Erster Testlauf für die PuG-Zertifikatsmodule
Von März 2016 bis Januar 2017 wurden die ersten vier Zertifikats-Module des Verbundprojektes ‚Aufbau berufsbegleitender Studienangebote in den Pflege- und Gesundheitswissenschaften‘ (PuG) erprobt: Zuerst ‚Principles of Evidence-Based Practice in Speech and Language Therapy‘ und ‚Klientenorientierte und interprofessionelle Kommunikation‘, dann ‚Forschungsmethoden in der Logopädie‘ und ‚Praxisanleitung und Mentoring‘. Mitentwickelt wurden die beiden letztgenannten Konzepte und Inhalte von Dr. Thomas Hering, damals Professor für quantitative Methoden an der hsg Bochum, und von Dr. André Posenau, Professor für Interaktion und interprofessionelle Kommunikation in Pflege- und Gesundheitsfachberufen. Im Interview erzählen die beiden Professoren, worum es in den Modulen geht.
Das Thema quantitative Forschungsmethoden ist für beide Studiengänge gleich…
Prof. Dr. Thomas Hering: … genau, die Methoden, die in der Forschung angewandt werden, unterscheiden sich nicht bei den Berufen. Bei PuG habe ich ein Modul mitentwickelt, in dem es um die Forschungsmethoden geht, denn im Anschluss an die akademische Bildung geht es darum, dass man Forschung betreibt – und das nicht sinnfrei, sondern zum Beispiel mit dem Ziel, zu erproben, ob bestimmte Maßnahmen in der Pflege oder in den Therapiewissenschaften nützlich sind.
Zum Beispiel?
Hering: Man kann auf unterschiedliche Weise feststellen, ob eine Behandlung eine*n Patient*in gesund macht, keinen Nutzen hat oder eher schadet. Man kann sagen, ich gebe dir jetzt ein Medikament und sehe, es geht dir besser. Das wäre ein guter Ansatz, kann aber auch Zufall sein, schließlich muss dieser Effekt ja nicht allein auf dem Medikament beruhen. Um also herauszufinden, ob die Genesung auf die Behandlung zurückzuführen ist, müssen in der Forschung bestimmte Studiendesigns und Analyseverfahren angewendet werden, indem man beispielsweise zwei Gruppen untersucht, die unterschiedliche Therapieverfahren erhalten, von denen beide potenziell nützlich sind.
Bei Ihnen, Herr Prof. Dr. Posenau, geht es um das Thema Kommunikation…
Prof. Dr. André Posenau: … ich versuche die Studierenden in unterschiedlichen Zusammenhängen zu kompetenten Sprecher*innen hin zu entwickeln, so dass sie Situationen besser einschätzen können und kompetenter, somit auch flexibler und klient*innenorientierter agieren können. In dem Zusammenhang habe ich die Studienbriefe für drei Module geschrieben, zuletzt für interprofessionelle Zusammenarbeit.
Also die Kommunikation zwischen den unterschiedlichen Berufsgruppen?
Posenau: Ja, wobei ich den Fokus da vor allem darauf gelegt habe, die sozialpsychologischen Erkenntnisse, die wir bisher über Gruppenarbeit haben, zusammenzufassen und zu schauen, welche Aspekte und welche möglichen Problemfelder gesehen werden. Ein Bereich, der meines Erachtens bisher in der Literatur überhaupt nicht bedacht wurde. Außerdem wollen wir den Fokus auf Gesprächstechniken und Gesprächsverfahren legen, um die Teilnehmenden dahingehend zu qualifizieren, Gespräche zu steuern, ihre eigenen Ziele durchzusetzen und ein großes Spektrum an Integrationsmöglichkeiten für andere Professionen bereitzustellen.
Text: Das Interview führte Tanja Breukelchen, freie Journalistin. Der Text erschien online am 12. August 2019 im hsg-magazin.
Aufmacher: Prof. Dr. Thomas Hering bringt den Studierenden die Forschungsmethoden nahe. Foto: hsg Bochum/Jürgen Nobel