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Foto: HS Gesundheit/Volker Wiciok

Lunch Lectures an der hsg

18. Dezember 2017

Im Interview beantwortet Prof. Dr. Nina Gawehn, die an der Hochschule für Gesundheit (hsg) Professorin für Psychologie und Gleichstellungsbeauftrage ist, drei wichtige Fragen zur Lunch Lecture.

Was genau ist eigentlich eine ‚Lunch Lecture‘ und wer ist hierzu eingeladen?

Prof. Dr. Nina Gawehn: Die Idee dabei ist es, sich inhaltlich mit einem gleichstellungsrelevanten Thema zu beschäftigen und sich mit Kolleg*innen dazu auszutauschen. Das gemeinsame Essen bietet dabei einen angenehmen Rahmen und eine entspannte Atmosphäre. Damit ist die Lunch Lecture auch in den üblichen Arbeitstag eingepasst, quasi als eine verlängerte Mittagspause, und muss nicht als Add-On am späten Nachmittag oder Abend noch an einen langen Arbeitstag angehängt werden. Denn gerade das ist ja mit Familienaufgaben nicht so gut vereinbar.

Eingeladen sind alle Mitarbeiter*innen der Hochschule für Gesundheit, die sich für das Thema interessieren. Frauen und Männer natürlich gleichermaßen, denn die Themen sind ja für alle relevant.

Warum ist es wichtig, dass es so eine Veranstaltung an der hsg gibt?

Gawehn: Die Gleichstellung von Frauen und Männern ist rechtlich verankert, zum Beispiel im Landesgleichstellungsgesetz (LGG). Gesetzlich sind Frauen und Männer gleichgestellt. Eine tatsächliche Geschlechtergerechtigkeit ist aber trotzdem noch nicht komplett erreicht, was man beispielsweise an dem sogenannten gender pay gap, also dem geschlechtsspezifischen Lohngefälle, oder auch an der „gläsernen Decke“ gut erkennen kann. Die „gläserne Decke“ ist ein sprachliches Bild für nicht sichtbare strukturelle Barrieren, versteckte Benachteiligungen oder Ausschlussmechanismen auf dem Karriereweg zu den wirklichen Spitzenpositionen.

Nehmen wir mal die wissenschaftliche Karriere, zum Beispiel in der Medizin, als Paradebeispiel für eine sogenannte leaky pipeline: hier gibt es einen deutlichen Gap zwischen dem Anteil der weiblichen Studienanfängerinnen und -absolventinnen und dem Anteil von Frauen bei Habilitationen, besetzten Professuren oder auch Positionen als Chefärztin. Zwar sind Frauen mindestens gleichwertig ausgebildet, aber irgendwo auf dem Weg auf der Karriereleiter – meist auf dem Weg zu den wirklich hochqualifizierten, kompetitivsten Positionen – begegnet vielen dann doch die „gläserne Decke“. Ab da geht’s offenbar nicht mehr gleich häufig weiter.

Es kann also noch eine Menge für die Geschlechtergerechtigkeit getan werden. Für eine Hochschule wie die hsg heißt das, sie muss das Thema gender mainstreaming „leben“, um geschlechtergerecht zu sein. In jedem Gremium, auf jeder Ebene in jedem Prozess muss mitgedacht werden, ob Entscheidungen Auswirkungen auf die Gleichstellung von Frauen und Männern haben. Damit das klappen kann, wollen wir für die Themen sensibilisieren, die mit Gleichstellung zusammenhängen. Und dafür nutzen wir auch die Lunch Lecture.

Wie waren denn die Rückmeldungen zu den ersten beiden Lunch Letcures?

Gawehn: Ganz positiv! Neben dem fachlichen Input zur gendersensiblen Lehre von den beiden Referentinnen Dr. Beate Kortendiek und Dr. Heike Mauer aus dem NRW-Netzwerk Frauen- und Geschlechterforschung wurden die Möglichkeit des Austauschs und natürlich auch das Buffet gelobt. Die zweite Lunch Lecture fand dann zum Landesgleichstellungsgesetz statt und umfasste einen Input des Fachjuristen Jens Mellinghaus. Auch hier gab es ein sehr gutes Feedback der Teilnehmer*innen. Insgesamt wurden die Lunch Lectures zum Informieren, Diskutieren und Networking genutzt. Gerade das Thema der Förderung der Vereinbarkeit wissenschaftlicher Karriere mit Familienaufgaben wurde uns als großes Anliegen von Nachwuchswissenschaftlerinnen benannt. Und so wollen wir die Lunch Lecture auch verstanden wissen: als offenes Forum, in welchem auch Bedarfe an uns als Gleichstellungsbeauftragte herangetragen werden können. Vorschläge für weitere Lunch Lectures sind uns deshalb sehr willkommen.


Die dritte Lunch Lecture zum Thema „Sexuelle Diskriminierung an Hochschulen“ findet am 20. Juni 2018 in der Hochschule für Gesundheit statt. Anmeldungen sind möglich per Mail an gleichstellung@hs-gesundheit.de


Das Interview führte Dr. Anna Knaup, Online-Redakteurin des hsg-magazins
Aufmacher: hsg/Volker Wiciok

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