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Auf dem Bild sind alle Beteiligten des Projekts zu sehen.

Eine neue Plattform zur Selbsthilfe: Die Expertise von Betroffenen aktivieren

24. März 2017

Was tun bei gesundheitlichen oder seelischen Problemen? Antworten auf diese Fragen suchen junge Menschen meist im Internet. Doch dort zirkulieren auch unseriöse Informationen über Gesundheit. Noch wenig genutzt werden von jüngeren Menschen die Möglichkeiten, die Selbsthilfegruppen zur Bewältigung von Krankheiten und Lebenskrisen bieten. Studierende des Studiengangs ‚Gesundheit und Diversity‘ (GuD) an der hsg entwickelten deshalb einen Selbsthilfe-Blog, um beide Optionen – die Möglichkeiten der Selbsthilfe mit denjenigen des Internets – zu verbinden. Der Blog wurde in Zusammenarbeit mit dem Bürger-Selbsthilfe-Zentrum Herne realisiert und möchte vor allem junge Menschen ermächtigen, sich selbst zu helfen.

„Manchmal läuft einfach alles rund: Du fühlst Dich wohl. Mit Deinen Freunden und der Familie funktioniert alles prima. Und in der Schule oder Deiner Ausbildung kommst Du richtig gut klar. Läuft also bei Dir. Meistens zumindest. Andererseits weißt Du, dass nicht immer alles perfekt sein kann. Es gibt Situationen, die Dich aus der Bahn werfen.“ Mit diesem kurzen Text startet die Internetseite www.selbsthilfe-herne.de und zeigt in ihren Rubriken genau solche Situationen: Alkoholabhängigkeit, das Leben mit einer Behinderung, eine Depression, Probleme wie Glücksspielsucht oder eine Erkrankung wie ein Aneurysma, bei dem sich eine Arterie krankhaft erweitert, was unter Umständen lebensbedrohlich sein kann. Situationen, in denen das Leben aus der Bahn gerät, die Betroffenen aber nicht immer die Kraft oder das Wissen haben, sich alleine zu helfen.

„Andererseits weißt Du, dass nicht immer alles perfekt sein kann.“
Selbsthilfe-Blog, Herne

Genau da setzt das Blog an, das 19 Studierende des zweiten Semesters im Studiengang ‚Gesundheit und Diversity‘ im Sommersemester 2016 für das Bürger-Selbsthilfe-Zentrum Herne entwickelt haben. Das Blog soll vor allem junge Menschen auf die Möglichkeiten der Selbsthilfe aufmerksam machen. „Hintergrund für das Projekt war die Erfahrung des Gesundheitsamtes Herne, dass das Bürger-Selbsthilfe-Zentrum vor allem Menschen im mittleren Alter anzieht und von Jugendlichen und jungen Menschen nur wenig wird“, erklärt Prof. Gudrun Faller, die das Lehrprojekt im Sommersemester 2016 betreut hat. „Dabei bietet die Selbsthilfe geraden jüngeren Menschen umfassende Möglichkeiten, mit Problemen, schwierigen Lebenslagen oder Krankheiten besser zurecht zu kommen. Durch die Kombination aus internetgestützter Kommunikation und der traditionellen face-to-face-Kommunikation der Selbsthilfe ergeben sich völlig neue und kreative Möglichkeiten der Problembewältigung.“ So können Nutzer*innen in den Rubriken verfolgen, welche Erfahrungen andere Betroffene und Angehörige mit diesen Themen gemacht haben, wo es Ansprechpartner*innen sowie themenbezogene Events und Veranstaltungen in der Umgebung gibt, was und wer helfen kann und wie junge Menschen über die genannten Themen denken.

Eine gelungene Kooperation

Um das Blog zu erstellen, hatten sich die Studierenden im Rahmen der Lehrveranstaltung kritisch mit Fragen der medialen Gesundheitskommunikation auseinandergesetzt und eine eigene Kommunikationsstrategie für jeweils eine spezifische Zielgruppe konzipiert. Zu diesem Zweck hatten sie recherchiert, Interviews geführt, Fragebogenaktionen ausgewertet, Filme gedreht, Comics gezeichnet, Texte verfasst und das Projekt in einem Pressegespräch öffentlich vorgestellt.

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„Ich bin froh, dass wir diese gelungene Kooperation auf den Weg gebracht haben“, erklärte Hernes Oberbürgermeister Dr. Frank Dudda während des Pressegesprächs. Und hsg-Präsidentin Prof. Dr. Anne Friedrichs betonte: „Es gehört zu den Aufgaben der Hochschule für Gesundheit, dabei mitzuwirken, die gesundheitliche Versorgung der Bevölkerung sicherzustellen und dabei insbesondere die Region, also das Ruhrgebiet, im Blick zu haben.“ Seit Gründung der hsg gibt es eine enge Zusammenarbeit mit der Stadt Herne. Die hsg, die ein großes Netzwerk aufgebaut hat, arbeitet dort mit zahlreichen Partnern eng zusammen – von großen Kliniken, über ein Hospiz bis hin zum Fachbereich Gesundheit der Stadt Herne.

Mit Gesundheitsinformationen versorgt

Intention des Studiengangs ‚Gesundheit und Diversity‘ (GuD) ist es, zielgruppenbezogene Konzepte für die Verbesserung der Gesundheitsinformation, der gesundheitlichen Lage und der Versorgung zu entwickeln – für und mit Menschen, denen es nicht so gut geht, oder die aus verschiedensten Gründen keinen Zugang zu Leistungen haben. Dafür werden die Studierenden qualifiziert.

„Von zunehmender Bedeutung ist der Bereich der Gesundheitskommunikation“, erklärt Prof. Faller. „In einer von Medien – vor allem dem Internet – dominierten Gesellschaft konkurrieren evidenzbasierte und zuverlässige Gesundheitsinformationen mit einer großen Anzahl an Meldungen, die unter anderem auf Gewinnerzielung ausgerichtet sind. Diese sind teilweise falsch und können sogar schädlich sein. Im Studiengang wird deshalb großer Wert darauf gelegt, dass die Studierenden kritisch mit Gesundheitsinformationen umgehen und in die Lage versetzt werden, selbst zuverlässige Botschaften adressatengerecht zu vermitteln und dafür die Möglichkeiten der medialen Kommunikation zu nutzen.“

„Von zunehmender Bedeutung ist der Bereich der Gesundheits­kommunikation.“
Prof. Gudrun Faller


Das Bürger-Selbsthilfe-Zentrum Herne finden Sie hier:

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