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Prof. Dr. Stefan Dazert, PD Dr. Christiane Völter, Prof. Dr. Kerstin Bilda, Dirk Kampmann vor dem Hörmobil in der Bochumer Innenstadt.

Mit dem Hörmobil in der Bochumer Innenstadt

26. April 2019

Anlässlich des internationalen Tages gegen Lärm – dem International Noise Awareness Day – informierte die hsg Bochum mit einem Hörmobil in der Bochumer Innenstadt über das Thema Gehörverlust.

Das Rauschen eines Brunnens, leise und laute Gespräche von Passant*innen, vorbeifahrende Autos und das Klappern von Geschirr im Café gegenüber – die Bochumer Innenstadt ist bestimmt kein ruhiger Ort. Trotzdem standen am 24. April 2019 viele Menschen Schlange, um hier – direkt vor dem Kaufhaus Baltz – einen Hörtest machen zu lassen. Möglich wurde das durch das sogenannte ‚Hörmobil‘, einen Kleintransporter, der zu einem rollenden Akustiklabor umgebaut wurde – inklusive schalldichter Audiometriekabine.

Aufklärung über Lärmbelastung

Das Hörmobil war Teil einer Aktion zum internationalen ‚Tages gegen Lärm – dem International Noise Awareness Day‘, die die Hochschule für Gesundheit (hsg Bochum) gemeinsam mit dem Universitätsklinikum für Hals-, Nasen- und Ohrenheilkunde (St. Elisabeth Hospital) und der Kampmann Hörsysteme GmbH ausgerichtet hat. Ziel war es, möglichst viele Menschen für das Thema Lärm und den dadurch verursachten Gehörverlust zu sensibilisieren.

„Das Thema Gehörverlust wird von vielen stiefmütterlich behandelt. Die meisten beschäftigen sich erst damit, wenn es höchste Eisenbahn ist“, erklärt Martin Wozniak von der Firma MED-EL, die das Hörmobil gebaut hat. Genau gegen dieses Unwissen bei den Bürger*innen wollen die Veranstalter*innen des ‚Tages gegen Lärm‘ angehen und boten deshalb den kostenlosen Hörtest im Hörmobil an. Prof. Dr. Stefan Dazert, Direktor der HNO-Klinik des St. Elisabeth Hospitals, erklärte den Besucher*innen nach dem Test, was die Messung ergeben hatte. Außerdem informierte er gemeinsam mit Prof. Dr. Kerstin Bilda von der hsg Bochum und Dirk Kampmann von der Kampmann Hörsysteme GmbH, Besucher*innen und Presse über die Auswirkungen von Hörschäden auf das weitere Leben.

„Das Thema Gehörverlust wird von vielen stiefmütterlich behandelt." (Martin Wozniak)

Das Angebot scheint auf großes Interesse unter den Bochumer zu stoßen. „Wir hatten noch gar nicht zu Ende aufgebaut, da saßen schon die ersten Leute hier“, erzählt Benjamin Tschuschke, wissenschaftlicher Mitarbeiter im Department für Angewandte Gesundheitswissenschaften an der hsg Bochum. Er hat das Projekt gemeinsam mit Prof. Dr. Kerstin Bilda, Vizepräsidentin im Bereich Forschung an der hsg Bochum, von Seiten der Hochschule organisiert.

Dorothee Hinsen (links) erklärt das Hörtraining Train2Hear
Theresa Bilda probiert den Hörtest im Hörmobil aus. Foto: Benjamin Tschuschke Dorothee Hinsen (li), wissenschaftliche Mitarbeiterin an der hsg Bochum, erklärt das Hörtraining Train2Hear. Foto: hsg Bochum/Benjamin Tschuschke

Digitales Hörtraining an der hsg Bochum entwickelt

Neben dem Hörtest gab es viele weitere Informationsmöglichkeiten zum Thema Lärm am Hörmobil in der Innenstadt. So stellte die Hochschule für Gesundheit zwei verschiedene Forschungsprojekte vor: Bei dem Projekt THERESIAH geht es darum, ein digitales System zur Unterstützung der Sprach- und Sprechtherapie für hochgradig Hörgeschädigte mit Sprach- und Sprechstörungen zu entwickeln. Ziel des Projektes Train2Hear ist die Entwicklung und Erprobung eines adaptiven teletherapeutischen Hörtrainings am Beispiel von Menschen mit einer beginnenden Schwerhörigkeit und einseitig ertaubten Cochlea-Implantat(CI)-Träger*innen. Außerdem konnten die Besucher*innen anhand von Lärmkarten aus dem hsg-Projekt von Daniel Simon (wissenschaftlicher Mitarbeiter im Department of Community Health der hsg Bochum) mit dem Titel ‚Laute und leise Orte in Wattenscheid‘ sehen, wo es in diesem Bochumer Stadtteil besonders viel Lärm gibt. Und die hsg-Absolventin Kjara Urban stellte ihre Bachelor-Arbeit zum Thema ‚Erfassung von lärmbedingten Hörbelastungen bei jungen Erwachsenen‘ vor.

Insgesamt fällt der Rückblick auf den Tag positiv aus. „Die Leute fanden das Angebot sehr gut und wir haben viele Menschen erreicht, die sich vorher noch gar nicht mit dem Thema Hörverlust auseinandergesetzt hatten“, resümiert Theresa Bilda, studentische Hilfskraft für das THERESIAH-Projekt. „Ich glaube, wir konnten sogar eine Ehekrise abwenden. Das war ein älteres Ehepaar, das immer gestritten hat, weil er ihr nicht richtig zugehört hat. Jetzt wissen beide, er hört wirklich schlecht“, erzählt Tschuschke. Ob es im nächsten Jahr zum ‚Tag gegen Lärm‘ ein ähnliches Angebot gibt, lassen die Organisator*innen noch offen. „Mir fallen da noch viele weitere schöne Projekte ein, die man umsetzten könnte“, so Tschuschke.


Text: Judith Merkelt-Jedamzik, Online-Redakteurin des hsg-magazins. Der Text erschien am 26.04.2019 im hsg-magazin.

Aufmacher: Prof. Dr. Stefan Dazert, PD Dr. Christiane Völter, Prof. Dr. Kerstin Bilda, ein Mitarbeiter der Firma MED-EL und Dirk Kampmann vor dem Hörmobil in der Bochumer Innenstadt. Fotos: hsg Bochum/Benjamin Tschuschke

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