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Das Bild zeigt Prof. Dr. Heike Köckler.
Foto: HS Gesundheit

Urban Health als Geschäftsfeld

25. August 2022

Urban Health als Geschäftsfeld? Als Existenz- oder Unternehmensgründung für akademisierte Gesundheitsexpert*innen? Prof. Dr. Heike Köckler, Professorin für Sozialraum und Gesundheit an der Hochschule für Gesundheit (HS Gesundheit) in Bochum, nickt. Sie forscht seit Jahren zum Thema StadtGesundheit, aktuell unter anderem im Projekt „Urban Health im Ruhrgebiet – eine Machbarkeitsstudie“ und sieht großes Potenzial für Existenz- und Unternehmensgründer*innen im Kontext von Urban Health. Welches, das verrät die Wissenschaftlerin im Interview und am 14. September 2022 auf der kostenlosen Informationsveranstaltung „Urban Health als Geschäftsfeld“, die von der HS Gesundheit sowie MedEcon Ruhr in der Hochschule für Gesundheit angeboten wird und sich an zukünftige Gründer*innen an der Ruhr richtet.

Der Studiengang Gesundheit und Sozialraum der HS Gesundheit hat einen starken Bezug zu Urban Health: Welche Kenntnisse erwerben Studierende in dem Studiengang über StadtGesundheit?

Prof. Dr. Heike Köckler: Wie eine Stadt gestaltet ist, hat einen ganz wesentlichen Einfluss auf die Gesundheit ihrer Bevölkerung. Die Studierenden lernen an der Hochschule für Gesundheit unter anderem die verschiedenen Gesundheitsdeterminanten kennen, die beim Thema StadtGesundheit wichtig sind. Das heißt, sie erlernen, welche Faktoren in einer Stadt die Gesundheit beeinflussen und vor allem, wie diese Faktoren positiv beeinflusst werden können. Wir schauen uns zum einen die Ressourcen einer Stadt an: Wie ist zum Beispiel der Zugang der Bewohner*innen zu Grün- oder Wasserflächen, zu guter Luft oder Bewegungsangeboten – auch im Alter – und auch jenseits des eigenen Sportvereins? Zum anderen analysieren wir wie Umweltbelastungen zum Beispiel in Form von Lärm, die Folgen des Klimawandels wie Starkregen und Hitzewellen, unterschiedliche Wohnsituationen, finanzielle Ressourcen oder auch soziale Aspekte zum Beispiel bei vulnerablen Bevölkerungsgruppen, die Gesundheit des Menschen in der Stadt beeinflussen können. Dabei geht es uns als Hochschule auch darum, soziale Ungleichheit bei Gesundheit zu beleuchten. Die Studierenden lernen die Verzahnung all dieser Determinanten zu verstehen, darauf aufbauend, innovative Lösungsansätze zu entwickeln und steuernd aktiv zu werden.

Was können spätere Tätigkeitsfelder der Studierenden sein?

Prof. Dr. Heike Köckler: Die Tätigkeitsfelder sind vielfältig. Studierende, die sich besonders dem Aspekt Urban Health widmen möchten, können zum Beispiel in der Quartiersentwicklung und im Quartiersmanagement, bei Kommunen oder Landkreisen im Gesundheitsamt, Landschafts- oder auch Wohlfahrtsverbänden arbeiten – und das durchaus auch in leitenden Positionen. Ich sehe für akademisierte Gesundheitsexpert*innen aber auch Potenziale für Existenz- oder Unternehmensgründungen im Kontext von Urban Health.

Wie können diese Potenziale genau aussehen?

Prof. Dr. Heike Köckler: Unser Ziel als Hochschule ist es – das haben wir auch in unserem Hochschulentwicklungsplan 2022-2026 verankert –  die Forschung im Kontext Urban Health in den nächsten Jahren noch stärker zu fokussieren. Wir beobachten allerdings auch, dass wir an der Hochschule mit den Studierenden innovative Lösungsansätze entwickeln, für die es häufig auf dem Markt noch keine Geschäftsmodelle gibt. Die Studierenden haben mit ihrem Studienabschluss auch die Chance, Themen, die sie während ihrer Studienzeit erlernen und entwickeln, in die Praxis zu bringen. Mit einer eigenen Existenz- oder Unternehmensgründung könnten sie mit dazu beitragen, Lebenswelten zu schaffen, die gesundheitsförderlich sind und Versorgungskonzepte zu entwerfen, die quartiersnah sind. Und ganz nebenbei würden Gründer*innen bei uns im Ruhrgebiet auch einen Beitrag zum hiesigen Strukturwandel leisten.

Wo sehen Sie Ansätze für Geschäftsmodelle im Bereich Urban Health?

Prof. Dr. Heike Köckler: Dazu haben wir erst kürzlich im Zuge des Forschungsprojektes „Urban Health im Ruhrgebiet – eine Machbarkeitsstudie“, Expert*innen befragt. Ein Beispiel ist der Aufbau klassischer Beratungsleistungen rund um gesundheitsförderliche Lebenswelten. Im Rahmen von Städteplanungen ist es üblich, dass externe Büros für Fachplanungen von Kommunen angefragt werden. Ein Beratungsbüro, das als Spezialist für Quartiersentwicklung und -management passgenaue, gesundheitsförderliche Konzepte entwickeln kann, ist zum Beispiel auch im Themenbereich StadtGesundheit vorstellbar. Nehmen wir zum Beispiel das Fahrrad als Fortbewegungsmittel. Hier kann für die Kommunalplanung von Verkehrsplaner*innen ein Mobilitätskonzept entworfen werden. Hier können aber auch Synergieeffekte genutzt und parallel dazu ein Klimaschutzkonzept und ein Gesundheitskonzept aufgestellt werden. Anderes Beispiel: Auch im Gesundheitswesen beobachten wir einen Digitalisierungsschub. So sind auch Start-Ups mit neuen digitalen Lösungen zum Beispiel in Form von Gesundheits-Apps im Kontext von Urban Health als Geschäftsfeld gut vorstellbar.

Prof. Dr. Heike Köckler: „Ich sehe für akademisierte Gesundheitsexpert*innen aber auch Potenziale für Existenz- oder Unternehmensgründungen im Kontext von Urban Health.“

Am 14. September 2022 lädt die HS Gesundheit gemeinsam mit MedEcon Ruhr Interessierte zur Informationsveranstaltung „Urban Health als Geschäftsfeld“ ein. Was erwartet die Teilnehmer*innen in der Hochschule für Gesundheit in Bochum?

Prof. Dr. Heike Köckler: Wir möchten die Teilnehmer*innen auf das Thema Existenz- und Unternehmensgründung im Geschäftsfeld Urban Health mit Vorträgen, aber auch Diskussions- und Netzwerkmöglichkeiten aufmerksam machen. Vielleicht weckt die Veranstaltung eine gute Idee. Vielleicht ist die Idee aber auch schon da und die Veranstaltung ermutigt zur Umsetzung oder zeigt die ersten Schritte zur Existenz- oder Unternehmensgründung. Sie werden nicht mit einem Gründungskonzept und einem Businessplan aus der Informationsveranstaltung herausgehen, aber die Teilnehmer*innen werden wissen, dass sie beides als solide Grundlage brauchen. In jedem Fall stellt die Informationsveranstaltung Urban Health als Geschäftsfeld in den Fokus und richtet sich an alle Professionals wie Studierende, Mitarbeiter*innen von Hochschulen und der Praxis, die grundsätzlich an einer Existenz- oder Unternehmensgründung im Kontext der StadtGesundheit interessiert sind.