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Studierende Lernen miteinander (Symbolbild).
Foto: hsg Bochum/Volker Wiciok

Von- und Miteinander lernen

25. August 2020

Angefangen hat alles mit dem Wunsch einiger Studierender, sich besser mit den anderen Jahrgängen im Studienbereich Ergotherapie der Hochschule für Gesundheit (hsg Bochum) zu vernetzen und sich fachlich auszutauschen. Inzwischen ist aus diesem Wunsch das Projekt ‚PEPE – Partizipative Entwicklung von Peer Learning in der Ergotherapie‘ entstanden.

Aber was ist eigentlich Peer Learning? Maja Kuchler, Ergotherapeutin und wissenschaftliche Mitarbeiterin bei PEPE, erklärt das so: „Das Wort Peer kommt aus dem Englischen und heißt übersetzt so viel wie Gleichaltriger, Gleichgesinnter oder Fachkollege. Unter Peer Learning verstehen wir Angebote, bei denen sich Studierende gegenseitig beim Lernen unterstützen“. Diese Art der Wissensvermittlung sei beispielsweise im Medizinstudium bereits sehr verbreitet, so Kuchler. Üblicherweise würden dort im Rahmen von Tutorien Inhalte aus Modulen wiederholt, indem erfahrenere Studierende aus höheren Semestern gezielt Kommiliton*innen aus unteren Semestern beim Lernen unterstützen. Im Dezember 2018 hielt das Peer Learning mit der Initiierung des PEPE-Projektes durch die Professor*innen Dr. Philipp Eschenbeck, Dr.in Renée Oltman und Dr.  Christian Postert Einzug im Studienbereich Ergotherapie der hsg Bochum.

Zu sehen ist Maja Kuchler
Foto: hsg Bochum
Maja Kuchler hat Ergotherapie an der Hochschule für Gesundheit studiert und dann dort ihren Master in Evidence-based Health Care gemacht.

Maja Kuchler begleitet das Projekt als wissenschaftliche Mitarbeiterin von Beginn an und hat Teile des Projektes gleichzeitig im Rahmen ihrer Masterarbeit im Studiengang Evidence-based Health Care an der hsg Bochum wissenschaftlich erforscht. Auch „von Stunde eins“ mit an Bord ist Fabian Röhrig –  einer von zwei studentischen Hilfskräften (SHK) des Projekts. Röhrig ist Ergotherapiestudent im fünften Semester und Kohortensprecher seines Jahrgangs. So hat er auch von dem Wunsch seiner Kommiliton*innen erfahren, sich mehr mit den anderen Jahrgängen auszutauschen und die Lernprozesse der Studierenden durch kollegialen Austausch zu verbessern und konnte diesen Punkt gut in die Projektplanung einbringen.

Selbstbestimmung der Studierenden im Fokus

Zu Beginn dieses partizipativen – also unter Beteiligung der Betroffenen stattfindenden – Prozesses sei es zunächst darum gegangen, wie man dem Wunsch der Studierenden nach mehr Austausch und zusätzlichen Lernräumen begegnen könnte. Die Selbstbestimmung der Studierenden bezüglich der gewählten Lerninhalte und Lehr- und Lernformate stand dabei aus Sicht des Studienbereichs im Vordergrund. Es gab Gespräche mit allen Kohortensprecher*innen als Vertreter*innen der Studierendengruppen, es wurden gemeinsam Bedarfe und Ziele ausgelotet und ein Moodlekurs (Anm. der Redaktion: Moodle ist eine digitale Lernplattform) angelegt, berichtet Maja Kuchler. Im Sommersemester 2019 wurde es dann konkreter: „Wir haben zunächst einmal Zeitslots gebucht und sie als ‚kollegiale Lernräume‘ zur Verfügung gestellt. Das war vor allem ein offenes und selbstbestimmtes Angebot an die Studierenden, sich zu treffen und austauschen. Einzelne Tutorien wurden initiiert und angeboten“, erinnert sich Kuchler.

Die Rückmeldung der Studierenden zeigte, dass sich viele vorstellen konnten, ein Tutorium anzubieten und so ihr Wissen und ihre Erfahrungen zu teilen. Sie wussten nur nicht genau, wie man so etwas am besten plant und ausführt. „Wir haben dann auf diese Unsicherheit reagiert und einen Workshop konzipiert, bei dem Interessierte lernen konnten, wie man ein Tutorium entwickelt und anbietet“, so Kuchler.

Zu sehen ist ein Symbolbild für Workshoparbeit
Foto: hsg Bochum/Maja Kuchler
Bei den Workshop haben die Teilnehmer*innen gelernt, wie sie Tutorien für andere Studierende aufbauen und ansprechend gestalten.

Themen sind selbst gewählt

Bei der Workshop-Organisation hat auch Pia Versick mitgeholfen. Sie ist die zweite studentische Hilfskraft im Projekt und arbeitet seit einem Jahr bei PEPE mit. „Wir hatten eine tolle Resonanz auf den Workshop, und alle haben motiviert mitgemacht“, erzählt sie. Im Rahmen des Workshops wurden dann im Wintersemester 2019/2020 weitere Tutorien angeboten. „Die Tutor*innen haben ihre Themen selbst gewählt, und insgesamt war es eine bunte Mischung. Von der Frage wie man Hausarbeiten schreibt bis hin zu praktischen Anwendungen gab es ganz verschiedene Angebote. Pia und ich haben jeweils auch ein Tutorium angeboten. Meines war zum Angstfach vieler Studierender: Anatomie“, erzählt Fabian Röhrig. Wichtig bei PEPE: die Tutorien der Studierenden können zwar Themen der currikularen Lehre aufgreifen und wiederholen, ersetzen diese jedoch nicht. Es gibt auch keine Credit Points für die Teilnahme an den Tutorien – der Besuch ist freiwillig und zusätzlich zu den regulären Lehrveranstaltungen.

„Wir hatten eine tolle Resonanz auf den Workshop, und alle haben motiviert mitgemacht“

Im Rahmen ihrer Masterarbeit hat Kuchler den Workshop zur Tutorienentwicklung evaluiert. „Wie die Projektentwicklung war auch der Forschungsprozess partizipativ. Beide Hilfskräfte waren mit eingebunden; wir haben eine Befragung der Studierenden mittels Fokusgruppe durchgeführt und die Ergebnisse gemeinsam qualitativ ausgewertet. Unterm Strich waren alle Teilnehmenden sehr zufrieden mit dem Workshop und ihren Tutorien. In der gemeinsamen Evaluation wurde deutlich, dass alle teilnehmenden Studierenden das Gefühl hatten, dass sie die erlernten Fähigkeiten – also das Erklären und Anleiten beispielsweise – später im Berufsleben noch gut gebrauchen können“, so Kuchler. Aufgrund dieser positiven Resonanz wurde der Workshop im letzten Semester ein zweites Mal durchgeführt – angesichts der Corona-Pandemie dieses Mal im Online-Format.

Wie gehts es weiter?

Im Herbst 2020 läuft die erste Phase des PEPE-Projektes aus. Die Finanzierung der SHK-Stellen durch Qualitätsverbesserungsmittel wurde jedoch bereits für ein Jahr verlängert. Maja Kuchler wünscht sich für diese Zeit vor allem, dass es bald wieder möglich ist, mit den Studierenden vor Ort an der Hochschule zu arbeiten. „Eine digitale Peer-Learning-Kultur aufzubauen ist einfach noch schwieriger“, findet sie. Pia Versick wünscht sich, dass das Angebot der Tutorien weiter so gut angenommen wird und dass noch mehr Studierende mitmachen. Ihr Mitstreiter Fabian Röhrig hingegen hofft, „dass die zukünftigen Angebote noch besser auf die Bedarfe der Studierenden eingehen können und dass sich langsam aber sicher eine Kultur des gemeinsamen Austausches unter den Studierenden in der Ergotherapie entwickelt“.

Das Bild zeigt hsg-Absolventin Julia Wikert.
Foto: privat
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