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3 Fragen an … Dr. Renée Oltman

14. Juni 2019

Für das Modul ‚Experience old age‘ sind einige Studierende des Studiengangs ‚Gesundheit und Diversity‘ in einen Alterssimulationsanzug geschlüpft. Der GERonTologische Simulator, kurz GERT, lässt seinen Träger 30 bis 40 Jahre altern. Dazu simuliert er altersbedingte Einschränkungen wie eine Trübung der Sehkraft und ein eingeengtes Gesichtsfeld. Es werden aber auch Schwerhörigkeit und eine eingeschränkte Beweglichkeit simuliert. Dr. Renée Oltman, Vertretungsprofessorin im Studienbereich Ergotherapie an der Hochschule für Gesundheit (hsg Bochum), hat die Veranstaltung in Kooperation mit Dr. Sandhya Küsters, wissenschaftlicher Mitarbeiterin im Department of Community Health, durchgeführt. Sie erzählt im Interview wie der Anzug funktioniert und wieso die simulierte Gebrechlichkeit durch GERT eine wichtige Erfahrung für die Studierenden ist.

Damit die Studierenden die Einschränkungen des Alters in verschiedenen Situationen erleben, haben Sie ihnen einige Aufgaben gestellt. Welche waren das?

Dr. Renée Oltman: Im SkillLabs der hsg Bochum, dem häuslichen Wohnzimmer, mussten die Studierenden ihren Kommilitonen in der Küche ein Glas Wasser einschenken und im Badezimmer in die Badewanne einsteigen und auch wieder austeigen. Die Badewanne war für die meisten Studierenden die größte Hürde, weil es sehr anstrengend ist, auf Grund der Bewegungseinschränkungen tief in die Hocke zu gehen und wieder aus der Badewanne auszusteigen. Eine andere Aufgabe beinhaltete, dass die Studierenden vom Seminarraum aus in die Cafeteria runtergehen und dort Geld wechseln sollten. Das ist aus drei Gründen eine Herausforderung: Einmal für die Feinmotorik weil sie Handschuhe tragen und das Geld aus ihrem Portemonnaie herausholen müssen. Zweitens tragen die Studierenden einen Gehörschutz, womit auch die Kommunikation eingeschränkt ist. Und nicht zuletzt müssen sie eine gute Wegstrecke in dem Anzug zurücklegen. Eine weitere Aufgabe war, dass sie ins Department of Community Health (DoCH) gehen und den Studierenden dort den Anzug vorführen mussten, um ihn bekannter zu machen. Die Studierenden haben schnell gemerkt, wie schwer es ist, mit eingeschränkten Gehör ein Gespräch zu führen beziehungsweise aufrecht zu erhalten.

Wie fühlt sich so ein Altersanzug für die Studierenden an?

Oltman: Allein schon die Gewichtsweste wiegt 20 Kilogramm. Wenn die Studierenden damit Treppen auf- und absteigen, sind sie schnell aus der Puste. Gleichzeitig sind das Sichtfeld und die Beweglichkeit der Arme und Beine eingeschränkt und dann haben die Studierenden noch spezielle Schuhe an, mit denen sie beim Gehen nicht richtig abrollen können. Das ganze Gangbild ist damit verändert. Nun sind die Studierenden jung und können das zunächst gut kompensieren. Aber mit der Zeit merkt man, dass die Konzentration nachlässt, die Studierenden genervt sind und dass sie eigentlich aus dem Anzug raus wollen. Sie werden müde und merken, wie anstrengend es ist, wenn der Körper und die Sinne eingeschränkt sind. Sie können nachempfinden, was es bedeuten kann, sich mit diesen Einschränkungen durch den Alltag zu bewegen oder einem Gespräch zu folgen.

Was war das Ziel der Veranstaltung?

Oltman: Die Studierenden sollten die Aufgaben möglichst ohne Hilfe erledigen. Natürlich waren sie immer gesichert von zwei Seiten, falls sie mal ausrutschen oder das Gleichgewicht verlieren. Teilweise haben sich die Studierenden trotzdem gegenseitig geholfen und dann haben sie gesagt: „Ja, dann hätte ich halt im Alltag jemanden gefragt, der mir hilft“. Sie haben dennoch gemerkt, was es bedeutet, auf fremde Hilfe angewiesen zu sein. Ich denke durch die Übung mit dem Simulationsanzug haben die Studierenden gut nachvollziehen können, wie anstrengend alltägliche Tätigkeiten, die für uns ganz simpel und einfach zu verrichten sind, auf einmal sind. Solche Übungen erhöhen die Empathie der Studierenden für die Situation von älteren Menschen – dafür machen wir diese Veranstaltung.

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Text: Das Interview führte Dr. Christiane Krüger, Leiterin des hsg-magazins. Der Text erschien am 14. Juni 2019 im hsg-magazin.

Aufmacher: Das Bild zeigt Dr. Renée Oltman. Foto: privat

 

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