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Auf dem Bild ist ein Laptop zu sehen, auf dem steht: (N)ever (s)top learning
Foto: Pixabay

Mentoring-Programm öffnet Tür zum Traumberuf

18. Februar 2022

Sie kennen sich aus Vorlesungen: Claudia Herhold ist wissenschaftliche Mitarbeiterin im Studiengang Logopädie, Judith Jüngling Logopädie-Studentin. Seit einem halben Jahr bilden die beiden ein Tandem im Mentoring-Programm „Neue Wege gehen – gemeinsam Pionier*in sein“ der Hochschule für Gesundheit (HS Gesundheit) in Bochum. Das Programm soll Studierenden der Departments für Angewandte Gesundheitswissenschaften und Pflegewissenschaft den Übergang in den Beruf erleichtern. Für Judith Jüngling hat sich dabei eine ganz besondere Chance eröffnet: Ab März 2022 wird sie in der Praxis ihrer Mentorin arbeiten und Claudia Herhold damit von der Dozentin und Mentorin zur Chefin im Traumberuf.

Ein Portraitbild von Judith Jüngling, Logopädie-Studentin
Foto: Alica Nieft
Logopädie-Studentin Judith Jüngling.

„Meine Erwartung an das Mentoring-Programm war, dass mir der Austausch mit einer Sprachheilpädagogin, die seit vielen Jahren mitten im Berufsleben steht, den Einstieg in die Arbeit als Logopädin erleichtert. Und ich freue mich, dass neben hilfreichen Tipps, nun sogar vielmehr noch, nämlich ein Berufseinstieg für mich dabei herauskommt“, erzählt Judith Jüngling. Die Logopädie-Studentin hat gerade ihre Bachelorarbeit geschrieben und ist von einem Auslandssemester am Thomas More University College in Belgien zurückgekehrt. Jetzt in ihren Traumberuf einzusteigen, darauf freut sich die 24-Jährige sehr. „Es wird Zeit“, sagt sie und sowohl Judith Jüngling als auch ihre Mentorin Claudia Herhold lachen. Der kurze Blick zueinander verrät, wie gut sich die beiden verstehen. „Ich war anfangs schon gespannt, denn plötzlich war meine Dozentin, meine Mentorin. Doch zwischen uns musste nicht erst das Eis schmelzen, wir haben von Anfang an einen lockeren und offenen Austausch miteinander gehabt“, erzählt Judith Jüngling. „Stimmt!“, bekräftigt auch Claudia Herhold nickend. Alle sechs Wochen tauschen die beiden sich aus. Nicht nach einem festgezurrten Themenplan, vielmehr spontan. „Mir bringt das Mentoring-Programm viel. Ich kann Fragen zu allen Themen stellen, die mich gerade so umtreiben“, sagt Judith Jüngling.

„Genau das ist es, was auch für mich spannend und wichtig ist: Zu erfahren, welche Fragen Studierende heute beschäftigen. Die Lehre verändert sich stetig, neue Forschungen, neue Sichtweisen fließen ein. Durch die Fragen der Studierenden bekomme ich die aktuellen Entwicklungen mit. So ist der Perspektivwechsel auch ein Gewinn für mich“, ergänzt Claudia Herhold. „Außerdem kann man als Studierender wie auch als Mentor*in sein Wissen zusätzlich durch begleitende Gruppenveranstaltungen und Workshops, die Teil des Mentoring-Programms sind, erweitern.“

Ein Portraitbild von Diplom-Sprachheilpädagogin Claudia Herhold, auf dem sie eine Handpuppe im Arm hält.
Foto: Marina Reff
Bei der Sprachtherapie mit Kindern benutzt Claudia Herhold gerne Handpuppen.

Claudia Herhold hat das Mentoring-Angebot der HS Gesundheit nach seinem Start vor über acht Jahren zunächst mit weiterentwickelt. Diesmal möchte sie von der anderen Seite unterstützen. Einer Studierenden auf dem Weg ins Berufsleben mit Rat und Tat zur Seite stehen. Ihre Praxis für Sprachtherapie öffnet seit Bestehen der Hochschule regelmäßig als Kooperationspartner die Türen für Studierende, die ein Praktikum oder Praxissemester absolvieren möchten. „Ich weiß, was den Studierenden durch den Kopf geht – auch aus eigener Erfahrung, schließlich habe ich selbst einmal studiert“, erzählt die Diplom-Sprachheilpädagogin. Ein großes Gesprächsthema zwischen den beiden ist immer wieder die Pandemie. „Wir sprechen darüber, was sich durch die Corona-Pandemie verändern wird, an Störungsbildern, aber auch an Therapien. Außerdem reden wir über neue Verordnungen der Krankenkassen“, sagt Judith Jüngling. Auch in der Zeit ihrer Abschlussprüfung halten die beiden an ihrem Austausch fest. „Meine Abschlussprüfung umfasste auch einen praktischen Teil, die Erstellung eines Therapieplans. Auch hierzu hat Frau Herhold mir Tipps gegeben, die mir sehr geholfen haben. Außerdem haben wir in dem Zusammenhang auch hin und wieder über den Alltag als Logopädin gesprochen.“ Der wird künftig im Mittelpunkt stehen – Patientenbilder, Therapieformen und wohl auch Papierberge.

„Neben all den Einblicken in die Praxis, möchte ich die Studierenden früh auch in den bürokratischen Alltag mitnehmen – auch bereits im Mentoring-Programm –, denn der macht auch vor Therapeut*innen keinen Halt und ist neben der praktischen Tätigkeit viel Arbeit“, erzählt Claudia Herhold. „Daneben ist es mir wichtig, Studierenden zu zeigen, welche Heterogenität wir an Patient*innen haben. Von Patient*innen mit der Krankheit ALS, über nicht sprechende Patient*innen, solche mit einer Behinderung, einem kürzlich erlittenen Schlaganfall oder einer Schluckstörung, und zwar über die ganze Altersspanne, vom Säugling bis ins hohe Alter“, erzählt Claudia Herhold. Diese Diversität ist ein Grund, warum Judith Jüngling als Logopädin arbeiten möchte: „Menschen dahingehend zu helfen, dass sie im Alltag besser kommunizieren können, besser zurechtkommen und so ihre Lebensqualität steigern, das macht für mich den Beruf des Logopäden zu etwas Besonderem. Es ist einfach schön, wenn ich Menschen helfen kann, ihr Leben etwas leichter zu machen.“

Ihr Entschluss zu einem Logopädie-Studium war ein bewusster: „Als ich vor der Wahl zwischen einer logopädischen Ausbildung oder einem Logopädie-Studium stand, entfachte gerade eine Debatte darüber, ob künftig wohl nur noch studierte Logopäden praktisch tätig sein sollten. Außerdem hatte ich recherchiert: Eine Ausbildung dauert drei Jahre. Das Studium dreieinhalb Jahre. Das Studium hat also für mich keinen nennenswerten Zeitverlust und ich habe am Ende beide Abschlüsse – Bachelor of Science und die Berufszulassung.“ Doch ein Aspekt dürfe beim Studium ihrer Meinung nach nicht vernachlässigt werden: „Der Praxisaspekt darf darunter nicht leiden, das halte ich für wichtig. Es ist wertvoll, auch als Student möglichst früh praktische Erfahrungen zu sammeln, hier an der Hochschule zum Beispiel durch das Praxissemester, Praxismodule oder Praktika“, sagt Judith Jüngling. Claudia Herhold stimmt ihr zu: „Ich finde es ratsam, wenn junge Menschen erlernen wissenschaftlich zu arbeiten. Wenn sie in Studien schauen und beurteilen können, ob etwas, das sie mal gehört haben, wirklich gemäß Studien so ist oder ob es nicht Studien gibt, die den beliebten Satz ‚Das haben wir immer so gemacht‘ vielleicht argumentativ entkräften. Mal abgesehen davon, dass es sich zukünftig hoffentlich auch in der Bezahlung widerspiegeln kann. Und: Ich stehe mit vielen Kolleg*innen im Austausch, alle spüren den Fachkräftemangel. Wer sich für den Beruf des Logopäden entscheidet, der hat momentan gute Chancen in einer Praxis unterzukommen – vielleicht ja auch durch die Teilnahme am Mentoring-Programm der Hochschule.“



PS: Ein Mentoring-Programm gibt es übrigens nicht nur für Studierende des Departments für Angewandte Gesundheitswissenschaften und des Departments für Pflegewissenschaft. Mit dem Mentoring-Programm ‚Neue Wege gehen – gemeinsam berufliche Perspektiven schaffen‘ können auch Studierende des Departments of Community Health an dem Angebot der HS Gesundheit teilnehmen. Akademisierte Praktiker*innen aus dem Gesundheitsbereich oder Studierende, die an einem der Programme teilnehmen möchten, können sich gerne bei Frau Maren Daniel (Tel.: 0234 77727-381,
mentoring@hs-gesundheit.de), Referentin für akademische Angelegenheiten und Leiterin der Mentoring-Programme in Verbindung setzen. Sie organisiert den gesamten Programmablauf und stellt die Tandems zusammen.

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Traut euch!

Jasmin Schurat ist hsg-Absolventin und gibt nun als Mentorin ihre eigenen Erfahrungen mit dem Ergotherapiestudium an andere weiter.