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Eine Außenaufnahme des Gebäudes der HS Gesundheit.
Foto: HS Gesundheit/Prime Avenue

Dynamische Entwicklung in der Forschung

31. März 2022

Die Hochschule für Gesundheit (HS Gesundheit) hat am Montag, 28. März 2022, zum ersten Mal herausragende wissenschaftliche Arbeiten mit dem „Paper of the year“-Preis ausgezeichnet. Prof.in Dr.in Eike Quilling, Vizepräsidentin für Forschung und Transfer und Professorin für Gesundheitspädagogik und -kommunikation sowie Dr.in Antje Albring, Forschungsreferentin in der Stabsstelle Forschung und Transfer, erläutern im Interview unter anderem, was es mit dem neuen Preis auf sich hat und welches Forschungsprofil die Hochschule verfolgt.

Das Bild zeigt Prof.in Dr.in Eike Quilling, Vizepräsidentin für Forschung und Transfer und Professorin für Gesundheitspädagogik und -kommunikation an der HS Gesundheit.
Foto: WolfgangHelmFotografie
Prof.in Dr.in Eike Quilling, Vizepräsidentin für Forschung und Transfer.

Was zeichnet eine gute Forschung aus?

Prof.in Dr.in Eike Quilling: Gute Forschung orientiert sich an einer Hochschule für Angewandte Wissenschaften wie es die Hochschule für Gesundheit ist, an den Bedarfen der Adressat*innen. Für uns ist es wichtig, insbesondere ihre Perspektive einzunehmen und die wichtigen Fragen zu adressieren: Welche gesellschaftlich relevanten Themen beschäftigen uns aktuell? Welchen Bedarfen begegnen wir in den verschiedenen Versorgungskontexten?

Wir verfolgen an der HS Gesundheit einen anwendungsorientierten und partizipativen Forschungsansatz mit und aus der Nutzendenperspektive.

Zugleich zeichnet sich eine gute und glaubwürdige Forschung natürlich durch die Gütekriterien der guten wissenschaftlichen Praxis wie Objektivität und Überprüfbarkeit, vor allem aber auch durch Transparenz aus. Denn Forschungsergebnisse transparent zu machen, ist eine elementare Voraussetzung, um in einen für uns wertvollen Forschungsdialog zu treten.

Warum hat die HS Gesundheit den Preis „Paper of the year“ ausgelobt?

Prof.in Dr.in Eike Quilling: Die Auszeichnung ‚Paper of the year‘ ist ein hochschulinternes Forschungsförderinstrument, das 2021 auf Vorschlag der Präsidiumskommission Forschung neu eingeführt wurde. Wir beobachten, dass sich die Forschungsaktivitäten an der HS Gesundheit in den letzten Jahren sehr dynamisch weiterentwickelt haben. Diese sehr erfreuliche Entwicklung spiegelt sich auch in einer hohen Anzahl an wissenschaftlichen Publikationen wider. Mit der Auszeichnung möchten wir die exzellente Forschungsleistung der Wissenschaftler*innen unserer Hochschule und insbesondere der Nachwuchswissenschaftler*innen würdigen und die vielfältige Forschung an der HS Gesundheit noch besser sichtbar machen.

Das Bild zeigt Dr.in Antje Albring, Forschungsreferentin in der Stabsstelle Forschung und Transfer.
Foto: HS Gesundheit
Dr.in Antje Albring, Forschungsreferentin in der Stabsstelle Forschung und Transfer.

Wer sind die Preisträgerinnen des „Paper of the year 2021“?

Dr.in Antje Albring: Es wurde ein erster Platz und aufgrund einer punktgleichen Bewertung, zweimal der zweite Platz vergeben. Der erste Platz ging an Nina Peterwerth für ihren Artikel „Intrapartum risk perception – A qualitative exploration of factors affecting the risk perception of midwives and obstetricians in the clinical setting“ erschienen im Journal Midwifery. Frau Peterwerth ist Nachwuchswissenschaftlerin im Studienbereich Hebammenwissenschaft an der HS Gesundheit. Der geteilte 2. Platz ging an die Nachwuchswissenschaftlerin Tamara Schloemer aus dem Bereich Ergotherapie und an Prof.in Dr.in Gudrun Faller, Professorin für Kommunikation und Intervention im Kontext von Gesundheit und Arbeit und Prodekanin des DoCH.

Frau Schloemer wurde für ihren Artikel „Implementation of evidencebased health promotion and disease prevention interventions: theoretical and practical implications of the concept of transferability for decision-making and the transfer process“, der im Bundesgesundheitsblatt publiziert wurde, ausgezeichnet.

Frau Faller erhielt den Preis für ihren Artikel „Future Challenges for Work-Related Health Promotion in Europe: A Data-Based Theoretical Reflection“ erschienen im International Journal of Environmental Research and Public Health.

Wer hat über die Preisträgerinnen entschieden?

Dr.in Antje Albring: Die Mitglieder in der Präsidiumskommission Forschung haben in einem anonymen Abstimmungsverfahren die eingereichten Publikationen bewertet. In der Forschungskommission sind professorale Mitglieder aus allen drei Departments der HS Gesundheit vertreten ebenso wie wissenschaftliche Mitarbeiter*innen, ein Mitglied aus der Gruppe der (Promotions-)Studierenden und ein Mitglied aus der Gruppe der Mitarbeiter*innen in Technik und Verwaltung. Das Gremium berät das Präsidium bei grundlegenden Entscheidungen im Bereich Forschung – so auch bei der Auswahl der Preisträger*innen des „Paper of the year“. Alle eingereichten Arbeiten waren von hoher wissenschaftlicher Qualität, was eine Entscheidung nicht leicht machte. Neben der wissenschaftlichen Qualität waren vor allem der Beitrag zur Profilbildung der HS Gesundheit, die Förderung des wissenschaftlichen Nachwuchses und die Interdisziplinarität entscheidende Auswahlkriterien.

Warum ist gerade letztes Kriterium, das interprofessionelle Handeln, ein Aspekt, den die HS Gesundheit sich auf die Fahne schreibt?

Prof.in Dr.in Eike Quilling: Interprofessionelles Handeln hat für die Versorgungslandschaft eine ganz zentrale Bedeutung. Eine gute und umfassende gesundheitliche Versorgung ist häufig mit nur einer Disziplin nicht durchführbar. Ein Beispiel: Gerade ältere Menschen leiden heutzutage nicht nur unter einer Krankheit. Häufig kommen bei ihnen unterschiedliche Krankheitsbilder zusammen. Bei solchen multimorbiden Patient*innen besteht ein Versorgungsbedarf, der interprofessionelles Handeln voraussetzt.

Therapieberufe, Hebammen und Pflegepersonal müssen in verschiedenen Bereichen zum Teil eng mit Ärzten aber auch anderen Disziplinen wie der Sozialen Arbeit zusammenarbeiten – hier muss ein Austausch auf allen Ebenen stattfinden, um die Patient*innen optimal zu versorgen. Ein weiteres Beispiel: Patient*innen werden aus dem Krankenhaus ins häusliche Umfeld entlassen. Um sie wieder aktiv am gesellschaftlichen Leben teilhaben zu lassen – und das ist für uns ein ganz wichtiges Ziel – bedarf es der konstruktiven Zusammenarbeit unterschiedlicher Akteur*innen im Gesundheitssystem. Hier spielen auch neue Gesundheitsberufe eine entscheidende Rolle, die darauf ausgerichtet sind, mit innovativen Versorgungskonzepten im Stadtteil bestimmte Communities zu erreichen.

Prof.in Dr.in Eike Quilling: „Die Forschung spielt eine ganz zentrale Rolle und zwar in allen drei Departments, was sich auch in hoher Publikationsleistung und steigenden Drittmitteleinnahmen widerspiegelt.“

Welche Rolle spielt denn die Forschung an der HS Gesundheit?

Prof.in Dr.in Eike Quilling: Die Forschung spielt eine ganz zentrale Rolle und zwar in allen drei Departments, was sich auch in hoher Publikationsleistung und steigenden Drittmitteleinnahmen widerspiegelt. Im Jahr 2021 hat die Hochschule für Gesundheit ca. 87 Artikel und Berichte veröffentlicht, 8 Buchbeiträge publiziert und 74 Tagungs- und Konferenzbeiträge gehalten. Seit 2016 haben sich die Drittmittelerträge mehr als verdoppelt. In 2021 sind Forschungs- und Entwicklungsprojekte mit einer Gesamtfördersumme von ca. 5.8 Mio € erfolgreich eingeworben worden bzw. sind in 2021 gestartet, was für eine kleine Hochschule für Angewandte Wissenschaften sehr beachtlich ist. Zudem wurden Strukturen zur hochschulinternen Forschungsförderung ausgebaut um die hohe Forschungsleistung nachhaltig zu unterstützen.

In einer hybriden Sitzung der Präsidiumskommission Forschung gratulierte Prof.in Dr.in Eike Quilling den Preisträgerinnen. Nina Peterwerth (links oben) und Tamara Schloemer (links unten) waren über ein Videokonferenztool zugeschaltet.
Foto: HS Gesundheit/jmj
In einer hybriden Sitzung der Präsidiumskommission Forschung gratulierte Prof.in Dr.in Eike Quilling den Preisträgerinnen. Nina Peterwerth (links oben) und Tamara Schloemer (links unten) waren über ein Videokonferenztool zugeschaltet.

Welches Forschungsprofil hat die HS Gesundheit?

Prof.in Dr.in Eike Quilling: Die Hochschule möchte einen entscheidenden Beitrag zur Förderung der Gesundheit und der gesundheitlichen Versorgung der Bevölkerung leisten. In unseren Forschungsschwerpunkten „Versorgungsforschung“ und „Urban Health und Community Health“ besteht dringender Forschungs- und Handlungsbedarf um für die gesellschaftlichen Herausforderungen der Zukunft gerüstet zu sein. Mit der inter- und transdisziplinären Versorgungsforschung möchten wir zu einer Verbesserung der Gesundheitsversorgung beitragen. Wir haben ein weites Verständnis von Versorgungsforschung, das die Gesundheitsforschung aber auch Gesundheitsförderung und Prävention mit abdeckt. Wir sehen bei der gesundheitlichen Versorgung immer noch eine Schere zwischen Arm und Reich, die zeigt, dass wir eine Chancengleichheit noch lange nicht erreicht haben.

Genau das ist aber ein elementares Forschungsziel von uns: Einen Beitrag dafür zu leisten, dass Gesundheitschancen gerecht verteilt sind. Wir möchten mit unserer Forschung soziale und technische Innovationen anstoßen, die sozial benachteiligten Menschen neue Zugänge zur Gesundheitsversorgung ermöglichen und werden dabei in Zukunft auch ökonomische Fragen in den Blick nehmen. Dafür bündeln wir unsere Expertisen aus allen Departments – dem Department für Angewandte Gesundheitswissenschaften, dem Department of Community Health, dem Department für Pflegewissenschaft und dem neu zu gründenden „Management“-Department.

Prof.in Dr.in Gudrun Faller (links) nahm ihren Preis persönlich von Prof.in Dr.in Eike Quilling entgegen.
Foto: HS Gesundheit/jmj
Prof.in Dr.in Gudrun Faller (links) nahm ihren Preis persönlich von Prof.in Dr.in Eike Quilling entgegen.

Welche aktuellen Herausforderungen sehen Sie auch beim Forschen?

Prof.in Dr.in Eike Quilling: Eine zentrale Herausforderung sehe ich in dem Faktor Zeit. Für Professor*innen, die an einer Hochschule für Angewandte Wissenschaften tätig sind, sieht das hiesige Hochschulgesetz eine Lehrverpflichtung von 18 Semesterwochenstunden vor. Im Vergleich: Universitätsprofessor*innen haben in der Regel eine Lehrverpflichtung von 9 Semesterwochenstunden. Die Lehre ist elementar, gar keine Frage – für uns sind Forschung und Lehre sehr eng miteinander verknüpft.

Wenn wir in einem neuen Feld wie Community Health lehren, dann müssen wir in diesem Bereich auch parallel viel forschen, damit wir den Studierenden möglichst viel Wissen mit auf den Weg geben können und gleichzeitig zeigen, welchen Beitrag die Profession zur Versorgung leisten kann. Das gleiche gilt für die „klassischen“ Gesundheitsberufe wie die Pflege, die Therapieberufe oder die Hebammen. Als forschungsstarke Hochschule würden wir uns wünschen, noch mehr Forschungsfreiräume und flexiblere Regelungen für das Lehrdeputat einräumen zu können. Hier sehen wir auch noch Arbeit auf politischer Ebene, um den Professor*innen perspektivisch mehr Raum für Forschung ermöglichen zu können.

Wird der „Paper of the year“-Preis fest an der HS Gesundheit etabliert?

Dr.in Antje Albring: Ja, der Preis wird ab jetzt jährlich vergeben: Jede*r Hochschulangehörige kann seine Publikation bis zum 15.01. für das vorherige Kalenderjahr einfach per Mail bei dem/den/der Forschungsreferent*in einreichen. Voraussetzung ist, dass entweder der/die Erstautor*in oder die/der Letztautor*in Angehörige der HS Gesundheit sind. Details zum Verfahren finden sich im Forschungsförderkonzept.

Was würden Sie besonders jungen Nachwuchsforscher*innen mit auf den Weg geben?

Prof.in Dr.in Eike Quilling: In der Hochschullandschaft wird häufig der Mythos der Unerreichbarkeit einer Promotion hochgehalten und damit motivierten Nachwuchsforscher*innen vermittelt, dass sie kaum Chancen hätten, ihre Promotion erfolgreich abzuschließen. Dem würde ich widersprechen: Wer neugierig ist, Begeisterung für die Sache mitbringt und mit einem guten Durchhaltevermögen zielstrebig seinen Weg verfolgt, bei dem oder der wird es auch mit der Promotion klappen.

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Foto: HS Gesundheit/Volker Wiciok
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