
Theorie und Praxis Hand in Hand
Zu den innovativen Lehr- und Lernkonzepten der hsg Bochum gehören die Skills-Labs, die den beruflichen Alltag nahezu realistisch nachbilden und es den Studierenden ermöglichen, vom ersten Semester an Theorie und Praxis optimal zu vereinen. So gibt es unter anderem einen komplett eingerichteten Kreißsaal, eine seniorengerechte Wohnung, eine Intensivstation, eine Werkstatt, ein Pflegezimmer… Räume, in denen Studierende lernen, ihr wissenschaftliches Wissen annähernd unter Realbedingungen in die Praxis zu überführen.

DiPS-Lab: Daten für Taten
Der Bildschirm färbt sich. Die Karte taucht in Grüntöne unterschiedlicher Nuancen. Ein neues Thema und wieder verändert die Karte ihr Aussehen. Prof. Dr. habil. Heike Köckler, Dekanin des Departments of Community Health, und Daniel Simon, wissenschaftlicher Mitarbeiter, schauen auf den Maptable des DiPS-Lab. „DiPS steht für Digitale Methoden partizipativer Sozialraumanalyse“, sagt Heike Köckler und erklärt weiter: „Wir möchten Sozialräume, in denen Menschen leben, arbeiten, ihre Freizeit verbringen, aus der subjektiven Sicht der Menschen vor Ort analysieren. Die Daten sollen als Entscheidungsgrundlage für gesundheitsfördernde Präventionen genutzt werden. Durch die digitale Methode wollen wir mehr Menschen erreichen. Es ist wie ein Online-Fragebogen, aber georeferenziert, das bedeutet, dass die Daten einem geographischen Raum zugeordnet werden. Um die Qualität zu sichern, bitten wir die befragten Personen, den Ort zusätzlich zu beschreiben, damit wir sicher sein können, dass es wirklich der richtige ist, den sie auf der Karte gezeigt haben.“
Beispiel Lärmbefragung in Bochum-Wattenscheid: Via Smartphone oder am Computer konnten die Teilnehmer*innen Orte auf einer Karte markieren und beschreiben, die sie als sehr laut oder eher leise empfinden. Das Ergebnis: Als besonders laut wahrgenommene, zum Beispiel der Autobahn nahe oder an Industriegebieten grenzende Orte stechen farblich hervor. Im Rahmen zweier Workshops wurden die Ergebnisse mit Mitarbeiter*innen der Stadtverwaltung im Bochumer Rathaus und im Quartiersbüro Wattenscheid präsentiert, „denn es ist wichtig, Daten für Taten zu erheben“, betont Köckler. „Wir möchten, dass die Menschen gehört und ihre Verbesserungsvorschläge umgesetzt werden.“
Bei der Angstraumbefragung rund um das Gelände der Hochschule ist genau das geschehen. „Um zu zeigen, wie das DiPS-Lab funktioniert, haben wir eine Umfrage gestartet und Studierende und Mitarbeiter*innen gefragt, an welchen Orte sich ein Unwohlsein oder Angstgefühl einstellt und aus welchen Gründen“, erklärt Daniel Simon. „Dazu gab es Eigenschaften wie mangelnde Einsehbarkeit, schlechte Beleuchtung oder Dreck am Ort. Zusätzlich haben wir Tageszeiten und Jahreszeiten abgefragt, ob es Unterschiede oder Schwerpunkte gibt. Dazu kamen Infos zur Person.“ – Daten, denen im Idealfall Taten folgen.

Ergotherapie: Im Alltag zuhause
Gar nicht so einfach: In der Küche sitzen Student*innen um einen Tisch herum und versuchen, mit speziellen Hilfsmitteln wie einem Einhänderbrett oder einem besonders leichtem Messer für Arthrosepatient*innen Äpfel zu schälen. Im Wohnzimmer probieren Viertsemestler*innen eine spezielle Computer-Tastatur aus. Und im Schlafzimmer hievt sich ein Student mit Hilfe eines Transferbretts vom Rollstuhl ins Bett. Selbsterfahrung für die Studierenden. Sie sollen spüren, welche Hürden es für Menschen mit Behinderung oder für alte Menschen gibt, sollen Hilfsmittel erkennen und zuordnen können. Und das alles an einem Ort, der überrascht: Eine voll eingerichtete Wohnung im Hochschulgebäude, unter anderem mit Bad, einigen Rollstühlen, Wohnzimmer, Schlafzimmer und großer Wohnküche.
„Die Wohnung ist für uns besonders wichtig“, erklärt die Ergotherapeutin Ina Roosen, die an der Hochschule im Studiengang Ergotherapie als wissenschaftliche Mitarbeiterin arbeitet. „Betätigung findet immer im Alltag statt. Das könnte ich natürlich in einem normalen Seminarraum simulieren. Doch damit die Studierenden das alles wirklich alltags- und praxisnah üben können, gibt es zusätzlich diese Wohnung.“ Und es gibt noch mehr: „Wir nutzen Räume des Interprofessionellen Gesundheitszentrums (InGe) der hsg Bochum, um den Studierenden Therapiematerial und Behandlungsmethoden für Kinder und Erwachsene näher zu bringen. Unter anderem machen wir Wahrnehmungskurse zum Thema Reizverarbeitung: Mit dicken Handschuhen ein Puzzle für Dreijährige machen, ganz viele Geschichten gleichzeitig hören… Damit die Studierenden verstehen, warum es einen im Alltag so einschränkt, wenn die Wahrnehmung getäuscht ist.“
Im Erdgeschoss der hsg Bochum gibt es sogar eine eigene Werkstatt für die Ergotherapeut*innen. Roosen: „Es gibt in den staatlichen Prüfungen auch eine Handwerksprüfung, bei der unsere Studierenden handwerklich tätig sein müssen, da viele Kliniken dem Handwerk einen großen Stellenwert einräumen, zum Beispiel als Arbeitstherapie. Wir wollen schauen: Wann ist das Handwerk relevant? Auf welche Art? Und wie kann man das in ergotherapeutische Interventionen einbauen? Die Studierenden lernen zu einzuschätzen, bei welchen Klient*innen und in welchen Situationen handwerkliche Techniken sinnvoll therapeutisch eingesetzt werden können.“

Hebammenwissenschaft: Zu Besuch im Kreißsaal
Sofort bekommt man das Gefühl, das Köpfchen halten zu müssen. „Sie wiegt drei Kilo. Das entspricht ungefähr dem Geburtsgewicht“, sagt Ruth Berghoff, wissenschaftliche Mitarbeiterin im Studienbereich Hebammenwissenschaft. Das Skills-Lab der Hebammen fasziniert: „Das fängt bei den unterschiedlichen Baby- oder Simulationspuppen an. Bei der Badepuppe ist das lebensechte Gewicht wichtig, damit man sie wirklich richtig hält, und sich direkt das richtige Handling von einem Säugling einprägt.“
Es gibt ein Badezimmer mit Geburtsbadewanne, ein Schlafzimmer, das das häusliche Wochenbett nachstellt, einen Kreißsaal, einen Raum mit Ultraschallgerät und einen Raum für das klinische Wochenbett, wo Wochenbettbesuche nachgestellt und geübt werden können. „Hier werden beispielsweise zunächst einzelne Handlungsabläufe und Fertigkeiten – wie den Fundus zu ertasten, also den Höhenstand der Gebärmutter – eingeübt, außerdem wie man das Kind im Wochenbett versorgt. Sind alle einzelnen Handlungsschritte durchgeführt gibt es zum Modul-Abschluss eine große Übung, in der dann der ganze Wochenbett-Besuch realitätsnah anhand von Fallbeispielen nachgespielt wird. Wir fangen also mit kleineren Fertigkeiten an und es kommen immer komplexere Übungen, bis hin zu Notfallsituationen, dazu. Auch Kommunikationsschulungen sind Bestandteil des Fertigkeitentrainings. So bauen sich die Übungseinheiten Stück für Stück auf“, erklärt Berghoff.
In einem blauen Koffer in einem weiteren Raum, in dem pflegerische Tätigkeiten geübt werden, befindet sich ein Arm, dessen Venen man mit Wasser oder Kunstblut füllen und an dem man das Legen von Venenverweilkanülen oder Infusionen beziehungsweise Blutabnehmen üben kann. Es gibt viel zu entdecken, unter anderem einen großen Paternoster, den man im Kreis fahren lassen kann, so dass immer wieder andere lebensecht wirkende Frauenpuppen an einem vorbeifahren. „Da kommt Frau Freitag“, sagt Ruth Berghoff und streicht der Simulationspuppe freundschaftlich über den Kopf. „Unsere geburtshilfliche Puppe. Frau Freitag kann umgebaut werden. Sie kann schwanger sein, gebären oder im Wochenbett sein. Im Wochenbett kann man den Bauch so umbauen, dass der Fundusstand getastet werden kann. Jetzt ist sie gerade schwanger. Den Bauch kann man mit dem Blasebalg aufpumpen, um zum Beispiel die Leopold-Handgriffe zu üben. Das sind Handgriffe, mit denen die Lage des Kindes im Bauch, seine Größe und die Fruchtwassermenge von außen über die Bauchdecke der Frau getastet werden.“
Im Raum neben Frau Freitag liegt noch ein weiblicher High-Tech-Simulator, die sogenannte SimMom®. Anhand eines Computerprogramms kann man mit ihr verschiedene Situationen im Rahmen der Geburtsbetreuung und insbesondere Notfallszenarien nachspielen. Die Szenarien werden zunächst programmiert und können dann abgespielt werden. Diese Situationen werden zudem gefilmt und im Anschluss in einem sogenannten Debriefing gemeinsam besprochen und reflektiert werden.

Das Stadtteillabor: Mitten im Leben
Ein Ort, nicht weit entfernt von der hsg Bochum – und doch wie eine andere Welt. Mitten in der Bochumer Hustadt. Eine in den Sechziger- und Siebzigerjahren im Zuge des Baus der Ruhr-Universität entstandene Großwohnsiedlung mit rund 1.100 Wohnungen in vier- bis vierzehngeschossigen Häusern. Heute leben dort rund 3.000 Menschen aus weit mehr als 40 Nationen, unter anderem Kurden aus der Türkei, Syrien, dem Irak und Menschen aus dem Iran, Somalia, Eritrea, der Mongolei und Afghanistan. Mehr als 90 Prozent Migrationshintergrund, viele Ressourcen und ein riesiges Engagement, aber auch Probleme. Hier unterstützt unter anderem der Bürgertreff ‚HUkultur‘ am Brunnenplatz, dem Herzen der Hustadt. Und genau dort, wenige Türen weiter, liegt das Stadtteillabor, das Dr. Christiane Falge, Professorin für ‚Gesundheit und Diversity‘ im Department of Community Health, mit ihrem Team aufbaut.
Die 47-Jährige ist Ethnologin, hat bereits in afrikanischen Flüchtlingscamps gelebt und später in einer Wohngemeinschaft in den USA mit ehemaligen Kindersoldaten gewohnt. Falge: „Das Eintauchen in das Untersuchungsfeld war immer die zentrale Methode meiner ethnografischen Forschungen – ob in einer Lehmhütte im äthiopischen Flüchtlingscamp oder in den Subburbs resettelter Geflüchteter im Mittleren Westen.“ Und genau das geschieht auch im Stadtteillabor, was räumlich im HULabor verortet ist, einem ganz normal aussehenden Seminarraum im Viertel, der vom Quartiersmanagement bereitgestellt wird. Von dort forschen Wissenschaftler*innen und Anwohner*innen auf Augenhöhe zur gesundheitlichen Ungleichheit, die unter anderem bei Menschen mit Migrationshintergrund entsteht. „Zunächst erlernen alle die gleichen Grundlagen, darunter Zugangstechniken, wie man sich dem „Feld“ annähert, dort teilnehmend beobachtet oder die Auswertung von Fragebögen“, erklärt Falge. Danach gehe man „ins Feld“, spricht mit den Menschen vor Ort. „Sie wissen so viel über ihre eigenen Ressourcen und über die Formen informeller Ausgrenzung, die sie tagtäglich erleben. Wissen, das wir nutzen können, um die Lebensqualität und den Zugang zur Gesundheitsversorgung zu verbessern. Die Menschen, die wir hier schulen, haben bereits Vertrauen im Stadtteil und verfügen vor allem über Wissen“, erklärt die Professorin.
Über Menschen, die an Orten wie der Hustadt leben, gibt es sehr wenige ethnografische Studien, betont Falge: „Wir wissen viel zu wenig über sie. Würde man hier Fragebögen verschicken, landeten die meisten im Mülleimer. Also fragen wir direkt – nach den Strukturen vor Ort, nach Bedürfnissen und Sorgen.“ Das Ziel: „Wir wollen durch diese Erhebung Präventionskonzepte entwickeln, informelle Ausgrenzungsstrukturen verringern, eine neue Evidenzbasis aufbauen.“

Logopädie: Wissenschaft und Praxis Hand in Hand
„Zwischen dem Behandlungs- und Beobachtungsraum ist eine einseitig durchsehbare Spiegelglasscheibe, sagt Steffen Glückselig, Lehrkraft für besondere Aufgaben im Studienbereich Logopädie der hsg Bochum, und steht in einer der insgesamt fünf Lehr- und Forschungsambulanzen, kurz ‚LuFas‘ genannt. „Die LuFas ermöglichen den Studierenden, Teile der Praxis mit realen Patient*innen oder Mitstudierenden durchzuführen, teilweise direkt eingebunden in Lehrveranstaltungen. Die Studierendengruppe im Beobachtungsraum erhält spezifische Analyseaufgaben und begleitet live eine Behandlung mit einer*einem Patientin*en. Später werden in Reflexionsgesprächen Beobachtungsergebnisse besprochen und Alternativen überlegt und diskutiert“, erläutert Glückselig. Denn die Proband*innen werden nicht auf Rezept behandelt. Es handelt sich um Modelltherapien.
Zusätzlich zu den LuFas verfügt die Hochschule über ein Schallanalyse-Labor, erklärt Glückselig, „in dem wir in der Lage sind, hochqualitative Tonaufnahmen aufzuzeichnen und diese zu visualisieren. So kann man noch mehr in die Tiefe gehen, kann die akustischen Merkmale von Sprache auflösen bis in den Tausendstelsekundenbereich.“ Die Interventionen werden mit speziellen Kameras gefilmt. Im eigenen Videolabor können diese Filme dann nachbearbeitet und als Lehrfilme aufbereitet werden. Das so gewonnene Material wird thematisch geordnet und in eine Datenbank, die Kasuthek®, eingegeben. „Die Fälle können wir dann in der Lehre nutzen, so dass alle davon profitieren können“, erklärt Studiengangskoordinatorin Silvia Gosewinkel und öffnet das Materiallager: „Wir haben über viele Jahre einen gut ausgestatteten Materialfundus zu vielen Störungsbildern aufgebaut, von aktuellen Übungsmaterialien zur Wortschatztherapie und mundmotorischen Übungen bis hin zu Materialen zur Aphasietherapie.“

Pflege: Der Berufsrealität nachempfundene Lernumgebung
Um pflegerische Tätigkeiten in einem der beruflichen Realität nachempfundenen Umfeld zu lernen und somit Theorie und Praxis optimal zu verbinden, ermöglicht das Skills-Lab im Studiengang Pflege neue und innovative Lernformen. So besteht unter anderem auf einer Intensivstation die Möglichkeit, Kenntnisse, Routine und manuelle Fähigkeiten in einem absolut realitätsnahen Umfeld zu trainieren. Es gibt Schläuche, Digitalanzeigen, Bildschirme, eine Wandleiste mit Sauerstoffanschluss. „All das funktioniert tatsächlich, sodass wir die Intensivpflege realistisch nachbilden können“, erklärt Wenke Cremer, wissenschaftliche Mitarbeiterin für den Bereich Training und Transfer.
Sie führt durch das Skills-Lab, zeigt ein dem pflegerischen Alltag nachempfundenes Krankenpflegezimmer, das nur wesentlich größer ist als im Klinikalltag, damit dort mehrere Studierende gemeinsam arbeiten können. Im Raum liegen unter anderem Pflegesimulatoren, an denen Pflegehandlungen wie das Legen von Blasenkatheder oder Magensonden geübt werden können.
Es gibt ein großes Lager, unter anderem mit Spritzen, Infusionsschläuchen und Kitteln sowie ein Stationszimmer, in dem es ein Dokumentationssystem gibt, an dem die Studierenden die Pflegemaßnahmen, die sie durchgeführt haben, so wie in der Klinik dokumentieren können. Der Raum dient zugleich als Selbstlernort, in den Schränken stehen anatomische Modelle.
Es gibt ein Krankenpflegezimmer, eine Säuglingsintensivstation, Säuglingszimmer, Kinderpflegezimmer und Altenpflegezimmer. In diesen Räumen finden sich Betten für Früh- und Neugeborene, Inkubatoren, eine Reanimationseinheit und Arme, an denen man die Blutabnahme oder das Legen der Kanüle üben kann. Das Department Pflegewissenschaft nutzt zudem die seniorengerechte Wohnung, die auch der Studienbereich Ergotherapie einsetzt.
Üben im geschützten Raum, bevor es hinaus in die Praxis geht. „Ziel ist es, dass die Studierenden die Pflegemaßnahmen vorher schon mal an Simulatoren, gegenseitig an sich oder an Simulationspatient*innen erproben können“, erklärt Cremer.

Physiotherapie: In den Skills-Labs Technik, Wissenschaft und Praxis vereinen
„Physiotherapeut*innen sind die Bewegungsexpert*innen. Das Wissen über vielversprechende Ansätze zu Erkrankungen am Bewegungsapparat hat sich in den letzten Jahren stark vervielfacht und muss kontinuierlich kritisch reflektiert werden“, erklärt Prof. Dr. Christian Grüneberg vom Department für Angewandte Gesundheitswissenschaften und Leiter des Studienbereichs Physiotherapie. Im Skills-Lab der Physiotherapeut*innen üben die Studierenden deshalb die Einbindung wissenschaftlicher Erkenntnisse zu Therapieverfahren sowie zum Beispiel die Nutzung moderner technischer Apparate, um neue Erkenntnisse in den Praxisalltag zu integrieren.
Beispielsweise geht es darum, den funktionellen Status von Patient*innen auszuwerten und richtig einzuschätzen. Exemplarisch werden Erkenntnisse aus dem hochmodernen Bewegungsanalyselabor der hsg Bochum mittels 3D-Analysen von Alltagsbewegungen wie das Gangbild von Hüftpatient*innen analysiert und mit ähnlichen Studienergebnissen verglichen. So können spezifische Bewegungsmuster und Muskelaktivitäten untersucht werden und später in der Gruppe am Bildschirm oder Tablet besprochen werden. Gemeinsam werden dann behandlungsrelevante Rückschlüsse für die Lehre, Praxis und Forschung gezogen. Diese und andere (technische) Verfahren wie zum Beispiel die Geräte der medizinischen Trainingstherapie, Krafttests, Verfahren zur Analyse des Herzkreislaufsystems und Bewegungsanalysen werden an Simulationspatient*innen oder realen Klient*innen angewendet – und in den Skills-Labs. Die Skills-Labs verfügen über großzügige Behandlungsräume mit modernen Therapieliegen und unterschiedlichen Materialien, die die praktische Lehre an den Patient*innen mittels unterschiedlichen Lehrmodellen aus der Klinik und Anatomie oder auch Messgeräten wie zum Beispiel ein diagnostische Ultraschallgerät unterstützen.
Zusätzlich zum eigenen Skills-Lab nutzen die Studierenden der Physiotherapie gemeinsam mit Studierenden der anderen Studienrichtungen das Interprofessionelle Gesundheitszentrum (InGe), wo unter anderem neue Versorgungskonzepte entwickelt und im Rahmen von Studien und Projekten unter anderem in Kooperation mit den Kooperationspartnern angewendet werden.

Der Quartierstreff: Gespräche mit Bürger*innen
Im zweiten Obergeschoss der Hochschule, Gesundheitscampus 8, wurde ein Quartierstreff eingerichtet. „Dort können in entspannter Atmosphäre – ganz ähnlich wie in einem Stadtteiltreff – Gespräche zwischen Bürger*innen und Studierenden stattfinden“, erklärt Prof. Dr. Tanja Segmüller, Professorin für Alterswissenschaften im Department of Community Health. „Ziel ist es, mit Menschen aus Quartieren zusammenzuarbeiten und gemeinsam mit Studierenden Formen der quartiersbezogenen gesundheitlichen Versorgung und Gesundheitsförderung zu erproben. Es kann zum Beispiel darüber gesprochen werden, wie ein altenfreundliches Quartier nach Meinung der Bürger*innen aussehen soll oder welche Hilfen sich pflegende Angehörige vor Ort wünschen.“
In dem gleich gegenüber liegenden Quartiersbüro können die Studierenden die Arbeit einer Quartiersentwickler*in kennenlernen oder selber Beratungsgespräche üben, die durch eine Scheibenwand beobachtet und direkt ausgewertet werden können. Für die Arbeit bietet wiederum das DiPS-Lab wichtige Daten und die Möglichkeit zur gemeinsamen Arbeit an Stadtteilkarten. Segmüller: „Vorhandene Daten der Kommunen können zum Beispiel mit selbst erhobenen Daten übereinander gelegt und dann diskutiert werden.“
Text: Tanja Breukelchen, freie Journalistin. Der Text erschien am 6. September 2019 im hsg-magazin.
Aufmacher: Das Bild zeigt einige Studentinnen der hsg Bochum bei der Arbeit in einem der Skill-Labs. Foto: hsg Bochum/Volker Wiciok