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Zal Mohammad möchte Hebamme werden

28. August 2018

Zal Mohammad kommt aus Afghanistan und studiert seit dem Wintersemester 2017/2018 an der Hochschule für Gesundheit (hsg Bochum) Hebammenkunde. Im Interview erzählt sie, warum sie Hebamme werden möchte und wie es ihr an der hsg gefällt.

Sie kommen gebürtig aus Afghanistan und sind von dort geflohen. Wie geht es Ihnen nun in Deutschland?

Wegen der Sicherheitslage in Afghanistan war es für mich als junge Frau sehr schwierig dort zur Hochschule zu gehen und ein Studium zu absolvieren. Dank meiner Gastfamilie bin ich nun seit vier Jahren als Studentin in Deutschland. Am Anfang war es nicht leicht für mich in einem fremden Land zu sein, mit einer komplett anderen Kultur, einer neuen Sprache und so weiter. Ich konnte den Leuten einfach nicht vertrauen und ich hatte Angst, egal wohin ich wollte.

Nun ist Deutschland nicht mehr fremd für mich und es geht mir sehr gut. Ich habe die Sprache erlernt, ein Studienkolleg besucht und mit dem Studium angefangen. Ich habe viele Freunde gefunden und mit vielen Leuten Kontakt herstellen können. Es ist jetzt alles wunderbar. Natürlich hat man überall gute und schlechte Tage, aber ich habe sehr viele gute Tage in Deutschland. Die Leute, denen ich bis jetzt in Deutschland begegnet bin und die ich kennengelernt habe, sind sehr nett und hilfsbereit.

Seit dem Wintersemester 2017/2018 studieren Sie an der Hochschule für Gesundheit Hebammenkunde im Bachelor-Studiengang. Was begeistert Sie am Hebammen-Beruf?

Meine Eltern – ein Allgemeinarzt und eine Hebamme – hatten in Afghanistan eine eigene Praxis und schon als Kind hatte ich mit dem Beruf der Hebamme immer etwas zu tun gehabt, wollte aber damals nicht unbedingt ein Fach in dieser Richtung studieren. Aber als mir nach und nach bewusst geworden ist, wie sehr die Leute in Afghanistan Ärzte und Hebammen brauchen, habe ich mich entschieden, auf jeden Fall in diese Richtung zu gehen.

Meine Mutter hat als Hebamme normalerweise immer viel zu tun gehabt. Trotz vieler Kinder und der Hausarbeit war ihr der Job sehr wichtig. Ihr war klar, dass die Leute sie unbedingt brauchen. Bevor ich nach Deutschland gekommen bin, habe ich meiner Mutter zwei Jahren lang in ihrer Praxis geholfen.

Um mich besser zu qualifizieren und ein gutes Studium zu absolvieren, bin ich dann aber nach Deutschland gekommen. Durch wissenschaftliche Studien wurde mir damals bewusst, dass Afghanistan die höchste Müttersterblichkeitsrate der Welt hat. Daraufhin habe ich die Entscheidung getroffen, Hebamme zu werden und dafür war der beste Platz die hsg in Bochum.

Ein gemeinsames Foto vor dem Hintergrund des Rathauses in der Selfi-Box machten im November 2017 (im Bild v.l.n.r.) Yvonne Anger (Leiterin des International Office der hsg), hsg-Präsidentin Prof. Dr. Anne Friedrichs und Zal Mohammad. Anlass war ein Empfang des Oberbürgermeisters der Stadt Bochum von ausländischen Studierenden. Foto: Selfi-Box / Stadt Bochum

Arbeiten Hebammen in Afghanistan und Deutschland eigentlich ähnlich? Oder gibt es Unterschiede, die vielleicht auch kulturell bedingt sind?

Die Hebammen in Afghanistan arbeiten fast ähnlich wie in Deutschland, aber der große Unterschied ist die Armut in Afghanistan. Die Leute können sich keine Hebamme für die Vorsorge und Nachsorge leisten, sogar oft nicht einmal für die Geburt.

Die kulturellen Unterschiede spielen auch eine sehr große Rolle, zum Beispiel möchten manche Familien keine Hebamme oder Pflegekraft bei der Geburt dabei haben, sondern lieber eine ältere, ihnen bekannte Frau.

Und wie gefällt Ihnen das Studium an der Hochschule für Gesundheit?

Das Studium an der hsg gefällt mir sehr gut. Ich bin total zufrieden und fühle mich wohl. Am Anfang hatte ich Angst und habe überlegt, ob ich mein Studium schaffen kann oder nicht, weil Deutsch nicht meine Muttersprache ist und das Studieren in Deutschland komplett anders ist als in Afghanistan. Aber dank meiner Dozent*innen habe ich das Studium bis jetzt mit guten Noten geschafft. Das gesamte Team der hsg ist sehr nett, freundlich und hilfsbereit. Egal welche Probleme man hat, einem wird immer sehr gerne geholfen.

Haben Sie schon Pläne für die Zeit nach dem Studium? Möchten Sie möglicherweise irgendwann wieder zurück nach Afghanistan?

Da meine Eltern nicht mehr arbeiten können, wurde ihre Praxis geschlossen. Ich möchte sehr gerne nach dem Studium wieder in meine Heimat gehen und wenn es möglich ist, die Praxis wieder aufmachen. Aber natürlich erst dann, wenn die Sicherheitslage dort besser ist.

Als Hebamme wird man immer überall gebraucht, aber ich denke, dass man mich in Afghanistan mehr braucht als in Deutschland. Die Mütter in Afghanistan sind in Not und benötigen Hilfe. Um die Müttersterblichkeitsrate in Afghanistan zu senken, braucht man nicht nur mehr Arbeitskräfte, sondern gut qualifizierte Arbeitskräfte.


Das Interview führte Dr. Anna Knaup, Online-Redakteurin des hsg-magazins.

Foto: privat

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