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Karriere mal anders

20. August 2018

Jens Riede ist 42 Jahre alt, arbeitet als wissenschaftlicher Mitarbeiter in der Pflegewissenschaft an der Hochschule für Gesundheit (hsg Bochum) und hat alles andere als einen geradlinigen Lebenslauf. Dass ein Kurswechsel in der Berufswahl nicht unbedingt einen Karriereknick bedeuten muss und warum er an der hsg Bochum nun die für ihn richtige Richtung eingeschlagen hat, erzählt er im hsg-magazin.

„Ich kenne einige Menschen aus meinem persönlichen Umfeld, die nicht besonders glücklich mit ihrer ersten Berufswahl sind, aber an ihrer Entscheidung trotzdem festhalten“, berichtet Jens Riede. Für ihn kam das nicht in Frage: Mit 36 wechselte er zuletzt komplett seine berufliche Richtung. „Ich finde es schwierig sich mit 18 Jahren endgültig zu entscheiden, was man die nächsten 49 Jahre beruflich machen will“, meint Riede. Er ergänzt: „Die Job-Wahl will also gut überlegt sein. Und trotzdem gibt es keine Sicherheit, dass einem ein Beruf auch noch nach vielen Arbeitsjahren gefällt.“

Bundeswehr

Er selber hat nach der 12. Klasse die Schule verlassen und ist zur Bundeswehr gegangen. Dort ist er zehn Jahre geblieben, in denen er nebenbei eine berufliche Weiterbildung zum Betriebswirt absolvierte. „Aber zehn Jahre waren dann auch genug“, meint er. Während der Zeit nahm er unter anderem an den Friedensmissionen in Bosnien-Herzegowina und im Kosovo  teil. „Dazu beigetragen, dass ich kein Berufssoldat werden wollte, haben unter anderem die Haltung der Politik und der Gesellschaft gegenüber diesem Berufsstand“, so der wissenschaftliche Mitarbeiter. In den letzten drei Jahren bei der Bundeswehr hat er im Bereich IT gearbeitet und hatte große Freude an den ihm dort gestellten Aufgaben. Also studierte er nach der Bundeswehr Informatik in Bingen. „Allerdings haben mir Physik und Elektrotechnik nicht gelegen und das Studium hat nicht geklappt“, resümiert er. Nach zwei Semestern war ihm bereits klar, dass dieser Weg nicht seiner werden würde.

Wirtschaftsjura

Stattdessen studierte er Wirtschaftsjura an der Fachhochschule in Mainz und machte dort 2009 seinen Bachelor-Abschluss. Danach arbeitete er bis 2011 in Gelsenkirchen bei einem Insolvenzverwalter als Abteilungsleiter. Jens Riede hat Karriere gemacht. Aber irgendwie war diese Karriere nicht die Erfüllung seiner beruflichen Träume. „Natürlich war das eine spannende Zeit für mich und ich habe viel gelernt, was ich auch heute noch im Alltag anwenden kann“, so Riede. Geschadet hat ihm sein Wissen auf jeden Fall nicht. Aber glücklich gemacht hat es ihn auch nicht. „Es war irgendwie jeder Tag gleich. Ich war jeden Tag im Büro und habe Aktenarbeit gemacht“, sagt Riede. Also wagte er mit 36 Jahren noch einmal einen beruflichen Neuanfang.

Jens Riede hat an der hsg Bochum den Studiengang Pflege mit dem Schwerpunkt Gesundheits und Kinderkrankenpflege studiert. Foto: hsg

Studium Pflege mit Schwerpunkt Gesundheits- und Kinderkrankenpflege

2012 begann Jens Riede das Bachelor-Studium im Studiengang Pflege an der hsg mit dem Schwerpunkt Gesundheits- und Kinderkrankenpflege. „Durch meinen Freundeskreis wusste ich bereits, dass in diesem Beruf nicht nur schöne Sachen passieren. Ich bin da also nicht blauäugig drangegangen, sondern ganz bewusst“, sagt der inzwischen 42-Jährige.  Nach dem Examen Ende 2015 arbeitete er auf einer kinderchirurgischen Intensivstation. Seinen Bachelor-Abschluss machte der Wahl-Bochumer ein Dreivierteljahr später so erfolgreich, dass er nicht nur für die beste Bachelor-Arbeit in der Pflege von der Gesellschaft der Freunde, sondern auch für die beste Gesamtabschlussnote von der hsg geehrt wurde. In seinem letzten Bachelor-Jahr bekam er außerdem das Deutschland-Stipendium der hsg.

Unter anderem ist der wissenschaftliche Mitarbeiter im Interprofessionellen Gesundheitszentrum (InGe) der hsg Bochum tätig. Foto: hsg

Wissenschaftlicher Mitarbeiter

An der hsg hat er nun seinen beruflichen Weg gefunden: Zunächst arbeitete er als wissenschaftliche Hilfskraft bei Prof. Dr. Sandra Bachmann zur Versorgungssituation von chronisch-kranken Kindern in Bochum parallel zum Master-Studium Evidence-based Health Care. Seit Anfang 2017 ist er im Interprofessionellen Gesundheitszentrum (InGe) tätig und finanzierte seine Master-Arbeit als wissenschaftlicher Mitarbeiter im Projekt EPItect. Nach Abschluss des Masterstudiums Anfang 2018 arbeitet er zusätzlich im Skills Lab. Nebenbei ist er als freier Dozent in der Aus- und Weiterbildung tätig. Jens Riede hat Karriere gemacht – schon wieder. „Im Nachhinein kann ich sagen, dass es für mich der richtige Schritt war, noch einmal den beruflichen Weg zu ändern“, sagt Riede. Als nächsten Schritt möchte er nun über die Auswirkungen von technischen Hilfsmitteln bei chronisch kranken Kindern und Jugendlichen auf den Alltag promovieren.

Appell an die Politik und die Arbeitgeber

An die Politik und die Arbeitgeber gerichtet äußert sich der wissenschaftliche Mitarbeiter so: „Ich würde mir wünschen, dass wir es in Nordrhein-Westfalen nach neun Jahren Modellstudiengängen endlich mal geschafft hätten, Strukturen und Stellen zu schaffen, die es den Absolvent*innen in den Gesundheitsberufen ermöglichen, all das anzuwenden, was sie hier an der hsg Bochum gelernt haben und so einen Beitrag zum Theorie-Praxis-Transfer beitragen.“


Text: Dr. Anna Knaup, Online-Redakteurin des hsg-magazins

Aufmacher: hsg

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