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Zu sehen sind zwei Hände, von denen die eine Geld und die andere zwei Tampons hält.
Foto: Shutterstock

Kostenlose Binden und Tampons auf Hochschultoiletten

21. September 2021

Zum Beginn des Wintersemesters 2021/2022 startet an der Hochschule für Gesundheit (HS Gesundheit) in Bochum ein sechsmonatiges Pilotprojekt zu kostenlosen Menstruationshygieneprodukten auf ausgewählten Hochschultoiletten. So liegen in diesem Semester in den Hochschultoiletten im Erdgeschoss – neben der Cafeteria und der IT – jeweils kostenlose Tampons und Binden aus. Mehr zu den Hintergründen des Projektes erzählt Hannah Feldschen, Mitarbeiterin im Bereich Familie & Gesundheit, im Interview.

Zu sehen ist Hannah Feldschen, Mitarbeiterin im Bereich Familie & Gesundheit.
Foto: HS Gesundheit

Wie kam es dazu, dass es an der HS Gesundheit kostenlose Menstruationsprodukte gibt und was möchte die Hochschule mit dem Projekt erreichen?

Hannah Feldschen: Der Impuls für das Projekt kam von zwei Seiten, die nun an einem gemeinsamen Projekt zusammen arbeiten. Einerseits von den Gleichstellungsbeauftragten und andererseits von Studierenden und dem Allgemeinen Studierendenausschuss (AStA). Ich habe das Konzept dann gemeinsam mit zwei Studierenden der Hochschule – Wanda Reichmann vom AStA und Luna Ströter erarbeitet. Ziel ist es, auf das Thema Periodenarmut aufmerksam zu machen und an der HS Gesundheit aktiv dagegen vorzugehen. Die SARS-CoV-2 Pandemie hat die finanzielle Situation vieler Studierender teilweise drastisch verschärft. Die Arbeitsstellen, die von Betrieben im Lockdown gekündigt wurden, waren vor allem Minijobs und Ähnliches, die häufig von Studierenden besetzt werden. Uns ist es wichtig, mit dem Projekt Studierende an unserer Hochschule zu unterstützen. Kein Studierender unserer Hochschule soll neben den Belastungen durch Periodenarmut belastet werden.

Was haben Damenhygieneprodukte mit dem Thema Gleichberechtigung zu tun?

Feldschen: Zum einen ist es wichtig zu erwähnen, dass es hierbei nicht nur um Damenhygieneprodukte geht. Es geht um Menstruationsprodukte für Menschen aller Geschlechter. Nicht nur Frauen menstruieren und es ist uns wichtig, dem mehr Aufmerksamkeit zu schenken. Menstruationsprodukte geben den Menschen die Möglichkeit, am Alltag teilzuhaben. Zur Uni oder zu Arbeit zu gehen sowie soziale Teilhabe zu erleben. Stehen keine Menstruationsprodukte zur Verfügung, ist all dies nicht möglich und somit auch keine Gleichberechtigung. Im Durchschnitt bezahlt eine menstruierende Person nach Berechnungen von ‚SPIEGEL Online‘ in ihrem Leben etwa 677 Euro für Tampons. Hinzu kommen Kosten für die Extrabinde, Schmerzmittel, Wärmepads, Intimpflegeprodukte und so weiter. Das alles sind Kosten, die eine nicht menstruierende Person nicht hat und beispielsweise für Nahrungsmittel ausgeben kann, während sich eine menstruierende Person, die am Existenzminimum lebt, am Ende des Monats gegebenenfalls fragen muss, ob sie Tampons kauft oder Nahrungsmittel. Mit unserem Projekt wollen wir deshalb die Gleichberechtigung beim Thema Menstruationsprodukte erhöhen und Ungleichheiten finanzieller, aber auch sozialer Art zwischen menstruierenden und nicht-menstruierenden Personen ausgleichen.

Warum ist ein solches Projekt gerade an der Hochschule für Gesundheit wichtig?

Feldschen: Unsere Hochschule ist eine verhältnismäßig kleine Hochschule und ist in anderen Bereichen, wie beispielsweise der Akademisierung der Gesundheitsberufe, Vorreiter. Hinzu kommt, dass die Studierendenschaft und Mitarbeitenden einen sehr hohen Frauenanteil und einen nicht zu vernachlässigenden Anteil von sich als divers bezeichnenden Studierenden hat. In der Summe könnten über 90 Prozent unserer Studierendenschaft menstruieren. Auch Studierende an unserer Hochschule berichten von einer teils starken bis sehr starken finanziellen Belastung und/oder Studienerschwernissen aufgrund eines Diversitätsmerkmals. Die Periode mit all ihren Stigmata und finanziellen Belastungen kann bis zu teilweise schweren psychischen Belastungen führen. Wir als Hochschule für Gesundheit sollten hier als Beispiel für eine Gleichstellung und zur Entlastung unserer Studierenden vorangehen. Wir wollen in diesem Bereich „vorne mit dabei sein“ und uns schnellstmöglich für Gleichberechtigung und gegen Periodenarmut stark machen.

Das Bild zeigt ein Körbchen mit Binden und Tampons auf der Hochschultoilette der HS Gesundheit
Foto: HS Gesundheit/Hannah Feldschen
Die Körbchen mit den kostenlosen Menstruationsprodukten finden sich im jeweils auf den Damen, Herren und Barrierefreien Toiletten - im Bereich der Mensa und neben der IT - im Erdgeschoss des Hochschulgebäudes.
Zu sehen ist Prof. Dr. Nina Gawehn.
Prof.in Dr.in Nina Gawehn. Foto: HS Gesundheit/Volker Wiciok
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