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Ein Portraitbild der neuen Bibliotheksleiterin Marina Betker.
Foto: HS Gesundheit

Marina Betker wird neue Leiterin der Hochschulbibliothek

25. Mai 2022

„Bücher faszinieren mich. Als Kind war ich eine absolute Leseratte und ganz ehrlich: Wenn es die Zeit heute erlauben würde wäre ich es immer noch“, erzählt Marina Betker. Ab Juni übernimmt die Diplom-Bibliothekarin die Leitung der Bibliothek der Hochschule für Gesundheit (HS Gesundheit) in Bochum. Wohin sie die Bibliothek weiterentwickeln möchte? Ihre To-Do-Liste ist voll.

„Mein erster Berufswunsch war es, Fachübersetzerin zu werden. Ich wollte Romane aus Fremdsprachen ins Deutsche übersetzen. Allerdings fand ich schnell raus, dass das eine brotlose Kunst ist“, erzählt Marina Betker. Die gebürtige Sachsen-Anhalterin absolviert stattdessen an der Hochschule für Technik, Wirtschaft und Kultur Leipzig den Studiengang Bibliotheks- und Informationswissenschaft. Vor allem dicke, historische Bücher aus dem 15. bis 18. Jahrhundert wecken ihr Interesse. Der Geruch, die Haptik, die Optik – als Studentin träumt Marina Betker davon nach ihrem Abschluss in einer historischen Bibliothek zu arbeiten. Doch es kommt anders. Ihre erste Stelle tritt sie 2010 als Diplom-Bibliothekarin in der Zentralbibliothek für Medizin der Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg an. „Anfangs war ich traurig, dass ich so gar keine Berührungspunkte mit alten Büchern hatte. Aber ich fand die Arbeit in einer medizinischen, gesundheitswissenschaftlichen Bibliothek sehr schnell, sehr interessant.“ Marina Betker lernt die Strukturen und Anforderungen einer solchen Bibliothek kennen und wechselt im Sommer 2012 als stellvertretende Bibliotheksleiterin an die Hochschule für Gesundheit.

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„Es ist ein bisschen absurd: Meine Motivation Bibliothekarin zu werden war unter anderem das Lesen“, sagt Marina Betker und fängt an zu lachen. Dann verrät sie: „Obwohl man als Bibliothekarin im Berufsalltag tatsächlich wenig liest. Ich berate heute vielmehr Menschen, die studieren, lehren oder forschen in Literaturfragen.“ Marina Betker liebt es den Kopf in Literaturrecherchen zu stecken, andere Menschen dabei zu unterstützen, die passenden Recherchestrategien, zum Beispiel für ein Forschungsthema zu finden. Als stellvertretende Leiterin baut sie in der Hochschulbibliothek unter anderem den Bereich gesundheitswissenschaftliche Informationskompetenzvermittlung auf, in dem sie Schulungsangebote entwickelt, die die Recherchefähigkeiten von Studierenden und Wissenschaftler*innen weiter fördern. „Unsere Kernaufgabe ist die Vermittlung von Informationskompetenz. Unsere Aufgabe ist nicht nur die Bereitstellung von Literatur, sondern auch des Handwerkzeugs, mit dem Studierende wie Wissenschaftler*innen gezielt und sinnvoll nach und in ihr suchen können.“ Darauf möchte sie auch weiterhin ihr Hauptaugenmerk legen: „Wie recherchiere ich in Datenbanken? Wie entwickle ich eine eigene Suchstrategie? Was muss ich bei der Veröffentlichung meiner Literatur, zum Beispiel auch bei Open-Access-Publikationen beachten? Ich stelle mir Online-Tutorials und digitale Schulungen vor.“ Zudem möchte Marina Betker, die die Bibliothek zuletzt bereits kommissarisch geleitet hat, das individuelle Beratungsangebot weiter ausbauen und auch eine Entwicklung von studiengangspezifischen Websites, über die jeder Studiengang direkt zu seinen Datenbanken und seiner Literatur gelangt, schwebt ihr vor. „Ebenso die Einführung eines Leit- und Orientierungssystems bestehend aus Schautafeln, die übersichtlich anzeigen, wo sich was in der Bibliothek befindet, damit Medien künftig noch effektiver genutzt werden.“

Marina Betker sichtet heute oft Verlagspublikationen nach neuen Medien für die Bibliothek und gibt neu eintreffenden Werken die passende Signatur, damit das Medium im richtigen Regal in der Bibliothek einsortiert und von Nutzer*innen gefunden wird. Doch wie schafft es ein Buch eigentlich in den Bestand der Bibliothek? „Es muss in erster Linie zu den Studiengängen und Forschungsthemen der Hochschule passen, zu der Lehre, die angeboten wird. Im Austausch mit den Studiengängen lernt man schnell, welche Literatur gebraucht wird. Ich möchte mich in Zukunft noch enger mit den Studiengängen austauschen, bei regelmäßigen Treffen darüber sprechen, welche Themen für Lehre und Forschung wichtig sind. Nur damit kann eine bedarfsorientierte Informationsversorgung gewährleistet werden.“ Doch noch ein Punkt ist Marina Betker wichtig – Aktualität. „Für eine gesundheitswissenschaftliche Bibliothek ist es wichtig, dass wir die neuesten Medien haben, die aktuelle und vor allem evidenzbasierte Forschung aufgreifen.“

Marina Betker: „Ich sehe ein Nebeneinander von digitalen und gedruckten Materialen, allein schon, weil es unterschiedliche Lerntypen gibt.“

Eine Aufgabe, die Marina Betker vor sich und ihrem Team sieht, ist auch die Einführung eines neuen Bibliothekssystems bis Ende 2023. „Über 40 Hochschulbibliotheken in NRW sollen künftig mit einer landesweiten cloudbasierten Bibliothekssoftware arbeiten, die das Management sämtlicher Medien effizienter gestaltet. Tägliche Arbeitsabläufe wie etwa die Katalogisierung, der Medienerwerb oder die Medienausleihe werden dann integriert über eine Software abgewickelt.“

Die HS Gesundheit plant ihr Angebot zum Wintersemester 2023/24 um Studiengänge im Bereich Gesundheitsmanagement/-ökonomie zu erweitern. Zu diesem Zweck soll im Laufe des Jahres ein viertes Department aufgebaut werden. „Damit werden wir auch den Bestand in der Bibliothek um Medien mit dem Schwerpunkt Management im Gesundheitswesen erweitern“, freut sich Marina Betker. Unter Medien fasst die Bibliothekarin Printprodukte wie auch elektronische Medien. „Natürlich ist auch eine unserer großen Aufgaben die digitale Transformation voranzutreiben. Allein im Zeitraum der Pandemie haben wir unseren E-Book-Bestand verdoppelt. Damit befinden sich in der Hochschulbibliothek schon jetzt mehr lizensierte E-Books als gedruckte Bücher“, verrät die dreifache Mutter. Wenn Marina Betker nicht in der Bibliothek ist, hält sie sich gerne in Wäldern auf, besucht mittelalterliche Märkte, Burgen und Schlösser oder macht Musik, als Sängerin in einer Folkband. Das in den Regalen bald keine Bücher mehr stehen, das kann sich die Wanderliebhaberin nicht vorstellen. „Ich sehe ein Nebeneinander von digitalen und gedruckten Materialen, allein schon, weil es unterschiedliche Lerntypen gibt. Man darf sich eine Bibliothek heute ist nicht mehr nur als reinen Lernort, voll mit Büchern vorstellen. Den Platz, den wir durch Lizensierung von E-Books gewinnen, den investieren wir in Arbeitsplätze, sogenannte Silent Areas für den, der konzentriert arbeiten möchten, aber auch Kommunikationsbereiche für Gruppenarbeiten. Auch einen kleinen Veranstaltungsraum haben wir heute schon“, erzählt Marina Betker. „Eine Bibliothek von heute ist ein Ort des Austauschs.“

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