed. „Ja, das ist hier alles wirklich gut organisiert. Auch zeitlich“, kann Saleh nur zustimmen.

Auch auf die Frage, was „typisch Deutsch“ ist, fällt ihnen direkt etwas ein: „Wenn ein Deutscher einen Termin hat, dann ist er pünktlich“, sagt Mohammed. Zu den Kursen an der Hochschule für Gesundheit erscheinen die Teilnehmer*innen allerdings auch immer relativ pünktlich. „Wir haben uns daran gewöhnt“, erklärt Alkhatib.

Von den drei jungen Männern hat nur Mohammed seine Familie in Deutschland. Die anderen beiden sind alleine ins fremde Land gekommen. Khalid und Mohammed wohnen nun in Bottrop, Saleh in Oberhausen. „Bottrop ist nicht schön, Köln oder Düsseldorf aber schon“, meint Mohammed. Da muss Khalid widersprechen: „Mir gefällt Bottrop und mir gefallen die großen Städte nicht so sehr.“ Aber alle sind sich einig: In Deutschland haben sie bisher viele gute Erfahrungen gesammelt.

Saleh Jumaa gehörte auch zu den Teilnehmer*innen des Kurses an der hsg Bochum. Foto: hsg

Studium der Physiotherapie an der hsg

Durch ein Studium wollen die drei Syrer ihre beruflichen Aussichten in Deutschland verbessern. „Als ich nach Deutschland gekommen bin, wollte ich eigentlich Wirtschaft studieren“, sagt Jumaa. Doch dann kam ihm die Idee, Physiotherapeut zu werden. Auch ein Cousin von ihm hatte in Syrien bereits Physiotherapie studiert. Er selber hatte in Syrien immerhin schon mal in einem Fitnessstudio gearbeitet und als Schwimmtrainer Anleitungen zur körperlichen Betätigung gegeben. Um ein realistisches Bild des Berufs fernab von Erzählungen und Klischees zu bekommen, hat der 22-Jährige ein vierwöchiges Praktikum in einer Praxis für Physiotherapie gemacht.

Nach dem Praktikum war ihm direkt klar, dass er tatsächlich Physiotherapeut werden möchte. „Ich habe Bewerbungen für Ausbildungsplätze geschrieben, bin aber nirgendwo genommen worden. Jetzt möchte ich studieren, um meine Chancen zu verbessern“, erklärt er. Seit dem Praktikum arbeitet Jumaa als Aushilfstrainer in der Praxis. Sein berufliches Ziel steht für ihn inzwischen fest und er erklärt: „Ich möchte mich hier an der hsg um ein Studium der Physiotherapie bewerben.“ Die Hochschule hat er durch NRWege nun ja schon etwas kennen lernen können.


Weitere Informationen zum Angebot für studieninteressierte Flüchtlinge an der hsg Bochum gibt es hier.


Text: Dr. Anna Knaup, Online-Redakteurin des hsg-magazins

Aufmacher: hsg

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