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Foto: HS Gesundheit

HS Gesundheit engagiert sich für Forschungsdatenmanagement in Pflege- und Gesundheitswissenschaften

6. Dezember 2023

Die Forschung spielt an der Hochschule für Gesundheit (HS Gesundheit) in Bochum eine zentrale Rolle. Das Ziel: mit neuen wissenschaftlichen Erkenntnissen einen Beitrag zur Förderung der Gesundheit und der gesundheitlichen Versorgung der Bevölkerung zu leisten. Beim Forschen fallen meist große Mengen an Daten in vielen verschiedenen Formaten an. Im Umgang mit diesen Daten sehen sich Forscher*innen immer größeren Anforderungen gegenüber. Forschungsdatenmanagement (FDM) kann da eine Hilfe sein. Die HS Gesundheit setzt sich dafür ein, FDM auch in den Pflege- und Gesundheitswissenschaften stärker in den Fokus zu rücken. Katharina Koch, wissenschaftliche Mitarbeiterin an der HS Gesundheit und Data Steward im Projekt GesundFDM, verrät im Interview unter anderem, welche Vorteile ein gutes Forschungsdatenmanagement bieten kann.

Forschungsdatenmanagement (FDM) – was ist damit konkret gemeint?

Katharina Koch: In allen Fachrichtungen der Gesundheitsbranche fallen heutzutage beim Forschen Daten in vielen verschiedenen Formaten an: von quantitativen Statistiken und Messungen bis hin zu Textdokumenten, Transkripten, Videos und Bildern. Beim Forschungsdatenmanagement (FDM) geht es um einen planvollen Umgang mit solchen Daten. FDM soll Forschenden während des gesamten Forschungsprozesses Orientierung bei der Arbeit mit ihren Daten bieten – von der Datenerhebung über deren Verarbeitung, Auswertung, Speicherung und Archivierung bis hin zur Veröffentlichung von Forschungsdaten. Ein Ziel des FDM ist es, Forschungsdaten in adäquater Weise auch anderen Wissenschaftler*innen zur Verfügung zu stellen. Im Sinne von Open Science gelten beim FDM die FAIR-Prinzipien, nach denen Daten so aufbereitet und gespeichert werden, dass sie von anderen Forschenden problemlos weiter genutzt werden können. FAIR steht dabei für Findable (Auffindbar), Accessible (Zugänglich), Interoperable (Interoperabel) und Reusable (Wiederverwendbar).

Welche Themen behandelt FDM?

Katharina Koch: FDM behandelt Themen wie Datendokumentation, -organisation, -speicherung und -archivierung, aber auch Aspekte wie Urheberrecht, Datenschutz sowie Lizenzierung und, sehr wichtig, FDM beschäftigt sich auch mit der Datenpublikation. Ein gutes FDM ebnet den Weg zu einer nachhaltigen Nachnutzung von Daten. Open Science ist ein Stichwort, das immer mehr an Relevanz gewinnt. Die Idee dahinter ist, einmal erhobene Daten, deren Erhebung und Aufbereitung oftmals mit öffentlichen Mitteln gefördert wurden, bestmöglich auszuschöpfen und weiter zu nutzen, indem die Daten für andere Wissenschaftler*innen zur Nachnutzung bereitgestellt werden. Diese müssen die Daten dann nicht selbst nochmal erheben, sondern können sich auf das stützen, was es bereits an Daten gibt. Das ist auch für Studierende eine gute Chance. Sie haben meist nur sehr begrenzte Zeit für eigene Erhebungen, können so auf bestehende Daten zugreifen und diese unter einer neuen Fragestellung auswerten. Voraussetzung dafür ist aber, dass die Daten angemessen und nachvollziehbar dokumentiert werden und das sichert eben ein gutes FDM.

Wann und womit beginnt ein gutes Forschungsdatenmanagement?

Katharina Koch: Ein gutes Forschungsdatenmanagement beginnt idealerweise in der Antragsphase eines Forschungsprojektes mit der Frage: Welche Daten werde ich in meinem Forschungsvorhaben erheben und was muss ich dabei als Forschende*r in welcher Phase bedenken? Planvolles Vorgehen ist gerade zu Anfang des Projektes das A und O des FDM, weil sich dort noch sehr viel mitbedenken und integrieren lässt, was an späterer Stelle im Projekt vielleicht schwieriger umzusetzen ist. Das heißt umgekehrt aber nicht, dass man seine Vorgehensweise im Laufe des Projektes nicht modifizieren darf. Im Forschungsprozess ändert sich immer irgendetwas, das sich nicht vorhersehen ließ. Das ist typisch für Forschung. Aber FDM führt dazu, dass frühzeitig zum Beispiel folgende Punkte thematisiert werden: Welche Daten werde ich generieren und was soll mit den Daten passieren? Sollen die Daten veröffentlicht werden? Wo und wie sollen die Daten archiviert werden? Oder allgemein gesprochen: Was brauche ich in meinem Forschungsprozess, um mit meinen Daten umzugehen? Welche Ressourcen benötige ich und was muss ich dabei an welcher Stelle im Forschungsprozess bedenken?

Bedeutet FDM dann einen Mehraufwand für die Forschenden?

Katharina Koch: FDM wird tatsächlich häufig erst einmal mit Mehrarbeit assoziiert und manchmal auch mit dem Gedanken, einer Kontrolle während des Forschungsprozesses ausgesetzt zu sein. Das alles ist FDM aber gerade nicht. Im Verlauf eines Projektes wird die Frage nach dem Umgang mit den erhobenen Daten immer wieder relevant, aber meistens werden solche Fragen erst dann thematisiert und diskutiert, wenn sie brennen, was dann häufig Stress auslöst, weil in späteren Phasen des Forschungsvorhabens manche Sachen nur noch schwer umzusetzen sind. Entweder, weil die Ressourcen dafür nicht von Vornherein eingeplant waren, also weder Zeit noch Geld dafür zur Verfügung stehen, oder weil die Daten vielleicht nicht so dokumentiert oder beschrieben wurden, dass sie sich zum Beispiel für Dritte nachvollziehbar zur Verfügung stellen lassen und es im Nachhinein mit hohem Aufwand verbunden ist, das aufzubereiten. Ein planvolles Vorgehen, wie es das FDM von Anfang an vorsieht, ist eine Arbeitserleichterung, erspart Stress und vermeidet gerade Mehraufwand.

Inwiefern? Welche Vorteile bietet FDM im Forschungsalltag?

Katharina Koch: FDM hilft einem Forschungsteam zum Beispiel in der Zusammenarbeit. Oft kooperieren gerade Forschende an Hochschulen für Angewandte Wissenschaften mit externen Praxispartner*innen. Manchmal sehen sich Projektteams dann erst einmal ganz unterschiedlichen Bedarfen und auch Systemen gegenüber. Über welche Plattform kommuniziert man zum Beispiel? Eine für alle nachvollziehbare Arbeitsweise, Datenstruktur und auch Speicherung von Daten wie beim FDM kann die Zusammenarbeit erleichtern, die Übersichtlichkeit steigern und zum Beispiel für einen problemlosen Datenaustausch in der Forschungsgruppe sorgen. Eine genaue Speicherstrategie, die festlegt, wann, wie und wo Daten gespeichert werden, kann vor Datenverlust und Datenmissbrauch schützen. Auch rechtliche Fragestellungen werden im FDM frühzeitig mitgedacht: Wie gehe ich zum Beispiel mit sensiblen Daten um? Das Thema gewinnt insbesondere mit der Digitalisierung immer mehr an Bedeutung und gerade der Gesundheitsbereich hat mit sehr sensiblen Daten zu tun. FDM bietet Forschenden also auch Rechtssicherheit durch geplante und geprüfte Prozesse. Außerdem ermöglicht FDM eine bessere Sichtbarkeit der Forschung durch zusätzliche Publikationswege, zum Beispiel in Forschungsdatenrepositorien oder Datenjournals. Und nicht zuletzt sichert FDM die Forschungsqualität, indem es zum Beispiel die Datendokumentation behandelt, also thematisiert, dass Daten sorgfältig benannt und beschrieben werden müssen. Angenommen Forschende werden später aufgefordert, etwas zu überprüfen, dann ist es essentiell, dass sie sich in ihrer eignen Arbeit noch zurechtfinden. FDM erleichtert genau das ungemein und schafft Transparenz.

An der HS Gesundheit wird eine Servicestelle zum Forschungsdatenmanagement errichtet, mit welchem Ziel?

Katharina Koch: Wir möchten, dass FDM in den gesundheits- und pflegebezogenen Wissenschaften Teil der täglichen Forschungspraxis wird. Die Forschungsoutputs in den Bereichen steigen, daher ist FDM ein Thema, das an Relevanz gewinnt. Unser Ziel ist es, Forschende der HS Gesundheit beim Management ihrer Daten zu unterstützen und hierzu ein Beratungs- und Schulungsangebot aufzubauen. Als Data Steward berate ich Forschende an der HS Gesundheit, egal, wo sie in ihrem Forschungsprozess stehen. Ich bin Ansprechpartnerin für alle Fragen im Umgang mit Daten. Aktuell führe ich Interviews mit Forschenden der HS Gesundheit um zu schauen, welche Bedarfe im Umgang mit Daten vorhanden sind, daran angelehnt möchten wir passgenaue Schulungsangebote und Workshops konzipieren und ausrichten. Ein Bedarf ist sicherlich die Erstellung von Datenmanagementplänen. Das ist die sehr genaue Verschriftlichung der Vorstellung, wie die Forschung durchgeführt werden soll: Was soll mit den Daten wann passieren und was ist in welchen Schritten dafür notwendig? Wir beobachten, dass Datenmanagementpläne von Förderern von Forschungsprojekten immer stärker gefordert werden. Ein mögliches Schulungsangebot umfasst zum Beispiel genau solche Datenmanagementpläne und beantwortet Fragen wie: Was ist das, was bringt mir das, warum sollte ich so einen Plan erstellen, was sollte er beinhalten und welche Tools gibt es, die mich dabei unterstützen? Wichtig ist auch hier: Ein Plan, den man am Anfang gemacht hat, ist nicht unverrückbar. Ein Datenmanagementplan soll ein lebendes Dokument sein, was man immer wieder anpasst und auch zur Dokumentation im Forschungsprozess weiter benutzt. Zum Beispiel, um zu dokumentieren, warum man sich dafür entschieden hat, einen Arbeitsschritt zu modifizieren.

Die HS Gesundheit setzt sich aber auch hochschulübergreifend für das Thema FDM ein.

Katharina Koch: Das ist richtig, die HS Gesundheit setzt sich hochschulübergreifend dafür ein, FDM stärker in den Pflege- und Gesundheitswissenschaften zu etablieren und stellt dafür ihre Expertise bereit. So ist die Hochschule Partnerin im Forschungsprojekt GesundFDM. Auch dort sollen Grundlagen geschaffen und Netzwerke im Sinne einer Fachcommunity aufgebaut werden, damit die in den gesundheits- und pflegebezogenen Wissenschaften verwendeten Forschungsdaten über ein professionelles FDM künftig noch besser verfüg- und nachnutzbar gemacht werden. Das Ziel ist, dass Forschungsdaten in weiteren Forschungsprojekten aufgegriffen und weiterverarbeitet werden, um auf vielfältigen Wegen einen wichtigen Beitrag zur Förderung der Gesundheit der Bevölkerung zu leisten.

Foto: shutterstock/hxdbzxy
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